Das hat viel mit einer anderen Betrachtung der Dinge zu tun. Wenn es für einen selber okay ist, dann ist es eben okay. WhatsApp bzw. Facebook könnnen mit ihren Deinsten tun und lassen was sie wollen, solange sie nicht gegen Gesetze und ethische Standards verstossen.
Für mich persönlich liegt die Problematik eher darin, dass ich ihr Vorgehen und ihren Umgang mit Kunden und den Daten nicht gutheisse. Facebook hat mehr als genug oft gezeigt, dass ihnen alles ausser Geld völlig egal ist und das ist nichts was ich und viele Andere unterstützen wollen. Es geht dabei darum Grenzen aufzuzeigen. Dass sich eine solche Firma (hoffentlich) nicht alles erlauben kann. Für mich ist es dabei nicht wichtig, ob es Europa nur marginal trifft oder nicht. Nur weil unsere Daten besser geschützt sind, muss uns die restliche Welt nicht egal sein. Monopolähnliche Zustände haben noch nie zum Besseren geführt.
Ich rechne auch nicht damit, dass die grosse Abwanderung kommt. Es ist zu einfach die neuen Nutzerbedingungen einfach anzunehmen. Alles andere wäre ja Aufwand. Aber wenn Alternativen genug grosse Communities haben, um existieren und sich sinnvoll weiterentwickeln zu können, dann ist das im Sinne aller. Auch denen die bei WhatsApp bleiben. Selbst Leuten denen die Datensammlung egal ist, unterstützen normalerweise das Credo, dass Konkurrenz das Geschäft belebt.
So weit so gut. Nun muss ich aber einen grossen Schritt weiter gehen. Die Aussage "die Firmen wüssten dann trotzdem nicht, wer ich wirklich bin. Sie wüssten nur, was ein anonymer Google Account bei einem Nutzer gesammelt hat." muss ich aber doch als naiv einstufen. Firmen die von Datensammlung leben wissen weit mehr über einen, als man denkt. Selbst WENN sie nicht wissen würden, zu welchem Namen bzw. Person Daten gehören, so brauchen sie das auch nicht zwingend zu wissen. Sie interessiert, wie sie dir Werbung von Produkten unter die Nase reiben können, die du normal nicht gekauft hättest. Sie interessiert die Daten an Firmen zu verkaufen, wie sie User so manipulieren können, dass diese ihnen höhere Gewinne bescheren. Verkaufen Daten an beliebige "Kunden". Seien diese noch so zwielichtig. Sie müssen einfach wissen, dass ihre Bemühungen die richtige Person, auf die "richtige" Weise erreichen. Dann kann es ihnen egal sein, ob es sich um Hans Wagner oder Maria Schreiner handelt.
Das Ganze geht sogar so weit, dass man dir nur die Informationen zukommen lässt, die dich in deiner Wohlfühlbubble halten. Und Wohlfühlbubble heisst bei einem Rechtsextremen z.B. die Bestärkung in seinem/ihrem Ausländerhass. Und nein, man kann sich auch anderweitig informieren. Wenn man das will. Die Problematik liegt eher darin, dass sich Menschen immer weniger begegnen, die andere Sichtweisen auf die Welt haben. Umweltextremisten, Fremdenhasser, Verschwörungstheoretiker, sie alle bleiben je länger je mehr unter Ihresgleichen und gegen diese Entwicklung muss man was tun. Und das fängt eben auch im Kleinen an. Auch bei WhatsApp und indem man Facebook und auch anderen Firmen aufzeigt, dass eben nicht alles in Ordnung ist.
Am Ende lachen sich aber die grossen Techfirmen doch ins Fäustchen. Weil eben zu wenig Menschen sich um das Gedanken machen wollen. Sie können höchstens von Regierungen im grossen Stil daran gehindert werden. Aber wenn selbst die USA die Problematik (noch) nicht sieht, wie soll es dann z.B. in China anders sein? Dort sieht man perfekt, wie es laufen kann, wenn Menschen mit ihren Daten nicht nur gelenkt, sondern erpresst werden. Von oberster Stelle.
Ich weiss, von WhatsApp auf solch ein Thema schwenken ist schwierig und ein grosser Sprung. Wer sich aber mal Dokus zum Thema Datensammlung anschaut, wird es besser verstehen. Als Empfehlung würde ich auf Netflix "Das Dilemma mit den Sozialen Medien" nennen oder auf dem ARTEde Youtube Kanal "Chinas mediale Gegenwelt".