Der Fehler liegthier schon im Ansatz: "historische Entwicklung"
Fakten: wie zb. dass sich in den 40 Jahren zuvor globale Ereignisse (z.B. Oktoberrevolution, Weltwirtschaftskrise, erster und zweiter Weltkrieg) quasi die Klinke in die Hand gegeben haben, Europa noch zu weiten Teilen in Trümmern lag und die Weltbevölkerung mit ca. 2.5 mrd nicht mal ein drittel von heut betrug. Kleinigkeiten wie steigende Wirtschaftsleistung und damit einhergehende Kaufkraft, globale Vernetzung und Inflation sind nur schmückendes Beiwerk und sorgen für Verwirrung. Also, weglassen.
Die Handelsspanne für ein Brot, ein Stück Wurst ändert sich prozentual weil...?
Sorry, das sind Rauchgranaten die du hier verschießt.
Die Marge sollte relativ gleich bleiben prozentual, denn am Ende der Schöpfungskette sind alle Rohstoffe und Betriebsmittel die in die Rechnung eingehen entsprechend ihrer Wertigkeit der damaligen Zeit mit eingepreist.
Das einzige was man zusätzlich in die prozentuale Berechnung einfließen lassen kann, sind eventuell die Subventionen, die es vorher in dieser Form nicht gab.
Auch dein nächstes Beispiel mit der Landwirtschft ist irgendwie sehr kurz gedacht. Die EU- Subventionspolitik ist der treibende Faktor. Millarden Subventionen gehen zum allergrössten Teil an ganz wenige "global Player". Die können natürlich nun Preisdumping betreiben. Ein Mittelständischer oder kleiner Betrieb kann auch nicht einfach anbauen was ihm gerade gefällt, oder was in der Region gebraucht wird weil er dann die Subventionen eben nicht mehr erhält. Komplett untergepflügte Ernten sind keine Ausnahme.
Du solltest vielleicht nochmal meinen Text lesen - ich habe nicht von Big Playern in der Landwirtschaft gesprochen sondern vom
- die Bauern und andere nagen nicht am Hungertuch aufgrund zu niedriger Lebensmittelpreise die vom Endkunden gezahlt werden, sondern weil der Einzelhandel seine Marge immer weiter nach oben schraubt
Lebensmitteleinzelhandel, also Aldi & Co., deine Argumentation geht ins Leere bzw. ist ein Strohmann.
Vom unwillen des Kunden mehr zu Zahlen müssen wir nicht reden, weil der Kunde kommt mit deinen Argumenten (womit wir wieder beim Thema wären).
Auch das ist eine fehlerhafte Annahme.
Hochpreisige Bioprodukte erfahren eine massive Steigerung jedes Jahr.
2020 lag der Bio-Umsatz in Deutschland bei 14,99 Milliarden Euro – das ist eine Steigerung um knapp 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bei einem Gesamtanteil von 6,4 Prozent.
Quelle
Laut Umfragen ist die (teilweise deutliche) Mehrheit bereit, höhere Preise für Lebensmittel wie Fleisch oder Milch zu bezahlen!
Quelle
Hier also vom Unwillen des Kunden höhere Preise zu bezahlen zu schwadronieren, ist unlauter.
Der Rest behaupte ich, würde wahrscheinlich auch mehr bezahlen, ist aber wahrscheinlich finanziell gar nicht in der Lage, höhere Preise zu stemmen.
Außerdem habe ich noch nie gehört, daß der Kunde die Marge der Einzelhändler als Argument nehmen würde für niedrige Preise, das hast du dir eher ausgedacht.
In der WG- Küche oder in der Kneipe finde ich solche Diskussionen völlig ok und wichtig, eine Meinung und Philosophie (das hat Frau Wagenknecht im übrigen studiert) bildet sich meist in der eigenen "peer Group". Nur halt aufpassen dass man komplexe Themen nicht zu sehr eindampft.
Dafür, daß du einmal einen Strohmann und einmal eine völlige Fehlargumentation gebracht hast, solltest du dich vielleicht nicht so über die "WG-Küche" bzw. "Kneipe" erheben, da werden solche Fehler leichter übersehen.
Btw. Frau Wagenknecht steht mir politisch recht fern, aber argumentativ und intellektuell, zieht sie wahrscheinlich planetare Bahnen um uns beide zusammen - Ehre wem Ehre gebührt.