@MichaelG
Crytek wird CIG nicht bis auf die Unterhose ausziehen. Und CIG wird Crytek nicht endgültig in den Abgrund stoßen. Das gibt der Vertrag nicht her, vor allem da sich bereits abzeichnet, dass sich CIG nicht in krasser Weise eines Vertragsbruchs oder einer Urheberrechtsverletzung schuldig gemacht, sondern allenfalls einen stellenweise schwammig formulierten Vertrag falsch angewendet hat (gleichzeitig ist die Klage auch kein frivoler "Money Grab"). Dafür wird CIG nicht Zigmillionen Dollar zahlen müssen, das Projekt wird nicht gestoppt werden, und keine Partei wird an diesem Rechtsstreit zugrunde gehen. Crytek wird vielleicht eine Summe im niedrigen einstelligen Millionenbereich heraus schlagen und sich vielleicht noch das eine oder andere Zugeständnis sichern. Damit werden sie sich nicht retten können, sollten sie wieder vor der Insolvenz stehen.
@Nevermind85
Es wäre totaler Quatsch für jeden Spieleentwickler, einen Vertrag zu unterschreiben, der dazu zwingt, auf Gedeih und Verderb bei einer Engine zu bleiben. Das macht niemand. Und wenn wir Crytek zugestehen wollen, dass sie nicht total bescheuert sind, dann sollten wir dies auch CIG zugestehen.
Weiterhin ist die Argumentation von Crytek sehr weit hergeholt. Die Abschnitte 2.1.2 und 2.4 sind Standardklauseln. Der erste Abschnitt gewährt CIG ein Exklusivrecht, die CryEngine in dem Spiel verwenden zu dürfen (und ein Recht kann nicht massiv einschränkend sein), und der zweite Abschnitt verhindert, dass CIG diese Recht und die erhaltene Technologie in einer Weise verwendet, die CIG zu einem Konkurrenten von Crytek macht. Das ist die gängige Lesart für solche Klauseln. Mal abgesehen davon dass 2.4 nicht notwendig wäre, wenn schon Klausel 2.1.2 das aussagt, was Crytek behauptet). Crytek wird weitere Dokumente vorlegen müssen, aus denen einer andere Intention der Vertragspartner hervor geht. Geschieht das nicht, wird das Gericht wahrscheinlich der gängigen Lesart für Softwarelizenzverträge folgen.
Davon mal ab, was wäre der Schaden? Klar, Crytek verliert einen gewissen Werbeeffekt, aber Crytek muss den Schaden genau bemessenen können. Wie viele Kunden und wie viel Geld hat oder wird Crytek verlieren, weil ihre Logos nichts mehr im Splash-Screen des Spiels erscheinen? Das kann man nicht bemessen, und dies könnte durchaus ein Vertragsbruch ohne Schaden sein.
Ich denke, Crytek will hier auf etwas anderes hinaus. Sollte das Gericht der Interpretation von Crytek folgen und feststellen, dass der separate Verkauf von SQ42 durch die Lizenz nicht gedeckt wird, dann wäre das zwar ein Vertragsbruch und keine Urheberrechtsverletzung, aber der entstandene Schaden für Crytek wären trotzdem die entgangenen Lizenzgebühren, die für eine weitere Lizenz für SQ42 fällig geworden wären. Aber natürlich möchte Crytek nicht die vergleichsweise geringen Lizenzgebühren geltend machen, die sie zur damaligen Zeit für Indie-Produktionen aufgerufen haben, sondern Squadron 42 wie einen Mainstream-Blockbuster abrechnen, auch wenn das Projekt damals noch längst nicht diese Größe hatte. Deshalb reitet Crytek so sehr darauf herum, dass sie entscheidend an der Produktion der Kickstarter-Demo mitgewirkt haben (wahrscheinlich sogar zutreffend), dass CIG im Austausch für reduzierte Lizenzgebühren Exklusivität versprochen hat (was durch damalige Kommunikation zu beweisen wäre), und dass Ortwin Freyermuth und Carl Jones ihr Wissen über Crytek ausgenutzt haben sollen, um Crytek in den Verhandlungenüber den Tisch zu ziehen (ein ziemlich dünner Brett, da Crytek damals einen Interessenkonflikt ausgeschlossen hat und Carl Jones erst Jahre später zu CIG gewechselt ist).
@Loosa
Sollte es dazu kommen, dass Schadenssummen ermittelt werden, dann würde man zu dem Zeitpunkt zurück gehen, an dem CIG einen weiteren Lizenzvertrag für SQ42 hätte abschließen müssen. Die Lizenzgebühren, die Crytek aktuell für CryEngine 5 aufruft, spielen keine Rolle.