Die Gründe für das "Sterben" des Genres dürften recht vielschichtig sein. Insgesamt spielen heute zwar mehr Leute denn je Computerspiele, wobei der Zuwachs bei den Konsolen und portablen Geräten am größten sein dürfte, was dem RTS-Genre jedoch einfach nicht hilft, da es für solche Plattformen gänzlich ungeeignet ist. Meines Erachtens deutet dies und die Beliebtheit der MOBA-Games auch darauf hin, dass sich die Vorlieben der Spieler einfach geändert haben. Das Gros der Casual-Spieler verlangt nach einfach zu konsumierender, kurzlebiger Action, die im besten Fall auch noch esports-tauglich ist, sofern es das Game-Design und Balancing zulässt. Solche Spiele profitieren dann natürlich auch noch ungemein von einem F2P-Modell, was ihren Bekanntheitsgrad zusätzlich steigert.
Insgesamt haben es RTS-Titel auf lange Sicht aber schon immer schwer gehabt, da sie ohne eine Esports-Tauglichkeit und eine gute Community meist schnell in Vergessenheit gerieten, bzw. einfach nicht große Spielermengen anziehen konnten. Des Weiteren wurde es einfach versäumt, das Genre mit guten und interessanten Titeln auf einem konstanten Niveau zu halten, bzw. dieses sogar noch zu heben, um so das Interesse der Spieler zu halten und neue zu gewinnen. Die drei Kernserien wurden mit der Zeit nur noch zu einem Schatten ihrer selbst oder ließen zu lange auf brauchbare Nachfolger warten. Schlimmer noch, es wurde sogar versucht das F2P/pay-to-win-Konzept zu adaptieren, was die ganze Misere nur noch weiter intensiviert hat.
Gerade das Verhalten von Blizzard finde ich in diesem Zusammenhang recht widersprüchlich. Starcraft 2 ist zwar ein würdiger Nachfolger, allerdings reicht es bei weitem nicht an das mMn beste RTS-Game Starcraft BroodWar heran. Wie viele hier bereits anmerkten, ist das Spiel einfach zu schnell. Damit meine ich nicht mal, dass es zu APM-intensiv ist, sondern, dass die Kämpfe einfach zu schnell ablaufen und keine wirkliche Zeit für gutes Micro gegeben ist(zumindest in dem Umfang, wie es bei älteren Blizzard-RTS-Titeln möglich war). Die zugrunde liegenden Mechaniken fühlen sich einfach seltsam an, was in Anbetracht der geistigen Vorgänger BW/WC3 nicht hätte passieren dürfen. Zu allem Überfluss wurde einfach kaum Sorgfalt und Kreativität auf eines von Blizzards Meisterstücken verwendet, dem Battle.Net. Zum Start von WoL waren keine Channel- und Clanfunktionen vorhanden. Blizzard hat wohl erwartet, dass sich die Leute mit ihrem Facebook2.0-Messenger zufrieden geben und keine Channels mehr von Nöten sind. Ich kann mich gut erinnern, wie belebt damals die Channels in D1/BW waren und was für ein reger Austausch herrschte. Es war wirklich einfach neue Leute kennen zu lernen, oder sich über Taktiken oder alltägliches auszutauschen. Zwar gibt es inzwischen tausende andere Möglichkeiten, sich als Community zu organisieren, allerdings ist ein simpler, überschaubarer Channel wohl das einfachste. Das, was sie da im Laufe von HOTS nachgereicht haben ist ja wirklich nur ein Witz. Im B.Net2.0 fühle ich mich grundsätzlich erstmal alleine, wenn nicht gerade tonnenweise Allies online sind. Das Matchmakingsystem sollte auch eher optional sein, sodass man sich gewertete Spiele selber suchen kann, wie z.B auf iCCup/Fish.
Gründsätzlich bin ich der Meinung, dass es frische Konzepte braucht, die frischen Wind bringen und/oder an bereits gut funktionierende Mechaniken anknüpfen. Auch sollte es gerade Durchschnittsspielern ermöglicht werden mehr Spaß zu haben, z.B durch kleine Events, Turniere o.ä.. An dem Umstand, dass RTS-Spiele, wie Starcraft, auf hohem Niveau einfach ungemein fordern sind und es somit immer nur wenige gibt, die diese wirklich meistern, wird sich allerdings nie etwas ändern.