Was mich an Diskussionen über Rollenspiele in letzter Zeit stört ist, dass ständig solche Dinge kommen wie "weniger klassisches Rollenspiel", "weniger Rollenspiel-Elemente" etc. Denn meines Erachtens gibt es keine allgemeingültige Definition des (Computer-)Rollenspiels.
Ich denke, wenn man dazu mal ein paar Leute befragen würde, kämen durchaus widersprüchliche Dinge raus.
Für mich persönlich z.B. bedeutet Rollenspiel nämlich schlicht, dass man eine Rolle spielt und entsprechend dieser Rolle versucht, Entscheidungen zu treffen. Diese Rolle mag fast gänzlich vorgegeben (Witcher), teilweise selbst gestaltet und teilweise selbst erstellt (Dragon Age, Mass Effect) oder fast gänzlich selbst erstellt (Drakensang, Baldurs Gate) sein. Der Reiz des Rollenspiels liegt dann für mich darin, mit der (möglichst schlüssigen) Spielwelt, also v.a. mit NSC, so interagieren zu können, dass mir dabei möglichst viel Freiheit gelassen wird, Entscheidungen zu treffen. Und diese Entscheidungen sollen natürlich Auswirkungen in der Spielwelt haben. V.a. die Interaktion mit den Begleitern halte ich für essentiell.
Sammeln von vielen verschiedenen Items, komplexes Leveln und taktische Kämpfe finde ich zwar auch nett, aber nicht zwingend notwendig.
Wenn der Artikel die Schwerpunkte des Spiels korrekt zusammenfasst, scheint DA2 wohl schon ganz gut für mich geeignet zu sein. Natürlich gibt es einige echts Cons, wie zum Beispiel fehlende Talente für soziale Interaktion (Überreden, Feilschen, Betören, Lügen,...), schlechtes Leveldesign oder hektische Kämpfe.
Die fehlende Möglichkeit, die Begleiter detailliert ausrüsten zu können, ist für mich zum Beispiel ein Segen. Ich mag es nicht, minutenlang Zeit damit zu verbringen zu "müssen", die gerade eben gefundene Rüstung mit den Rüstungen meiner 6 Begleiter zu vergleichen, ob diese nicht irgendwo 1,78% besser ist. Da bin ich durchaus glücklich, wenn sich dies auf meinen Hauptchar beschränkt.
Im übrigen denke ich, das man das Modell, mit dem die Beziehung seinen Begleitern abgebildet ist, noch sehr ausbaufähig ist. Es ist aktuell, im wahrsten Sinne des Wortes, zu eindimensional. Es ist somit recht vorhersehrbar. Man könnte statt einer "Approval"-Achse 4-5 andere einführen, über deren Werte das Verhältnis von Begleiter zu Held besser abgebildet wird. Wahrscheinlich wird die Mehrheit hier sagen, dass ein Rollenspiel keine Beziehungs-Simulation gehört. Ich hingegen denke, dass es beim Rollenspiel genau darum geht - natürlich eingebettet in eine Welt aus Magie, Mord, Drachen, Kampf und Heldentum.