Ohne jetzt die Diskussion aus dem gestrigen Switch Thread wieder lostreten zu wollen, dort habe ich schon erklärt wieso die Switch so erfolgreich ist und wer die Käufergruppe ist zieht das Argument mit dem belegten Fernseher nicht wirklich. Welcher Haushalt hat nur einen TV? Wieviel Sinn macht es wirklich einen epischen Titel wie Skyrim auf einem schlechten, niedrig auflösenden winzigem 6 Zoll Display zu zocken, wo jedes Mittelklasse-Smartphone schon einen merklich besseren Schirm hat? Übrigens ging genau das auch schon mit der Wii U, TV belegt? Einfach auf dem Pad spielen, fertig. Hat da auch keinen tangiert. Genausowenig wie die (teils wirklich guten) Exklusivspiele, die Hälfte der Switch Nintendo Exklusivspiele sind Ports von der Wii U. So extrem ziehen können diese Games also auch nicht.
Ich denke, wir reden hier primär von einer Gruppe Leute, die eher im Bereich der Gelegenheitszocker angesiedelt sind. Und von Leuten, die nebenher auch mal im Bett spielen wollen aber nicht wissen, dass sie eben stattdessen das erwähnte Windows Tablet hätten nutzen können, weil sie Tablets mit dem üblichen Google Play Store F2P Mist gleichsetzen. Dass auch Steam auf ihrem Tablet läuft, das würden sie nie erwarten.
Edit: Was die alten Nintendo-Retrogames angeht, persönlich tangiert mich das nicht, ich habe sämtliche Nintendo Konsolen seit dem SNES hier stehen (NES ist für mich ziemlich uninteressant) und auch praktisch alle Games die mich interessieren dafür. Natürlich zum Teil nachgekauft wo sie noch erschwinglich waren, Jahre vor dem Retro-Wahn. Für das echte Retro-Feeling MUSS man die Games auf der Original-Hardware zocken. Ist natürlich unbequem, aber ich habe keine Probleme dann zum Emulator zu greifen (kommt eh nur alle Jubeljahre mal vor), noch einmal kaufen käme mir jedenfalls gar nicht in den Sinn.
Nintendo gibt gelegentlich ja mal offizielle Zahlen und Daten bekannt und daher wissen wir, dass (in den USA) die meisten Switch-Käufer zwischen Mitte 20 und Mitte 30 und mehrheitlich Männer sind. Natürlich hat die Switch auch viele der von dir beschriebenen Gelegenheitsspieler, das ist ab einer gewissen Reichtweite auch nicht zu vermeiden, die Mehrheit ist es aber nicht. Im Gegenteil: Die Mehrheit besteht aus beinharten Nintendo-Fans und Spielern, die primär PC oder PS4 beziehungsweise Xbox zocken und die Switch als Zweitkonsole nutzen, weil sie mobil ist UND, das zieht einfach nach wie vor enorm: Die Nintendo-Spiele gibt es nur für die Nintendo-Plattform. Es gibt genug Leute, für die reichen Pokémon, Mario Kart, Mario und Zelda als Kaufgrund mehr als aus. Hinzu kommt, dass die meisten Leute Anfang 30 in einem wirklich perfekten Alter sind, denn die sind oftmals schon als Kind mit Nintendo aufgewachsen und verbinden daher ganz viele nostalgische Gefühle damit, andererseits verdienen sie in der Regel eigenes Geld und können sich eine Konsole für rund 500 Euro (Switch + SD-Karte + 1,2 Games) leisten und: sie wollen sich das auch leisten, das ist auch ganz wichtig.
Ein Windows-Tablet ist keine Alternative. Da gibt es kein Mario, kein Zelda, kein Mario Kart, kein Pokémon. Sicher, es gibt Emulatoren und die ROMs der alten Games. Aber es ist halt ganz simpel: Willst du die neusten Nintendo-Spiele so bequem wie möglich spielen, willst du den Komfort haben, zwischen TV und Handheld jederzeit zu wechseln, willst du auch mal ohne Aufwand im lokalen Multiplayer mit Freunden spielen, dann führt kein Weg an der Switch vorbeo. Schau dir das iPhone an: Das ist nicht so erfolgreich, weil es das beste oder günstige Phone ist, im Gegenteil. Es ist so erfolgreich, weil es sexy ist, weil es simpel ist, weil es einfach funktioniert. Die Switch ist da sehr ähnlich. Und jeder mit einem gewissen Mindestmaß an Geld ist bereit, für Bequemlichkeit zu bezahlen.
Die Wii U wiederum ist aus ganz anderen Gründen geflopt. Primär hat es Nintendo völlig vermasselt, den Leuten klarzumachen, dass das eine neue Konsole und nicht nur Zubehör für die Wii ist. Sie haben die Wii-Marke viel zu lange geritten. Das Gamepad hatte eine furchtbar veraltete Displayauflösung, einen veralteten druckempfindlichen Bildschirm und hat sich angefühlt wie Fisher Price. Das lässt sich einfach nicht mit der Switch vergleichen, da liegen Welten dazwischen. Und was den TV angeht, geht es weniger darum, dass nicht mehrere Fernseher im Haushalt vorhanden wären, sondern dass man halt mit Familie, Partner, Freunden den Abend zusammen verbringen möchte, also in einem Raum, auch wenn jeder etwas anderes macht. Da geht es vor allem um die Geselligkeit und nicht um die technische Ausstattung.