aph am 09.02.2005 16:53 schrieb:
Es gibt wohl keinen Linken auf der Welt, der die Politik von Pol Pot gutheißt,
ich kenne (im internet) genug.
Ich könnte noch einen weiteren fiesen Vergleich bringen: Während das Nazi-Experiment schon nach 12 Jahren gescheitert war,
stimmt, das nationalsozialistische experiment, der rassegedanke, war spätestens 45 beendet (worden).
im unterschied zum nationalsozialismus hielt der faschismus sich unter franco allerdings 40 jahre lang
hat es der Sozialismus auf mehrere Jahrzehnte gebracht und dauert in einigen Staaten sogar noch an. Warum sollte man es also noch mal mit der grandioser gescheiterten Ideologie versuchen?
besser nicht. denn sozialismus ist meiner meinung nach auf dauer nicht durchsetzbar (kommunismus schon gar nicht). die von dir angeführten existenten beispielstaaten wären ohne geschicktes "grünes geld" isoliert nicht überlebensfähig. sozialismus endet zwangsläufig in planwirtschaft und mangelversorgung...
was du als "großartig gescheitert" bezeichnest, wird von angehörigen der bisherigen opfer des "sozialistisch-kommunistischen" experiments sicher etwas einschneidender erlebt worden sein. die angesprochenen [/i]roten khmer[/i], stalin und andere despoten ähnlicher ausrichtung haben gezeigt, wie dieses system sich durchsetzen muss - mit mörderischer gewalt gegen den willen der regierten.
aber es gibt viele NPD-ler und andere Neonazis, die Hitler für einen großen Staatsmann halten.
und genau das ist das größte problem der NPD.
sie hängen der zeit vor 45 in einer verherrlichenden art und weise nach, die sie beim durchschnittsbürger nie wirklich populär machen wird.
ein aktuelles beispiel ist das anlässlich des dresden-bombardierungs-jubiläum im sächsischen landtag gespielte theater.
anstatt sich um die probleme zu kümmern, welche die überwiegende mehrzahl der wähler in sachsen und brandenburg bei den letzten landtagswahlen dazu brachte, NPD bzw. DVU zu wählen (harz4+EU-osterweiterung), schwadronieren sie über einen bomben-holocaust...
es interessiert den arbeiter, der in drei monaten entlassen wird, weil sein chef an polnische subunternehmer abtritt, einen feuchten dreck, ob harris ein kriegsverbrecher oder groß-stratege war.
-------------------------------------------------
man muss bei der NPD zwischen mehren gruppierungen unterschieden:
1)
alt-nazis (rassenideologie, die schon immer so gedacht haben, ältere semester)
2)
"neo"-nazis (jüngerer nachwuchs, der gedanklich der rassenideologie nachhängt und hitler-fan ist)
3)
sozial- und wirtschaftsparanoiker (harz4, osterweiterung, arbeitsplatzverlagerung in billiglohnländer)
4)
nationalisten (im sinne von patriotische nationalisten, eigentlich wählerpotential der [/i]republikaner[/i], diese aber nicht wählen können (nicht aufgestellt) oder nicht wollen (da politisch keine bedeutung mehr))
am interessantesten ist natürlich die 3. gruppe zusammengesetzt (und das scheint die meisten in diesem thread zu beschäftigen - also gründe für enttäuschte protestwähler).
diese gruppe macht genau den teil der rechtsextremen wählerschaft aus, der für den unverhältnismäßig hohen anstieg des NPD/DVU-ergebnisses im vergleich zu früheren wahlen verantwortlich ist.
denn die gruppe 1, 2 und 4 wählte bereits früher rechtsextrem - und schauen wir uns doch mal die bisherigen ergebnisse dieser parteien an: kaum eine kam über 1% ! bis auf abweichende landtagswahlergebnisse der NPD und der reps vor einigen jahrzehnten.
wer bereits einmal eine politische versammlung, also eine demonstration der NPD miterlebt hat, weiß, aus welchem klientel sich die eigentliche NPD-zielgruppe zusammensetzt (alle, bis auf 3. gruppe). und bis auf wenige ausnahmen zu besonderen anlässen verirren sich wenige hundert NPD-anhänger auf diese demos. in sachsen und brandenburg wählten jedoch 200.000 menschen rechtsextrem... (was wieder auf oben angeführtes NPD-grundsatzproblem hinführt, denn wer möchte sich schon mit glatzköpfigen, hatecore-wear-tragenden biertrinkern gleichsetzen...)
wer rechtsextrem eingestellt ist, wählte schon immer rechtsextrem -
wer hingegen angst um seinen job hat oder seinen job auf grund der polit- und wirtschaftsglobalisierung bereits verlor, wählt aus diesem grund rechtsextrem - und nicht, weil er deutschand in alten reichsgrenzen wiederauferstehen sehen möchte...
die gleiche zielrichtung besitzt, wer die soziale hängematte durch reförmchen ala harz4 entschwinden und den druck, ungewollte arbeit annehmen zu müssen steigen sieht. dieses beispiel wählt logischerweise keine der im bundestag vertetenen parteien. maximal die PDS. oder halt rechtsextrem. denn diese beiden gruppierungen lamentierten in den vergangenen wahlkämpfen entsprechend und traten als alleinige bewahrer des sozialstaates auf.
diese tendenz ließe sich nur durch wirtschaftlichen aufschwung, senkung der arbeitslosenzahl, hoher mindestlohnstandart und widerufung der EU-osterweiterung sowie einer umkehr der wirschaftsglobalisierung stoppen. und die übrigbleibende zahl der arbeitsverweigerer müsste mit einem relativ hohen sozialgeld zufriedengestellt werden.
da die meisten dieser punkte nicht durchführbar, unmoralisch oder unumkehrbar sind, wird der wahlerfolg der rechts- als auch linksextremen parteien sich fortsetzen.
bis diese im politischen alltag ihre (unterstellte) unfähigkeit beweisen werden (vergleich mit der DVU nach einzug in sachsen-anhaltinischen landtag).
dann verlagern sich die stimmen der 3. gruppe wieder etablierten parteien zu, bzw. gehen ins nicht-wähler-lager über (da steh ich
) oder aber zu einer links-sozialen (nicht linksextremen) wahlalternative.
ergänzung:
ich würde einen gewissen anteil der protest-wähler auch nicht unbedingt als "dumm" bezeichnen oder der theorie nachhängen, sie würden der alten tante SPD eine auswischen, sie ärgern, wollen...
einige denken vielleicht strategisch (be- oder unbewusst):
sie wählen NPD, diese vertritt extreme ziele (EU-grenzen dicht, keine weitere ausländische zuwanderung in den deutschen arbeitsmarkt, todesstrafe für kinderschänder usw.).
mit dem ziel, dass die etablierten parteien, die jahrzehntelang lethargisch und kurzsichtig dieses land in diese predouille manövrierten, endlich aufwachen und sich in entschärfter form den diesbezüglichen sorgen der bevölkerung annehmen...
diese tendenz war z.b. im damaligen hamburger bürgerschafts-wahlkampf zu beobachten, als schill (zu recht) mit hardliner-einstellung gegen kriminalität punktete. die CDU verschärfte daraufhin ebenfalls dezent ihren wahlkampf.
oder die FDP, die im NRW-kommunalwahlkampf plötzlich hygiene und sauberkeit des straßenbildes ins spiel brachte...
die alten parteien mit ihren (nebenbeschäftigten) berufspolitikern werden durch protestwahlen gerade dazu getrieben, ihre augen für aktuelle probleme zu öffnen und sich mit dem wahlprogramm oder meinetwegen auch nur mit den wahlslogans der extremen parteien auseinanderzusetzen! denn scheinbar sprechen diese einem nicht unwesentlichen anteil der bürger aus dem herzen