aph am 18.05.2006 16:03 schrieb:
Spassbremse am 18.05.2006 13:39 schrieb:
Der für mich interessanteste Aspekt des ganzen Modells ist die Tatsache, dass es zwar nur einen Spitzensteuersatz von 25% geben soll, jedoch gleichzeitig nahezu alle "Steuerschlupflöcher" eliminiert werden.
Eines der Hauptprobleme unseres momentanen Steuerrechts ist doch der Umstand, dass wirkliche Spitzenverdiener (trotz Spitzensteuersatz) als Steuerzahler faktisch ausfallen, da sie genügend Alternativen zur Verfügung haben, um sich vor den Steuern zu "drücken".
Ich kenne noch eine bessere Lösung: Die Steuerschlupflöcher für Spitzenverdiener streichen UND die progressive Besteuerung beibehalten.
Das ist von Haus aus ein hoffnungsloses Unterfangen. Die sogenannten Steuerschlupflöcher sind ja im Regelfall keine Fehler in der Gesetzgebung, sondern im Regelfall eine ungewöhnliche Geschäftsfeldkombination seitens des Steuerschuldners. Wirklich eliminieren kann man das nicht.
Was möglich ist, ist die generelle Vereinfachung des Steuersystems. Damit reduziert man die Möglichkeiten der Steuer auszuweichen, trifft aber gleichzeitig viele andere, die mit der Sache gar nichts am Hut haben.
Abgesehen davon ist es natürlich fraglich, ob man sich das gefallen läßt. Wer nur die Peitsche auspackt und auf das Zuckerbrot vergißt, läuft Gefahr allein dazustehen. Es gibt ja jetzt bereits eine große Bereitschaft im Ausland zu investieren mit all den bekannten negativen Folgen für unsere Volkswirtschaft. Eine Maßnahme wie du sie vorschlagst, wir diese Bereitschaft deutlich erhöhen, was wiederum zum Verlust von Arbeitsplätzen führt.
Man muß den genau umgekehrten Weg gehen. Runter mit den Steuern, damit der heimische Wirtschaftsstandort international attraktiv wird, hier Geld investiert wird und in Folge Arbeitsplätze geschaffen werden. Jeder Arbeitslose, der wieder erwerbstätig wird, zahlt in den Topf ein und nimmt nichts mehr heraus. So und nur so wird man künftig einen Staat finanzieren können. Die direkte Gewinnabschöpfung der Firmen wird nicht mehr lange vernünftige Resultate bringen.
kiljeadeen am 18.05.2006 13:13 schrieb:
Oh ja, neue Anreize - das gefällt mir. Du wärst der Erste, der sich hier im Forum darüber aufregt, denn um Anreize für mehr Selbständigkeit zu schaffen müßte man es den Selbständigen (das sind die bösen Unternehmer!) leichter machen und den Angestellten dafür schwerer (sonst kann man es nicht finanzieren).
Ich rede nicht von Anreizen zur Unternehmensgründung, die gibt es genügend. Sondern von Anreizen zum Kinderaufziehen. Von stimmigen Rahmenbedingungen, die den Wünschen des modernen, aufgeklärten, selbstbestimmten Bürgers Rechnung tragen.
Das ist mir zu vage. Was genau stellst du dir denn da vor?
Sowas wie ein Kindererziehungsgeld?
Und genau das geht nicht, wenn der Staat nicht genügend für die Kinderbetreuung berappen will. Sonst gäb's ja mehr Kindergärten, wenn damit Gewinn zu machen wäre.
Wir reden hier vom Staat und der schafft es mit wirklich allem Verluste zu machen (ausgenommen Glückspiel). Ein Staatsbetrieb wird nie effizient sein.
Private Kindergärten hätten dieses Problem in der Form nicht. Cashcows werden sie wohl nie werden, dafür hat man ein sicheres Geschäft.
Blödsinn, ich rede nicht von Staatsbetrieben, sondern von mehr Geld für Kindergärten. Die können von mir aus auch privat betrieben werden, wenn sie alle Regeln einhalten.
Siehst du, daß ist dein Problem. Du forderst überall mehr Geld ein. Mehr für die Kindergärten, mehr für Arbeitslose, mehr für Arbeitsplatzschaffung, mehr für Pensionen,....
Du agierst wie eine Oppositionspartei. Forderungen ohne Ende aber nie ein Modell zur Finanzierung. Jeden Euro den der Staat mehr ausgeben soll, muß er woanders einsparen oder mehr einnehmen.
Ok, du meinst, daß die Reichen mehr zahlen sollten. Sollten sie wirklich, tun sie aber nicht und werden sie auch in Zukunft nicht tun.
Deine Antipathie gegen Firmen in Staatseigentum kann ich absolut nicht nachvollziehen. Nicht mal empirisch.
Dabei ist es so einfach. Die Problematik bei Staatsbetrieben ist, daß sie in Wirklichkeit keinen Eigentümer haben, denn der Staat an sich ist nur eine rechtliche Konstruktion, aber es stehen - im Gegensatz zu einem Privatbetrieb, keine genau definierten Menschen dahinter.
Wenn mir eine Firma gehört, dann schau ich auf darauf, daß diese Firma ordentlich geführt wird, immerhin stellt diese Firma mein Einkommen und einen Teil meines Besitzes dar und wenn dort Sch**** gebaut wird, dann werde ich eingreifen.
Bei einem Staatsbetrieb sieht das anders aus. Ich weiß nicht, wie das in Deutschland gehandhabt wird, aber in Ö unterstehen alle Staatsbetriebe dem Finanzministerium, andere Ministerien haben u.U. ein Mitspracherecht, wie beispielsweise das Verkehrsministerium bei den Bundesbahn.
Minister sowie ganze Regierungen kommen und gehen, deshalb mangelt es an effektiver Kontrolle.
Dazu kommt noch, daß Regierungen grundsätzlich nicht gehen wollen, was sie nur dadurch verhindern können, daß sie mehr Wähler haben als andere Parteien. Staatsbetriebe sind ein gutes Mittel um das zu erreichen.
Man kann in Österreich ausnahmslos alle Staatsbetriebe entweder den Roten oder den Schwarzen zuordnen (hauptsächlich den Roten, weil die waren länger an der Macht und hatten lange Zeit die Absoulute im Parlament).
Für die Politik geht es hier um Wähler und um sonst gar nichts. Die Firma ist egal, der Gewinn ist egal, die erbrachte Leistung für die Kunden ist egal, es geht einzig und allein darum möglichst viel Stimmvieh zu bekommen.
Gerade bei uns in Österreich kann man das sehr gut sehen. VÖST Alpine, 1990 vor der Konkurseröffnung, die damalige Regierung schnürt eine milliardenschweres Rettungspaket und bringt die VÖST gerade so noch über die Runden. Weitere Finanzmittel werden für die kommenden Jahre benötigt, können aber aus den Steuermitteln nicht mehr aufgetrieben werden. 1995 geht die VÖST an die Börse, der Staat reduziert seinen Anteil und ein Unternehmen, welches fast 20 Jahre lang durchgehend Verluste geschreieben hat, kommt plötzlich in die Gewinnzone, wenn auch nur leicht. 2002/2003 reduziert der Staat seinen Anteil auf 25% - schau dir die VÖST heute mal an! Die Firma ist nicht wiederzuerkennen, schreibt Gewinne und expandiert laufend.
Post & Telekom. Beides Monopolisten, schrieben bis Mitte der 90er kontinuierlich Verluste. Dann kam die Privatisierung der Telekom und die Öffnung des Telekommarktes, die TA hat innerhalb 3 Jahre 50% Marktanteil verloren und ist trotzdem in die Gewinnzone gekommen und ist mittlerweile das einzige Telekommunikationsunternehmen in Ö, welches immer noch massiv in die Infrastruktur investiert. Dabei waren die Voraussetzungen denkbar schlecht. 50% Marktanteil verloren, 2/3 Preisverfall bei den Gesprächsgebühren und trotzdem von der Verlust- in die Gewinnzone.
Ich könnte dir Dutzende solche Beispiele aufzählen. Bei den meisten Firmen ist der Staat immer noch beteiligt, aber er hat schon lange nicht mehr das Sagen und das merkt man, denn jetzt kümmert sich endlich wer um diese Firmen und das merkt man sowohl beim Betriebsergebnis als auch bei den Leistungen des Unternehmens.