Insgesamt ergeben sich keine großen Veränderungen am vorliegenden Sachverhalt. Crytek stimmt der Klageabweisung natürlich nicht zu, und im Wesentlichen wiederholen und vertiefen sie lediglich ihre Interpretation des Vertragswerks. Wahrscheinlich wird die Klage auch nicht abgewiesen, denn wenngleich Crytek keine überzeugenden Argumente oder gar Beweise für ihren Vorwürfe gegen CIG einbringt, so werfen sie doch einige Fragen auf, im Vorlauf des Verfahrens nicht abschließend erörtert werden können. Außerdem stellt Crytek richtigerweise fest, dass CIG nicht auf alle Punkte der Klageschrift eingegangen ist. Somit bleiben insgesamt wohl genug Themen und Fragen offen, die eine weitere Diskussion vor einem Gericht rechtfertigen, so dass die Klage nicht abgewiesen wird.
Insgesamt gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass Crytek von den zentralen Punkte der Klageschrift selber nicht überzeugt ist. Vielmehr geht es darum, ein "Wähle deinen Schmerz!"-Szenario zu schaffen, in dem CIG eine Sache zugeben muss, um eine andere abzuschmettern. Und natürlich wird CIG dem weitaus schwerwiegenderen Vorwurf der Urheberrechtsverletzung aus der Welt schaffen wollen, muss dazu aber zunächst den Argumenten der Kläger folgen. An der Stelle muss auch mal gesagt werden, dass Vertrag kein besonders guter ist für beide Seiten. Wahrscheinlich hat sich CIG keiner großen Sache schuldig gemacht, denn der Vertrag ist zumindest deutlich genug, um auch Squadron 42 einzubeziehen, so dass hier allenfalls ein Vertragsbruch in der Anwendung der Lizenz vorliegt. Aber wenn der Vertrag so unklar ist, dass derartig viele Detailfragen aufgeworfen werden, um die sich dann ein Gericht kümmern muss, dann scheint es fast zwangsläufig, dass eine Seite die andere irgendwann verklagen würde.
Besonders interessant ist, dass der Vorwurf, CIG würde weiterhin die CryEngine verwenden, ohne außerdem auch eine entsprechende Lizenz für "Squadron 42" zu besitzen, in der Erwiderung ganz anders klingt. Zur Erinnerung, in der Klageschrift hat Crytek diesen Vorwurf als einen Fakt formuliert und weiterhin ausgeführt, dass dieser Vorgang von CIG wissentlich und mutwillig begangen wurde und andauert. In der Klageabweisung hat CIG widerum argumentiert, dass eine solche Urheberrechtsverletzung nicht den Tatsachen entspricht, da man mittlerweile die Lumberyard verwendet. Prompt heißt es in der Erwiderung auf die Klageabweisung, dass Crytek lediglich vermutet, CIG würde weiterhin die CryEngine verwenden, und fordert außerdem eine Untersuchung, um diese Frage abschließend zu klären und die Darstellung von CIG zu bestätigen.
In any event, notwithstanding Defendants' representation that they no longer use CryEngine in any way (Defts.' Br. at 15-16), Crytek alleges that Defendants' use of CryEngine is ongoing. (E.g., FAC ¶¶ 25, 51, 66.) Crytek should be permitted to obtain discovery to test the truth of Defendants' assertions that they have completely abandoned the use of CryEngine.
Wenn sich Crytek sicher wäre, dass ein fortlaufende Urheberrechtsverletzung vorliegt und dass sie es beweisen können, dann würden sie nicht nach einer Untersuchung verlangen, weil sie nicht nötig wäre. Sie würden ihre Beweise schlicht zu gegebener Zeit vorlegen. Kurzum, Crytek weiß es einfach nicht, und beweisen können sie es auch nicht. Sie behaupten es nur. Begeht Crytek hier also eine grenzenlose Dummheit? Ich denke nicht. Der Plan ist wohl eher, CIG in eine kompliziertes Verfahren zu ziehen, in dem zwar keine gravierende Schuld auf einer Seite festgestellt werden kann, aber das viele Fragen aufwerfen und vor allem unangenehme Untersuchungen wie eben jene, um die Crytek hier ersucht, nach sich ziehen kann. Darauf wird CIG keine Lust haben. Die wollen ein Spiel entwickeln und stehen dabei voll im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Da können und wollen sie nicht, dass ein laufendes zivilrechtliches Verfahren im Hintergrund gärt und ständig für News sorgt, die mit dem Spiel nichts zu tun haben.
Meine Prognose: Die Klage wird zugelassen werden, vielleicht um einige Punkte gekürzt. CIG wird die zentralen und schwerwiegenden Punkte der Klageschrift rasch abschmettern wollen, und danach werden sie einen Vergleich suchen, um einem ausgedehnten Verfahren voller kniffliger Fragen und belastender Untersuchungen zu entgehen. Und einer Sache hat sich CIG auf jeden Fall schuldig gemacht, nämlich einen Vertrag unterschrieben zu haben, der eine Klage zulässt, die zwar im Kern wenig Substanz hat, aber eben auch nicht frivol ist und genug Fragen aufwirft, um eine Seite in ein unangenehmes Verfahren zu ziehen.
Ob du oder irgend Jemand das Dreist findest spielt gar keine Rolle, wenn es so im Vertrag steht dann ist es halt so, basta. Hätte CIG/C.R. ja nicht Unterschreiben müssen wenn es ihnen nicht gefällt.
Die meisten Punkte die CryTek da aufzählt sind doch nicht von der Hand zu weisen, da kann man sich hinbiegen und versuchen rauszureden wie man will. Selbst wenn man das mit Star Citizen/SQ42 anders sieht und wohl schwammig umschrieben ist bleiben immer noch genug Punkte übrig die wohl, wenn man das Vertragliche/Versprochene sieht nicht gerade für CIG/C.R. sprechen.
Bist du in der Zeit gereist und kennst daher schon das Urteil, oder warum redest du so, als sei irgendeine Schuld bereits festgestellt worden? Und komm mir jetzt nicht mit "Crytek würde die Klage nicht einreichen, wenn sie sich nicht absolut sicher in den wesentlichen Punkten wären!". Das wird wie bereits dargelegt schon von Crytek selbst in der vorliegenden Erwiderung ad absurdum geführt (und auch im FAC), und stimmt darüber hinaus in den meisten Fällen einfach nicht. Wir sind hier im Vertragsrecht, nicht im Strafrecht. Da geht es um die Interpretation von Verträgen, nicht um Schuldfragen. Es werden in der Regel auch auch keine Strafen verhängt, sondern Vergleiche herbei geführt. Und der vorliegende Fall präsentiert sich so uneindeutig, dass sich keine Seite einer Sache schuldig gemacht hat. Weder ist CIG schuldig, eine wissentliche und mutwillige Urheberrechtsverletzung begangen zu haben, noch führt Crytek eine frivole Klage. Der Vertrag ist schlicht derart unklar, dass beide Seiten einige gute Argumente für ihre Positionen und Interpretationen haben, so dass nun ein Gericht vermitteln muss.
Davon mal ab entspricht CIGs Interpretation des Vertrages etablierten Rechtsstandards und benötigt weniger willkürliche Annahmen als die Interpretation, die Crytek vorlegt. Wenn du aber behauptest, dass der Vertrag ganz klar eine Sache aussagt ("wenn es so im Vertrag steht", "basta"), nämlich das, was Crytek in den Vertrag hinein liest, dann beweist du nur, dass du voreingenommen bist.