Was ist bei Bethesda ein bisschen mehr Hardcore RPG heutzutage?
Nicht viel. Aber heutzutage gilt ja selbst "Baldur's Gate" mit seinem damals von Puristen kritisierten eingängigen, an dereinst populären RTS- und Diablo angelehnten Echtzeitkämpfen und dank (A)D&D 2e rudimentären Charakteroption beim Stufenaufstieg als Über-Hardcore. Vielleicht kein Wunder, regieren gerade im AAA-RPG-Segment entweder Action-Open-Worlds mit Alibi- Charaktersystemen (modernere TES, Fallout) -- oder interaktive Filme, die sich quasi fast von selbst spielen (Mass Effect, der Witchersinne-Witcher). Wenn die bekanntesten Vertreter einer Gattung spielmechanisch tief wie eine Pfütze sind (und hey, ich Skyrim damals gerne durchgespielt, trotz allem); dann erscheinen einem selbst Baggerseen unüberwindlich wie der Pazifische Ozean.
New Vegas machte mir damals Hoffnung, dass sich RPG-Systeme, Spieltiefe und AAA nicht ausschließen. Es ist mir eine Freude, dass das auch die Community heute anerkennt, dass es seinem Vorgänger ziemlich überlegen ist, auch in Sachen Quests (die Metacritic-Userwertungen, ditto bei Steam, sprechen da eine deutliche Sprache). Aber das war ja nicht von Bethesda --
die hatten alle "Errungenschaften" von New Vegas schon bei den nächsten Fallouts komplett ignoriert.
Bethesda wollen mit jedem Spiel mehr Spieler ansprechen, entsprechend werden die auch designt. Das ist absolut legitim -- und immerhin können sie sich so noch solche Prestigeobjekte wie Arkane Studios leisten, die zwar intelligente Games wie Prey abliefern (das übrigens mehr RPG enthält als manches selbsternannte RPG), aber häufig keine Absatzzahlen.. Aber auf solche Aussagen würde ich nicht viel geben. Bethesda sind hier übrigens kein Einzelfall. Es gibt da dieses wunderbare YT-Video "Thief vs AAA"-Gaming mit dem Zitat: "Someone who's educated in the trends of the industry knows, this game won't be as mechanically complex as its predecessors." Da gehts um den damaligen Thief-Reboot, aber die Masche ist eigentlich (fast) immer gleich. Und bei Bethesda auch ziemlich linear. Vor allem innerhalb der Reihen gilt bislang: Jeder neue Teil ist mechanisch einfacher als sein Vorgänger.
Das Einzige, was ich dem "modernen" Bethesda (neben Arkane
) noch zugute halte ist: Sie widersetzen sich dem Trend, ihre Spiele in interaktive Filme mit stundenlangen Cutscenes zu verwandeln. Aber wenn es Kickstarter und Co. nicht gegeben hätte, würde ich heute wohl kaum noch RPGs spielen... Aktuell Wrath Of The Righteous ist übrigens richtig gelungen, obwohl hier nicht viel drüber geschrieben wird.
Von Obsidians "Avowed" würde ich mir dann maximalerweise noch ein tieferes Skyrim erhoffen (wie damals bei New Vegas -> Fallout 3), vielleicht. Aber die haben ja einige Leute verloren, von daher mal abwarten.