Fanator-II-701 am 01.11.2007 08:40 schrieb:
ruyven_macaran am 31.10.2007 21:27 schrieb:
und dass ganze über "die deutschen", also das "volk" herzuleiten finde ich gerade in zusammenhang mit dem 3.reich als zeichen dafür, dass man nicht mal aus der hälfte der fehler gelernt hat.
Konkret erfaßt!.. vergessen sollte man das NIE.
Aber eben bitte alle.
Warum gerade Deutsche mehr als andere daran erinnern ... entzieht sich meiner Vorstellungskraft. ..Muß ich, nur weil ich in einem regional begrenzten Gebiet geboren wurde (wofür ich nun definitiv nix kann!)
Meine Meinung: NEIN, denn das wäre scheinmoralisch, scheinheilig und..Genauso wie es falsch den Palästinensern gegenüber wäre oder den Israelis oder irgend jemand anderem gegenüber (auch Glaubensgruppen kann man hier einschließen, wie bspw. Christen oder Islamisten) der mit den bereits begangenen Verbrechen anderer Menschen nix zu tun hat.
„aber eben bitte alle“ mag ja durchaus eine richtige forderung sein, realistisch ist sie nicht.
zum einen muss man sich nicht immer „nach unten“ orientieren:
nur weil es leute gibt, die unerlaubt mit 200 km/h durch die stadt fahren, kommt doch auch niemand auf den gedanken zu sagen: „klar 50 km/h ist vernünftig, aber wenn dann eben bitte alle, solange das so nicht ist, fühle ich mich nicht dran gebunden.“
zum anderen gibt es einen deutlichen qualitätsunterschied der verbrechen der deutschen:
die usa haben die indianer niedergemetzelt – sie haben aber keine tötungsindustrie entwickelt, es ging auch um die eroberung von land und lebensraum – nicht falsch verstehen, das macht es nicht besser, aber es ist ein grund den man täglich in der natur sehen kann.
die sowjetunion hat millionen von menschen umgebracht, weil sie gegen die eingebildete idee der staatsführung waren – auch dort war aber nicht das erste ziel lager zum töten einzurichten (wenn dass auch oft klar war) um die gegner einzusperren - dass ist nicht zu befürworten aber es ist ein kampf um positionen.
im dritten reich dagegen wurde gemordet, einfach nur aufgrund einer idee und es gab keinen möglichkeit entlassen zu werden. juden sind keine „rasse“ es gibt so gesehen keine klaren „rassen“ bei den menschen. aber dieses künstliche konstrukt reichte plötzlich aus um das recht auf leben abgesprochen zu kriegen. es ging auch nicht um die eroberung von land, es ging auch nicht darum das deutsche (oder andere) jüdischen glaubens grundsätzlich gegen die staatsführung war, es reichte einfach aus, dass irgendwer der vorfahren mal jüdischen glaubens war– begreifen kann ich das nicht wirklich.
jetzt kann man sagen, das gleiche prinzip haben die christen schon während des mittelalters angewendet, ist auch richtig.
was aber aber im gegensatz zu allen anderen bekannten (und oft unbereuten bis geleugneten) menschenrechtverbrechen und massenvernichtungen die taten des dritten reiches besonders hervorstechen lassen, ist die umsetzung die einige typische deutschen eigenschaften aufweist. das töten wurde angeordnet, sehr schnell kamen aber die „mitarbeiter“ auf die idee, dass ganze effizienter zu gestalten und das system zu perfektionieren. „erschießen ist zu teuer, nehmen wir gas“ „das gas ist nicht so wirksam, entwickeln wir ein besseres“, „einfach nur vernichten ist ressourcenvergeudung, nutzen wir das material doch vorher zu wissenschaftlichen versuchen“. es gibt einige nationale eigenschaften. deutsche stehen für perfektion, zuverlässigkeit und effizienz (oft genug ist dass ja auch in der welt positiv aufgefallen), problematisch nur, dass die deutschen anscheinend die möglichkeit haben, bei der anwendung dieser tugenden die moral zu vergessen, ob autobau oder menschenvernichtung da gibt es keinen unterschied. ich bin mir nicht sicher, ob sich das schon geändert hat, deshalb ist es wichtig, nicht zu vergessen, potentiell könnte sich die geschichte sonst wiederholen.
man sollte sich auch deshalb erinnern, weil das dritte reich einen großen teil der deutschen kultur vernichtet hat, bis heute hat deutschland nicht die kulturelle und künstlerische vielfalt wieder erreicht, die es vor 1930 hatte.
wenn man die nation als körper begreifen könnte, sehe ich es so, als ob man einen arm in einem schredder verloren hat, als man einen haufen leute die man umgebracht hat in den schredder gestopft hat. das kann man nicht einfach ignorieren, man muss damit umgehen können.
und es würde mich stolz machen, als erste nation der welt zu seiner vergangenheit zu stehen, auch zu den begangenen verbrechen und damit zu zeigen, dass eine nation in der lage ist für die zukunft zu lernen ohne die vergangenheit möglichst vergessen zu machen.
und so oft man hört, dass man als deutscher heute ja nichts für das deutschland damals kann, aus den gleichen mündern hört man „wir sind weltmeister“ obwohl sie nur zuschauer waren, oder „wir sind papst“ , „wir sind nobelpreisträger“ oder dass man stolz auf goethe ist, etc. zum einen nicht deutsch sein wollen, weil es problematisch ist, aber da wo es positiv ist sich doch aufeinmal als eine nation zu verstehen – ja was denn nun?
dieses gespaltetene ist es, worüber menschen anderer nationen sich wundern. und ich kenne niemanden der verlangt man sollte sich als deutscher schämen. ich kenne auch viele die wissen, dass die deutschen genau aus diesem wunden punkt heraus erpressbar sind, es gilt die geschichte der deutschen als einheit zu sehen, nicht als einzelnes
und es wäre wünschenwert wenn andere nationen, organisationen o.ä. auch zu den in ihrem namen begangene verbrechen stehen würden, allein schon aus respekt den opfern gegenüber.