Denn wie gesagt, Minderwertigkeitsgefühle werden immer bleiben, einfach weil die Umwandlung nicht perfekt ist sondern nur so aussieht und sich durch die Hormone so anfühlt. Deswegen sind viele Transsexuelle ja auch so empfindlich.
Wie viele Transsexuelle hast du denn bereits in deinem Leben gesehen? Ich persönlich noch keinen. Jedenfalls ist mir sowas nie aufgefallen.
Richtig, dabei geht es aber eben um rein psychologische Probleme der Betroffenen. Warum wird dann nicht geholfen einem biologischem Mann Testosteron und andere männliche Hormone zu spritzen und ansonsten durch Gespräche die Situation in den Griff zu kriegen? Damit er sich wieder wie ein Mann fühlt?
Natürlich hat jeder Mensch das Recht selbst zu entscheiden, wie er behandelt werden will, aber dann Östrogen zu spritzen und umoperieren zu lassen sollte immer der letzte Ausweg sein, wenn die Person mit ihrem biologischem Geschlecht einfach wirklich (auch nach Behandlung) nicht klar kommt.
Ich denke, es geht nicht mal primär um den biologischen Aspekt. Es gibt nunmal grundsätzlich nur zwei Geschlechter (biologische Abweichungen lassen wir mal außen vor), nämlich Männlein und Weiblein. Daran gibt es nichts zu rütteln, das ist ein absoluter Fakt. Wer das nicht begreift oder verleugnet, hat in Biologie nicht aufgepasst. Das ist eben die Natur. Da sind wir uns ja einig.
Allerdings gehen mit dem biologischen Geschlecht Geschlechterrollen (nicht verwechseln mit dem "sozialen Geschlecht", denn das gibt es nicht) einher, die man innerhalb der Gesellschaft erfüllt und deren Erfüllung auch erwartet wird, ob nun bewusst oder unbewusst. Und hier liegt einfach der Knackpunkt. Es gibt Menschen, die sich von diesen geschlechtsspezifischen Erwartungshaltungen einfach erdrückt fühlen. Sie können sie nicht erfüllen oder wollen sie nicht erfüllen und die Konsequenz daraus ist dann Ausgrenzung. Ob nun von sich aus oder durch andere. Da wird es nichts bringen, einem Mann Testosteron und einer Frau Östrogen zu spritzen, damit sie sich als Mann, bzw. Frau fühlen. Transgender können sich nicht mit dem biologischen Geschlecht identifizieren, weil es ganz einfach Erwartungen mit sich bringt, die sie nicht erfüllen können. Weil sie vielleicht nicht die Resilienz dafür aufbringen können, vielleicht auch 'anders' erzogen wurden oder sich selbst und andere kritisch hinterfragen und zu einem bestimmten Ergebnis kommen. Ich weiß es nicht. Dennoch werden sie permanent damit konfrontiert.
Und in den letzten Jahrzehnten seit der Nachkriegszeit (Ja, ich setze hier mal ein größeres Zeitfenster an) ist es immer schwieriger geworden, Rollen und Erwartungen zu erfüllen. Die Welt hat sich in den letzten paar Jahrzehnten massiv gewandelt. Insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten, in denen sich Medien, die nunmal einen extrem großen Einfluss auf uns und unsere individuelle Lebenswelt haben, gewandelt haben. Man ist permanent Rollenklischees ausgesetzt. Männer sollen dies tun, Frauen sind dies und jenes. Sei sexy, sei du selbst, sei nicht dick, Männer weinen nicht usw. usw. Was weiß ich. Dazu kommt noch Leistungsdruck, Druck durch Eltern, das soziale Umfeld usw. usw. Mit Sicherheit auch der "Generationskonflikt". Gerade "jungen" Menschen fällt es daher heutzutage aufgrund dieser unglaublich vielen Sichtweisen, Meinungen, Erwartungen usw. usw. schwerer, sich zurecht zu finden und ihre eigene Rolle in der Gesellschaft zu finden oder zu erfüllen. Das sind dermaßen viele Faktoren, die so eine Entscheidung beeinflussen können und die auch sicher miteinander einher gehen, dass die Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde. Allerdings gilt das nicht nur für jüngere Menschen. Auch Menschen mittleren Alters können natürlich davon betroffen sein.
Ergo ist es einfach nicht damit getan, mal eben ne Hormonspritze zu setzen und Gespräche zu führen. Ich denke schon, dass sich Transgender schon ziemlich intensiv mit sich und ihrem Umfeld auseinandergesetzt haben. Die Geschlechtsidentität ändern ist keine Entscheidung, die man trifft, als würde man sich bei McDonald's n Menü bestellen.