Damit nimmst du automatisch die "Betroffenen" aus der Verantwortung. Und das ist falsch.
Aus welcher Verantwortung nehme ich hier wen? Menschen äußern ihre Meinung. Kann das verantwortungslos sein? Sicher. Muss es das? Nein. Ich kann nicht grundsätzlich von einer Verantwortung sprechen als ob jede Aussage eine potentielle Gefahr beinhalten würde. Menschen haben ein Recht auf die Entfaltung ihrer Persönlichkeit und falsch ist es, wenn ein Umgebung entsteht, in der diese Entfaltung zunehmend unmöglich scheint. Wie gesagt, das heißt nicht, dass keine Regulierung existieren dürfte aber sie muss Grenzen haben, sonst bekommen wir die Probleme wie wir sie aktuell haben.
Welche Basis ist das denn? Dass Personen der Öffentlichkeit sich mit Kritik und auch mal Ausladungen von Veranstaltungen auseinandersetzen müssen, weil sie sexistische oder gar rassistische Kommentare von sich geben, ist jetzt auch nichts neues und gab es schon vor Jahrzehnten. Und das ist auch okay so, weil Personen der Öffentlichkeit eine Vorbildwirkung auf die Menschen haben. Ihr Handeln wird dadurch ganz simpel anders bewertet.
Nicht alles was man behauptet was rassistisch oder sexistisch sei ist es auch. Da sind wir wieder bei dem Punkt den ich wieder unten bespreche. Kontinuierlich zu behaupten dieses und jenes sei verwerflich, nicht mehr zu differenzieren, ist das Problem um das es geht.
Aber Günther, der Abends aufm Sofa Instagram durchguckt und hier und dort mal n blöden Kommentar von sich gibt, hat - bis auf Widerspruch - faktisch nichts zu befürchten. Außer, es wird tatsächlich strafrechtlich relevant. Und hier gilt es einfach mal zwischen Privatperson und Personen der Öffentlichkeit zu differenzieren. Für erstere existiert schlicht keine solch große Bedrohung, wie hier suggeriert wird.
Günther hat es nicht nur mit Widerspruch zutun. Günther hat es mit Meldungen, Blockierungen, Algorithmen und Co. zutun. Nur Mal zur Erinnerung, YouTube war zuletzt in den Nachrichten, weil YouTube neue Regeln schaffen wollte in Bezug auf die Verwendung von Fluchworten. Überall um ins herum gibt es Regularien, zunehmend mehr davon. Zu dem geht es nicht nur um Bedrohung, sondern das Bedrohungsgefühl, ausgelöst durch sehr reale Repressalien und Reaktionen. Das führte mich auch zu dem Kippa-Beispiel, wieder unten.
Und der Begriff "Cancel Culture" wird so abartig inflationär verwendet, dass er total verwässert ist und schon simpler Widerspruch und einfaches "Keine Lust mehr, mit mir darüber zu labern" als Cancel Culture bezeichnet wird.
Sorry aber das habe ich noch nie irgendwo gesehen, dass jemand den Begriff derart verwendet hat. Hier geht es aufjedenfall nicht darum, das wäre absurd.
Da hast du dir nun aber ein sehr extremes Beispiel raus gesucht. Antisemitismus ist natürlich nach wie vor ein großes Problem, aber ich ging jetzt mehr davon aus, dass wir nicht auf dieser Ebene diskutieren. Antisemitismus ist ein Fall für sich und existiert leider schon seit vielen Jahrhunderten, hat aber mit dem Begriff "Cancel Culture", der erst seit einigen Jahren geprägt wurde, wenig zu tun.
Das Beispiel ist nicht extrem. Es geht nicht um Antisemitismus, sondern um die Entstehung von Kulissen der Bedrohung und damit verbunden dem Bedrohungsgefühl. Das Beispiel verdeutlicht die Entwicklung. Cancel Culture ist uralt und kennt die verschiedensten Ausprägungen. Eine Gruppe sucht sich ein Thema oder mehrere und agitiert dagegen, sei das Ziel nun der Kippa-Träger, der Hippie mit den langen Haaren, der Schwarze oder Türke oder die Frau mit zu wenig Stoff am Leib. Religion, Sexualität, Subkulturen, Hobbies. Cancel Culture ist ein neuer Begriff aber er bezeichnet etwas sehr altes, das es in jeder Generation aufs neue gibt.
Es hat ja auch keiner gesagt, dass man dagegen nichts tun bräuchte.
Aber genausowenig gesagt, dass man etwas dagegen tun sollte. Dass es bedenklich ist, wenn die Hälfte der Bevölkerung denkt sich nicht mehr frei ausdrücken zu können. Stattdessen kommt Relativierung und Rechtfertigung.
Und jeder darf auch Konsequenzen aus dem ziehen, was
Erstens Mal stelle ich mir gerade die Frage, ob du wirklich sehr viel mehr weißt, als die Redakteure. Wenn ja, dann sei frei, neue Informationen raus zu geben. Ein Konflikt besteht hier definitiv. Und der ist aufgrund von Rowlings purer Existenz nennenswert genug, um darüber zu berichten. Die Frau ist immerhin eine dieser besagten Personen der Öffentlichkeit. Inwiefern das jetzt hochgepusht wird, werden wir beide wohl kaum sagen können. Fakt ist aber, dass ein Konflikt besteht.
Ich beziehe mich ja auf das was aus den Redaktionen selbst kommt. Also nicht mehr wissen, sondern dasselbe wissen. Nur ist meine Reaktion eine andere. Ich kritisiere, dass man Verhältnisse nicht abbildet und falsche Eindrücke schafft. Natütlich wird es hochgepuscht, wenn über Boykotte gesprochen wird, die gar nicht existieren. Welcher Konflikt besteht denn definitiv? Inwiefern ist es ein Fakt?
Ich bezweifle sicher nicht, dass es einen Konflikt in einer bestimmten Form gibt aber das hier ist eine Newsseite. PCGames, GameStar, IGN und Co., das alles sind Newsseiten. Ist es ein Konflikt wenn irgendwo, irgendjemand, ein Problem mit irgendwas hat? Keine Frage. Aber das ist mikroskopisch. Warum lesen wir hier nicht über andere auseinandersetzen? Vielleicht in diesem Forum hier? Weil man an der Stelle seine Arbeit macht. Ein mikroskopischer Konflikt ist nicht das worüber diese Portale zu berichten haben, sondern makroskopische. Das Problem besteht, wenn ein makroskopischer herbeigeredet wird um Klicks zu generieren.
Aber wenn es nur eine Fantasie der Medienwelt ist, dann kann hier auch keine unverhältnismäßige Konsequenz entstehen. Wie denn auch? Und von welchen "unverhältnismäßigen Konsequenzen" redest du überhaupt? Hat Rowling Todesdrohungen erhalten? Muss sie um ihre Sicherheit fürchten oder so? Das wären entsprechende Konsequenzen. Davon hab ich bisher nichts gehört und ist auch nie passiert. Hier geht es um einen Boykott und ob der erfolgreich sein wird, ist eindeutig infrage zu stellen. Im Endeffekt muss sich Rowling, wie gehabt, einfach nur mit Kritik auseinandersetzen. Eine echte Konsequenz entsteht für sie nicht.
Nicht? Wenn Menschen sie als etwas sehen, sagen wir Transphobe, obwohl sie es nicht ist, nur weil sie eine Überschrift lesen, ist das keine Konsequenz für sie? Oder was ist damit, wenn sich Menschen genötigt fühlen sich zu distanzieren? Oder wenn Projekte gestoppt werden? Und was ist mit den Konsequenzen außerhalb von ihr?
Wenn Medien manipulieren und das ein Faktor in der Entstehung einer Cancel Culture ist, ist das wohl eine erhebliche Konsequenz.
Es geht da nicht um Gut gegen Böse, sondern ganz einfach um gesunden Menschenverstand und Toleranz. Wenn sich aber nun jemand über X und Y aufregt, obwohl A und B einfach nur gesellschaftliche Anerkennung wünschen und diese auch (rechtlich absolut legitim) einfordern wollen, dann sollte man durchaus mal hinterfragen, ob die "gewaltige Mehrheit" nicht doch einen Fehler begeht.
Allerdings denke ich auch, dass die Mehrheit doch ein wenig anders aussieht und wir uns gerade in einem großen gesellschaftlichen Wandel befinden, in dem progressives Denken und Handeln einfach bitter nötig sind.
Kleine Gruppen Empörter gibt es auf allen Seiten, in allen Parteien.Fakt ist vor allem, dass unsere Gesellschaft nicht bereit ist, die Konsequenzen für das eigene Handeln zu tragen.
Es geht hier nicht um Progressivität. Das behauptet man gern und da sind wir wieder bei Gut und Böse. Progressiv ist gut, Konservativ ist Böse. Und das wofür man selber ist, ist dann natürlich progressiv, man will ja zu den Guten gehören. Das worüber du sprichst sind Narrativen, nichts weiter und du bedienst die Narrative, dass diejenigen die sich eingeschränkt fühlen und werden, es nicht anders verdient hätten. Sie sind intolerant, sie sind nicht progressiv, nutzen ihren gesunden Menschenverstand nicht.
Kurzum: Es geht darum eine Gruppe persönlich zu diffamieren. Bewerten auf Basis der Position, nicht der Inhalte. Und genau das ist der Grund warum es diese Cancel Kultur gibt.
Was ist die letzte News zu dem Thema? Das Forum ResetEra verbietet sich nun komplett Hogwarts Legacy Themen. Mir ist ehrlich nicht begreiflich wie man noch immer versucht diese Narrativen zu erzählen und damit diese Kultur zu rechtfertigen und weiter zu festigen.
EDIT:
Hatte gerade lang und breit zum Rest Stellung bezogen, leider dann auf abbrechen gekommen, werde das also später irgendwann nachholen, sorry. Handy hatte nur einen Teil des Kommentars angezeigt gehabt.
EDIT 2:
So, habe jetzt noch Mal auf den gesamten Kommentar reagiert. Sorry für die eventuelle Verwirrung.