The Witcher 3 dagegen bietet halt vergleichsweise "kleine" Abschnitte der Welt, die in den Büchern erschaffen wurde, als begehbare Bereiche an. Die wurden dafür aber scheinbar 1:1 proportioniert. Darum ist z. B. die Hauptstadt Novigrad auch sehr viel größer, als Solitude in Skyrim, obwohl beide als Großstädte innerhalb ihres Universums gelten. Wenn man in The Witcher 3 weiter reisen will (z. B. von Velen nach Kaer Morhen), dann muss muss da halt die Schnellreise benutzen. In Skyrim dagegen ist das ganze Land frei begehbar, aber halt kleiner. Keines davon halte ich für eine bessere oder schlechtere Variante, es sind einfach verschiedene Designentscheidungen.
Exakt. Wenn es um RPG-Spielwelten geht, werden oftmals Äpfel mit Birnen verglichen, und einerseits eine "realistischere" Weltgröße verlangt, andererseits aber beklagt, dass die Welt in der vorhandenen Größe schon leer wirkt, mal als Beispiel. Überraschung: In der realen Welt gibt es auch nicht alle paar hundert Meter einen Dungeon.
Man muss sich einfach im Klaren darüber sein, worauf das jeweilige Spiel den Fokus legt. Freiheit im Erforschen der Welt war schon immer der Mittelpunkt der Elder-Scrolls-Reihe, und da hat man sich mit Morrowind zugunsten kompletter Begehbarkeit eben für eine stark komprimierte Welt (im Vergleich zur "realen" Größe der Provinz, auf der das jeweilige Spiel basiert) entschieden, anstatt wie zuvor bei Daggerfall eine realistisch große Welt voller uninteressantem Nichts zu bieten, die auf dem Papier beeindruckend klingt, die aber nur per Schnellreise überhaupt zu bespielen ist. Die Oberwelt in Daggerfall war, so riesig sie auch war, vollkommen uninteressant und spielerisch nutzlos. Was aber streng genommen auch realistischer ist als die späteren Teile, wo man alle Naselang über Quests und Dungeons stolpert. Die echte Welt besteht auch zum allergrößten Teil aus "Landschaft", aber ich glaube, niemand will mehrere Stunden Realzeit von einer Ingame-Stadt in eine andere laufen oder reiten. Also verkleinert man die Spielwelt entweder so weit, dass es Spaß macht, sie zu erkunden, oder man lässt die leeren Teile einfach ganz weg und bewegt sich eben per Schnellreise zwischen verschiedenen Orten, die dann aber realistischer dargestellt werden können.
Bei Oblivion zum Beispiel wird immer wieder bemängelt, dass die Kaiserstadt nicht im entferntesten die Größe einer echten Stadt, geschweige denn der Hauptstadt eines Imperiums, hat, aber diese Leute vergessen, dass eine Stadt realistischerer Größe eben auch einen Großteil der Spielwelt, wie sie in Oblivion vorhanden ist, einnehmen würde, und der Rest der Welt dadurch nur umso kleiner wirken würde, wenn man diese nicht ebenfalls entsprechend vergrößern würde. Und auch bei Oblivion wurde schon bei dieser Größe die Eintönigkeit der Spielwelt kritisiert.
Ich löse dieses Dilemma für mich, indem ich die existierende Spielwelt, wie ich sie im Spiel erlebe, nur eine auf das für mich als Spieler Wesentliche konzentrierte Repräsentation der "realen" Welt betrachte, wie auch in einem Buch in der Regel nur das beschrieben wird, was für das Verständnis wichtig ist. Ich nehme aber an, dass die Stadt in "Wirklichkeit" zehnmal so groß und die Welt hundertmal so groß ist, dass es Landwirtschaft in ausreichender Menge gibt und zahlreiche weitere Bewohner der Welt, die sich aber nicht um meinen Charakter kümmern. Eine Reise zwischen verschiedenen Städten dauert dank drastisch verkürzter Tagesabläufe mehrere Ingame-Stunden, obwohl ich in Wahrheit nur ein paar Minuten gelaufen bin. Und ich werde nicht zweimal im Abstand von fünf Minuten unterwegs angegriffen, sondern eben im Abstand von einigen Stunden, aber die ereignislose Zeit dazwischen nehme ich als Spieler nicht wahr - zum Glück.