Bleibt die Frage,
wer es sich hier lieber leicht macht, als auch mal die Hintergründe solcher "Statistiken" zu durchleuchten. Man nehme z.B. folgenden Text:
Ausländer sind krimineller als Deutsche
Sozial integrierte Ausländer sind sogar gesetzestreuer als Deutsche
Das Thema Ausländer und Kriminalität steht immer wieder im Brennpunkt öffentlicher Diskussionen. Eine oberflächliche und reißerische Berichterstattung in manchen Medien trägt dazu bei, dass das Bild vom „kriminellen Gastarbeiter“ in der Bevölkerung weit verbreitet ist. Notwendig ist eine differenzierte und nüchterne Auseinandersetzung mit der Thematik, da durch die Sammelkategorie „Ausländer“ in den Kriminalstatistiken und die damit zusammenhängende falsche Vorstellung einer pauschalen „Ausländerkriminalität“ falsche Assoziationen geweckt werden.
Ein Vergleich der tatsächlichen Kriminalitätsbelastung der nichtdeutschen Wohnbevölkerung mit der deutschen ist schwierig. Zum einen spiegelt sich in der Polizeistatistik nur der bekannt gewordene Teil der Gesetzesverstöße wider, zum anderen existieren eine Reihe von Hinweisen, dass Straftaten von Ausländern häufiger angezeigt werden als Straftaten von Ausländern. Zudem sind in der Bevölkerungsstatistik Ausländer, die sich illegal oder nur kurzfristig in Deutschland aufhalten, wie zum Beispiel Touristen, Besucher und Durchreisende sowie Grenzpendler und Stationsstreitkräfte, nicht enthalten. Diese Personen werden jedoch in der Kriminalstatistik mit gezählt und nur zum Teil gesondert ausgewiesen.
Unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen betrug 1999 der Anteil von Illegalen, Touristen/Durchreisenden und Stationisierungsstreitkräften 28,3 Prozent. Ohne diese nicht zur Wohnbevölkerung zählenden Gruppen reduziert sich der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen an der Gesamtzahl der unter Tatverdacht stehenden Personen auf 19,1 Prozent (1999). Der Anteil der Kerngruppe der nichtdeutschen Bevölkerung – Arbeitnehmer, Gewerbetreibende und Schüler – unter den ausländischen Tatverdächtigen beträgt übrigens nur 27,1 Prozent. Zu berücksichtigen ist ferner, dass gegen mindestens jeden Vierten nichtdeutschen Tatverdächtigen (1999: 29,7 Prozent) wegen einer Straftat nach dem Ausländergesetz oder dem Asylverfahrensgesetz ermittelt worden ist. Solche Straftatbstände können von Deutschen gar nicht begangen werden.
Analysen zur Entwicklung der Kriminalität stützen sich zumeist auf die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), in der nur die von der Polizei ermittelten Tatverdächtigen, nicht aber die Angeklagten oder Verurteilten, gezählt werden. Welche Ergebnisse können aus der PKS gezogen werden? 1999 besaßen 26,6 Prozent (1998: 27,1 Prozent) der von der Polizei registrierten Tatverdächtigen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Seit 1993 ist der Anteil der Nichtdeutschen an allen Tatverdächtigen kontinuierlich von 33,6 Prozent (1993) auf 26,6 Prozent (1999) zurückgegangen.
Ein Vergleich der Kriminalitätsbelastung von Deutschen und Nichtdeutschen wird zudem durch die unterschiedliche strukturelle Zusammensetzung der beiden Bevölkerungsgruppen (Alters-, Geschlechts- und Sozialstruktur) erschwert. Die sich in Deutschland aufhaltenden Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind im Vergleich zu den Deutschen häufiger männlich, unter 30 Jahre alt und Großstadtbewohner und besitzen somit häufiger Merkmale, die auch bei Deutschen mit einem höheren Kriminalitätsrisiko verbunden sind. Verschiedene wissenschaftliche Studien kommen vor diesem Hintergrund übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass erwachsene Ausländer, die seit langem in Deutschland leben, gesetzestreuer sind als Einheimische mit vergleichbarem Sozialprofil.
Quelle, kompletter Text und weitere Überlegungen gegen rechte "Argumente": http://www.bnr.de/aktiv/argumentegegenrechts/kriminalitaet
Also halten wir fest:
- 25 % der von "Ausländern" begangenen Straftaten betreffen das Ausländerrecht, können von deutschen also gar nicht begangen werden
- weitere 28 % der von "Ausländern" begangenen Straftaten werden nicht von Ausländern begangen, die hier dauerhaft leben, sondern von Touristen, Illegalen und Stationierungsstreitkräften (Hinweis für alle Dumpfbacken: auch Amerikaner, Engländer und Franzosen sind "Ausländer", nicht nur Kurden und Roma)
- zuverlässige Aussagen lassen sich nur unter Berücksichtigung soziologischer Faktoren treffen (Vergleich der Sozialprofile von Ausländern vs. Deutsche) ---> http://www.polizei.bayern.de/kriminalistik/forschung/jungeausl.pdf *
*Ausschnitt:
Aussagen zur Kriminalität von jungen Ausländern und Deutschen beziehen sich ganz überwiegend auf kriminalstatistische Daten, und hier insbesondere auf die der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Erkenntnisse zum Dunkelfeld lagen bisher kaum vor; diese Situation hat sich erst vor kurzem durch die zumindest in Teilen schon veröffentlichten Ergebnisse der durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) in mehreren deutschen Städten durchgeführten repräsentativen Schülerbefragungen verbessert. Allerdings wird die Aussagekraft der PKS-Daten und ihre Eignung für eine vergleichende Analyse der Kriminalitätsbelastung von Ausländern und Deutschen immer wieder bezweifelt und ihre entsprechende Verwendung kritisiert. Diese Kritik geht
bis zu der Forderung, auf eine Differenzierung nach der Nationalität der Tatverdächtigen in der PKS zu verzichten, da „die polizeilichen Statistiken diskriminieren“ (IG Metall 1998, 11).
So sehr diese Kritik auch gegenüber den „Analysen“ berechtigt ist, die über einen „ersten, oberflächlichen Blick“ auf die PKS-Daten nicht hinausgehen, so übersieht sie doch, dass nicht die PKS als solche diskriminierend wirkt, sondern der sorglose oder (absichtlich) falsche Umgang mit den in ihr enthaltenen Daten. Mehr noch als von diesem nicht sach- und fachgerechten Umgang mit kriminalstatistischen Daten geht die Gefahr einer Diskriminierung von Ausländern – in Richtung „Ausländer sind krimineller
als Deutsche“ oder „Ausländer, das bedeutet Kriminalität“ - von einer Berichterstattung in den Medien aus, die sich gerade nicht auf systematische Erkenntnisse aus Kriminalstatistiken stützt.
Viel Text, oder?
Tja, man muss schonmal ein bisschen was tun und auch mal nachdenken, das ist natürlich schwieriger als einfach jemandem etwas in die Schuhe zu schieben.
@TheDarkLord:
so etwas verstehe
ich unter "Argumente anbringen", nicht das Verlinken einer Kameradschaftsseite, auf der die Straftaten einiger Ausländer als "Beweis" aufgezählt werden (von 1997 bis 2004 übrigens ganze
157 Straftaten, das ist wirklich überzeugend
).