Endlich mal jemand, der mit ein wenig Verstand an die Sache rangeht.
Für mich ist ME2 auch narrativ der schlechteste Teil der Reihe, weil er schlicht eine gewaltige Rekrutierungsmission ist, mit einem zugegeben epischen Finale. Aber da haben selbst die DLCs von ME2 mehr zum Fortschritt der Handlung der Trilogie beigetragen.
Oh ja, das ist absolut auch meine Ansicht der Dinge. ME² hat seine epischen Momente, aber inhaltlich eigentlich nicht viel mit der Hauptthematik zu tun.
OK!!! Man bekommt einen Einblick darin, was mit den Proteanern passiert ist und welches Schicksal den Menschen droht.
Dafür nimmt einem das Spiel erstmal komplett alles weg, was man aus dem ersten Teil geliebt hat, plötzlich finden einen alle ehemaligen Begleiter kacke oder wollen/können nicht mehr mit mir "spielen" (bis auf Garrus und später auch Tali) , die Normandy ist im Sack (wird aber kurz darauf als Neuauflage wieder eingeführt) und letztlich spielt man fast das ganze Spiel nur Babysitter für eine mal mehr mal weniger (un)sympathische Crew.
Dazu kommt eine Shepard, die sich wie ein Panzer bewegt und lediglich als Frontkämpfer etwas wie Dynamik im Kampf entwickelt.
Die DLCs in ME² (Ankunft & Shadow Broker) bereiten aber schon sehr gut auf ME³ vor und legen ein wenig den Grundstein für das kommende.
Dazu kommt der unglaubwürdige "Cerberus-Pakt", den die Shepard aus dem ersten Teil *NIEMALS* abgeschlossen hätte. Sie war durch und durch Allianz-Soldatin. Aber zumindest über weite Teile in ME² konnte man ein wenig das Gefühl bekommen, als sei Cerberus vielleicht doch nicht (mehr) der unmenschliche Bösewicht... und dann kommen dann halt die Storys über Pragia oder Projekt Overlord usw...
Hätte mir das Spiel die Handlungsfreiheit gegeben, dann hätte ich spätestens dann Cerberus eigenhändig in Schutt und Asche gelegt.
Ich könnte die Liste der Kritikpunkte ewig weiterführen, aber für mich ist ME2 der mit Abstand schlechteste Teil der Reihe, meine Gänsehautmomente hatte ich aber trotzdem und ich liebe auch diesen Teil.
ME3 treibt einen Handlungsstrang nach dem anderen voran und zu einem Ende, dass es einen nur schwindelig wird. Aber das ist eh das Hauptproblem, das viele nicht erkennen, dass das Ende der Trilogie nicht erst in den letzten 15 Minuten beginnt, sondern in dem Moment, in dem Shepard die Flucht von der Erde antritt.
Und doch: ich habe es erkannt.
ME3 hatte bis zum Ende so viele geniale Charakterszenen, so viele Gänsehautmomente, so viel Fanservice.
Erstmals in der Trilogie wurde auch die Menschlichkeit und Abnutzung von Shepard deutlich stärker betont.
Sie leidet nämlich nicht nur, wenn man ein Volk opfern musste, sondern auch wenn sie ein Kind sterben sieht - und erleidet Alpträume und nachhaltige Folgen die sich bis ins Finale ziehen.
Ab dem Moment beginnt das "Der kleine Junge ist tot" - Trauma (ich frag mich bis heute wie man auf so nen dämlichen Aufhänger gekommen ist) ... Jener Punkt wo irgendwie nix mehr miteinander harmoniert.
Sehe ich irgendwie anders.
Shepard ist mit der Auslöschung von allem, was ihr wichtig ist, konfrontiert.
Das sterbende Kind ist ein Sinnbild dessen, was mit allem passiert, wenn sie scheitert. Es lastet ein ungeheurer Druck auf ihren Schultern (wie Garrus auch schon erwähnte) und wenn sich das in ihrem Unterbewusstsein als das sterbende Kind manifestiert, dann ist das eine clevere und menschliche Designentscheidung.
Dass eben dieses Kind optisch am Ende wieder verwendet wird passt zum Kontext, hätte aber nicht sein müssen.
Einzig die Verabschiedung Shepards von jenem einzelnen seiner Begleiter... Das zeichnet ME3 emotional wirklich aus.
Ja, das waren immer solche Momente...