Einen diversen Cast in einen Film oder eine Serie einzubauen, weil man weltweit mehr Menschen ansprechen will, mag zwar ein Gedanke sein, der naheliegend erscheint, aber nur weil jemand die passende Hautfarbe hat, macht ihn das nicht automatisch zu einem Representanten einer ganzen Nation oder eines ganzen Kontinents, damit das Produkt dort für eine höhere Akzeptanz sorgen wird. So funktionieren Menschen eigentlich nicht.
Ich denke auch nicht, dass es wirklich um Nationalität geht, sondern manchmal auch nur um phänotypische und kulturelle Repräsentanz.
Zum Beispiel: Ich bin auch nicht "bio-deutsch" und fand es daher schon als Kiddo sehr cool, deutsche Filme wie Kanak Attack, Chiko, Kurz und Schmerzlos oder aktuell 4 Blocks mit "Meinesgleichen" als Schauspieler zu sehen.
Daher würde ich das ganze nicht abtun mit "So funktionieren Menschen eigentlich nicht" denn eigentlich funktionieren Menschen genauso, indem sie Gesehen werden und Aufmerksamkeit wollen und das schon von Kindesbeinen an und das überall auf der Welt. Scheint wohl ein Grundbedürfnis zu sein
Ich will in einer koreanischen Squid Game Serie auch gar keine Amerikaner oder Afrikaner sehen, weil es nun mal in Südkorea spielt. Jetzt hat die USA einen Vorteil dass es dort multikulturelle Großstädte gibt, so dass man Problemlos einen Quoten-Schauspieler unterbringen kann, aber sobald man in den wilden Westen geht, wirkt das wieder weniger immersiv.
Deine Kritik hat mMn im großen und ganzen Niveau und zeigt Reflektion. Kann auch gut mit deinen Einwänden räsonieren. Jedoch würde ich hier nur einen kleinen Denkanstoß noch geben: Nur weil alte Western ohne Schwarze auskamen, heißt das nicht, dass das der historischen Realität entsprach. Sogar im Gegenteil! Eigentlich sind gerade Western das Paradebeispiel dafür, wie ganze Menschengruppen marginalisiert wurden. Der Westen war voll mit Schwarzen und teilweise auch Chinesen, die schwere Arbeit zum Aufbau des Westens getätigt haben.
Nicht zu vergessen, dass viele alte Westernfilme aus einer Zeit sind, in welcher Schwarze nicht mal vorne im Bus sitzen durften...
Daher behaupte ich mal einfach, dass unser Bild vom Western sehr verfälscht wurde durch das zeitgeistgemäße Framing des alten Hollywoods.
Diese falschen Bilder und Verknüpfungen in unserem Kopf, sind dann wohl wahrscheinlich der Grund, wieso wir Western mit Schwarzen nicht so "immersiv" empfinden. Es irritiert halt die Bilder mit denen wir aufgewachsen sind.
Das gleiche auch mit dem europäischen Mittelalter: Als dieser Shitstorm um Kingdom Come Deliverance aufgrund fehlender Diversität ausbrach, meinten einige, dass es doch keine "braunen" Menschen im mitteleuropäischen Mittelalter gab. Das stimmt aber nicht. Es gab Tartaren, Juden, Sinti und Roma, die sich alle mehr oder weniger phänotypisch vom autochtonen Mitteleuropäer unterschieden haben. Aber weil diese Menschen-Gruppen schon seit Jahrhunderten diskriminiert und marginalisiert werden, meint man heutzutage tatsächlich daran, dass Europa vor paar Jahrhunderten durchgehend blond und blauäugig war...?