In der Welt gab es jetzt einen interessanten Artikel dazu, "Warum die Volksparteien nur noch Klone sind".
Achtung, extra für APH, da er die Funktion von Anführungszeichen nicht kennt, hier kommt mein Kommentar:
Ich glaube, wer keine Wahl zwischen den Inhalten hat, warum soll der wählen? Inzwischen sind alle großen Parteien für Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Freiheit, Toleranz gegenüber allem, hohe Steuern (bis auf die FDP), Einwanderung, ungebremste Globalisierung mit all ihren Folgen (Arbeitsplatzverlagerung in Billiglohnländer) und die Verteidigung der Interessen anderer Nationen und der EU, nicht aber von Deutschland. Die sogenannten Volksparteien jedenfalls. Sie unterscheiden sich nur noch in Nuancen. Man wird doch ständig verarscht, egal, was die Parteien vor den Wahlen sagen, gebunden sind sie an nichts, es interessiert sie auch nicht. Leute mit kreativen Ideen, ala Kirchhoff werden fallen gelassen, man will sich nicht von anderen Parteien unterscheiden und knickt bei der geringsten Kritik sofort ein. Wo sind bei uns die Bürgerentscheide? Wieso machen diese Berufspolitiker was sie wollen, nicht aber, was das Volk will? Wieso befragt man das Volk nicht direkt?
Ansonsten spiegelt sich die Gesellschaft in keinster Weise in den heutigen gewählten Abgeordneten. So auch nicht in der Sozialstruktur des Parlaments, dessen grösste Berufsgruppe die Gruppe der Berufspolitiker ist. Auch die Ansichten der Bürger spiegeln sich nicht in den Parlamenten. Im Gegenteil wird in zentralen Fragen, man denke dabei an den Türkeibeitritt, entgegen dem Willen der Bürger gehandelt.
Das Selbstverständnis der Politiker ist zweifellos das einer Elite, die einer für dumm gehaltenen Masse belehrend gegenüber tritt.
Hier der Artikel:
http://www.welt.de/data/2006/12/01/1129897.html
"Die vorderen Teile der Wochenmagazine lesen wir immer seltener. Auch die ersten Seiten der großen Tageszeitungen überspringen wir häufig. Wenn wir irgendwo auf ein Politikerinterview stoßen, blättern wir um - mit dem Gefühl, nichts Wichtiges zu versäumen. Sonntags meiden wir Nachrichtensendungen, weil sie größtenteils aus Sprechblasen bestehen, die Politiker von sich gegeben haben, um am Wochenende ins Radio oder ins Fernsehen zu kommen. Größere Bildungslücken sind dadurch bisher nicht entstanden. Immer weniger Menschen in unserem Freundeskreis fühlen sich einer Partei zugehörig. Die meisten wählen mal diese, mal jene und begründen es mit dem jeweils "kleineren Übel".
Die Erosion der Volksparteien ist im vollen Gange. Jahr für Jahr treten Zehtausende aus. Das Durchschnittsalter der verbleibenden Mitglieder steigt rapide. In der CDU liegt es mittlerweile bei 55,3 Jahren. Da könnten wir beide noch als knackige Nachwuchspolitiker durchgehen. Dennoch bleiben wir lieber Senior-Kolumnisten, denn unsere Erfahrungen mit der Parteienkultur sind nicht gerade inspirierend.
Der Journalistenberuf bringt es mit sich, dass wir von Zeit zu Zeit auf Parteitage oder ähnliche Veranstaltungen geraten. Dort merkt der Außenstehende schnell: Er betritt ein Biotop, das besondere Lebensformen hervorbringt. Als Erstes fällt auf, dass die meisten Anwesenden sehr ähnlich wirken. Egal ob Aktionäre, Zahnärzte oder Angler: Jede andere Gruppe wirkt bunter und vielfältiger. Offenbar sind in Parteien Kräfte am Werk, die einen bestimmten Typus hervorbringen. Leute, die einen unwillkürlich an jene Mitschüler erinnern, die sich freiwillig zum Tafeldienst meldeten.
Dieses Klonhafte wurde in den letzten Jahren immer augenfälliger. Schon in den Jugendorganisationen begegnen einem die typischen Parteiwesen in so großer Zahl, dass man manchmal glaubt, es gäbe einen geheimen Ort, wo man sie züchtet. Wahrscheinlich ist es aber wie mit den Zeitschriften am Kiosk. Die sehen auch immer ähnlicher aus, seit sie nicht mehr aus einer Idee geboren, sondern von Marketingexperten als Werbeumfeld konzipiert werden. Genauso ist es wohl bei der Herstellung jenes Menschentyps. Wenn man Überzeugungen entfernt und die Leerstelle mit Umfrageergebnissen füllt, kommen eben Sigmar Gabriel oder Jürgen Rüttgers dabei heraus. Wenn trotzdem mal einer durchflutscht, der nicht umfragesüchtig und medienhörig ist, wird er glatt geschliffen. Fraktionspeitsche und Karrierezuckerbrot machen aus fast jedem Individuum auf Dauer einen Replikanten.
Es gab mal eine Zeit, da gaben Parteien Orientierung bei der Suche nach einer besseren Zukunft. Das haben sie lange aufgegeben. Ihre Betriebsamkeit erschöpft sich darin, zunächst gesellschaftliche Trends zu ignorieren, ihnen dann hilflos zuzusehen und schließlich mit viel Getöse anzuerkennen, dass es ist, wie es ist. Nichts, was die Welt in jüngerer Vergangenheit bewegte, hatte irgendetwas mit Parteiprogrammen zu tun. Auch soziale Umwälzungen fanden ohne Parteien statt. Die deutsche Revolution von 1989 war ein völlig ungeplanter Bürgeraufstand. Als die Sache erledigt war, gingen die Bürger wieder nach Hause und ließen keine Organisation zurück.
Die Volksparteien werden ihr weiteres Schrumpfen nicht durch PR-Kampagnen verhindern können. Sie irren fundamental: Nicht die Menschen, die ihnen weglaufen, werden unpolitisch. Sie selbst sind es geworden. Sie haben jeden Anspruch auf Gestaltung aufgegeben. Mut- und ideenlos kann jedoch jeder für sich allein sein, dazu braucht niemand eine Partei."
Achtung, extra für APH, da er die Funktion von Anführungszeichen nicht kennt, hier kommt mein Kommentar:
Ich glaube, wer keine Wahl zwischen den Inhalten hat, warum soll der wählen? Inzwischen sind alle großen Parteien für Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Freiheit, Toleranz gegenüber allem, hohe Steuern (bis auf die FDP), Einwanderung, ungebremste Globalisierung mit all ihren Folgen (Arbeitsplatzverlagerung in Billiglohnländer) und die Verteidigung der Interessen anderer Nationen und der EU, nicht aber von Deutschland. Die sogenannten Volksparteien jedenfalls. Sie unterscheiden sich nur noch in Nuancen. Man wird doch ständig verarscht, egal, was die Parteien vor den Wahlen sagen, gebunden sind sie an nichts, es interessiert sie auch nicht. Leute mit kreativen Ideen, ala Kirchhoff werden fallen gelassen, man will sich nicht von anderen Parteien unterscheiden und knickt bei der geringsten Kritik sofort ein. Wo sind bei uns die Bürgerentscheide? Wieso machen diese Berufspolitiker was sie wollen, nicht aber, was das Volk will? Wieso befragt man das Volk nicht direkt?
Ansonsten spiegelt sich die Gesellschaft in keinster Weise in den heutigen gewählten Abgeordneten. So auch nicht in der Sozialstruktur des Parlaments, dessen grösste Berufsgruppe die Gruppe der Berufspolitiker ist. Auch die Ansichten der Bürger spiegeln sich nicht in den Parlamenten. Im Gegenteil wird in zentralen Fragen, man denke dabei an den Türkeibeitritt, entgegen dem Willen der Bürger gehandelt.
Das Selbstverständnis der Politiker ist zweifellos das einer Elite, die einer für dumm gehaltenen Masse belehrend gegenüber tritt.
Hier der Artikel:
http://www.welt.de/data/2006/12/01/1129897.html
"Die vorderen Teile der Wochenmagazine lesen wir immer seltener. Auch die ersten Seiten der großen Tageszeitungen überspringen wir häufig. Wenn wir irgendwo auf ein Politikerinterview stoßen, blättern wir um - mit dem Gefühl, nichts Wichtiges zu versäumen. Sonntags meiden wir Nachrichtensendungen, weil sie größtenteils aus Sprechblasen bestehen, die Politiker von sich gegeben haben, um am Wochenende ins Radio oder ins Fernsehen zu kommen. Größere Bildungslücken sind dadurch bisher nicht entstanden. Immer weniger Menschen in unserem Freundeskreis fühlen sich einer Partei zugehörig. Die meisten wählen mal diese, mal jene und begründen es mit dem jeweils "kleineren Übel".
Die Erosion der Volksparteien ist im vollen Gange. Jahr für Jahr treten Zehtausende aus. Das Durchschnittsalter der verbleibenden Mitglieder steigt rapide. In der CDU liegt es mittlerweile bei 55,3 Jahren. Da könnten wir beide noch als knackige Nachwuchspolitiker durchgehen. Dennoch bleiben wir lieber Senior-Kolumnisten, denn unsere Erfahrungen mit der Parteienkultur sind nicht gerade inspirierend.
Der Journalistenberuf bringt es mit sich, dass wir von Zeit zu Zeit auf Parteitage oder ähnliche Veranstaltungen geraten. Dort merkt der Außenstehende schnell: Er betritt ein Biotop, das besondere Lebensformen hervorbringt. Als Erstes fällt auf, dass die meisten Anwesenden sehr ähnlich wirken. Egal ob Aktionäre, Zahnärzte oder Angler: Jede andere Gruppe wirkt bunter und vielfältiger. Offenbar sind in Parteien Kräfte am Werk, die einen bestimmten Typus hervorbringen. Leute, die einen unwillkürlich an jene Mitschüler erinnern, die sich freiwillig zum Tafeldienst meldeten.
Dieses Klonhafte wurde in den letzten Jahren immer augenfälliger. Schon in den Jugendorganisationen begegnen einem die typischen Parteiwesen in so großer Zahl, dass man manchmal glaubt, es gäbe einen geheimen Ort, wo man sie züchtet. Wahrscheinlich ist es aber wie mit den Zeitschriften am Kiosk. Die sehen auch immer ähnlicher aus, seit sie nicht mehr aus einer Idee geboren, sondern von Marketingexperten als Werbeumfeld konzipiert werden. Genauso ist es wohl bei der Herstellung jenes Menschentyps. Wenn man Überzeugungen entfernt und die Leerstelle mit Umfrageergebnissen füllt, kommen eben Sigmar Gabriel oder Jürgen Rüttgers dabei heraus. Wenn trotzdem mal einer durchflutscht, der nicht umfragesüchtig und medienhörig ist, wird er glatt geschliffen. Fraktionspeitsche und Karrierezuckerbrot machen aus fast jedem Individuum auf Dauer einen Replikanten.
Es gab mal eine Zeit, da gaben Parteien Orientierung bei der Suche nach einer besseren Zukunft. Das haben sie lange aufgegeben. Ihre Betriebsamkeit erschöpft sich darin, zunächst gesellschaftliche Trends zu ignorieren, ihnen dann hilflos zuzusehen und schließlich mit viel Getöse anzuerkennen, dass es ist, wie es ist. Nichts, was die Welt in jüngerer Vergangenheit bewegte, hatte irgendetwas mit Parteiprogrammen zu tun. Auch soziale Umwälzungen fanden ohne Parteien statt. Die deutsche Revolution von 1989 war ein völlig ungeplanter Bürgeraufstand. Als die Sache erledigt war, gingen die Bürger wieder nach Hause und ließen keine Organisation zurück.
Die Volksparteien werden ihr weiteres Schrumpfen nicht durch PR-Kampagnen verhindern können. Sie irren fundamental: Nicht die Menschen, die ihnen weglaufen, werden unpolitisch. Sie selbst sind es geworden. Sie haben jeden Anspruch auf Gestaltung aufgegeben. Mut- und ideenlos kann jedoch jeder für sich allein sein, dazu braucht niemand eine Partei."