Die Reaktionen der Fans sind aus meiner Sicht nachzuvollziehen.
Mit den Jahren hatten sich verschiedene Identifikationsgruppen (Stark, Jon Snow, Dany, Cersei, NightKing) herausgebildet.
Was aber leichtsinnig war. GRRM hatte ja schon in der ersten Staffel klar gemacht, dass es in GoT schlecht und dämlich ist, sein Herz an eine Figur zu hängen. Gerade diese unreife und platte Angewohnheit von Lesern/Zuhörern wollte GRRM ja vor Augen führen.
Außerdem war Daenerys auch nicht wirklich eine liebenswerte Figur. Ich selber ging lange Zeit davon aus, dass GRRM sie beim Überqueren des Meeres mitsamt ihren Mannen absaufen lässt. Hätte zu GoT gepasst.
Die Opfer unter den Charaktergruppen waren am Ende aber recht ungleich verteilt
GoT ist doch kein Kindergarten-Buch!
Fehlt bloß noch, dass sich irgendwer heulend hinstellt und ruft: "Menno, das ist aber voll ungerecht!".
Gab es irgendwann, zu irgendeinem Zeitpunkt, das Versprechen, dass irgendwer irgendeinen Anspruch auf's Überleben hätte? Wurde stattdessen nicht immer wieder betont, dass es jederzeit jeden erwischen kann? Da ist das Denken in Fraktionen ja schon sträflicher Leichtsinn.
Wo ich zustimmen kann ist, dass es seltsam ist, dass der Drache Jon nicht einfach verbrennt. Wäre auch ein gutes Ende für ihn gewesen.
Niemand liest gerne eine Geschichte, in der der Held/die Identifikationsfigur gegen Ende zum Bösewicht wird und stirbt.
Ach nein? Und ich dachte immer, dass GoT gerade dafür gefeiert wurde, weil "der Held" eben nicht, wie sonst immer, sicher überlebt.
Ich persönlich habe in meinem Leben schon genug Bücher gelesen, in denen der Held oder die Helding die Identifikationsfigur darstellt, und am Ende immer als lebendiges Bild des Guten und Gerechten in den Sonnenuntergang reitet. Mittlerweile bin ich gereift und lese auch Bücher mit offenem oder eben kontroversem Ende gerne.
Durch das Ende ist auch klar, daß es zwar zB Arya - oder Jon Snow - oder Tyrion- Spin Offs geben könnte, ....
Nein, HBO hat das ja bereits unmissverständlich klar gemacht, dass sie keine GoT-Story mit Figuren aus dem Werk der jetzigen Showrunner D&D machen werden, weil sie das als Kunstwerk so stehen lassen und nicht anfassen wollen. Dadurch ist auch kein Spin-Off mit Jon, Arya oder Tyrion möglich. Völlig unabhängig davon, wer gestorben ist und wer nicht. Die ganze Serie ist mit Folge sechs der Staffel acht gestorben.
D&D haben für ihr Ende bewußt die Dany-Fraktion der Fans geopfert, aber das kümmert sie selber vermutlich nicht wirklich, da sie jetzt ja StarWars machen und nicht mehr GoT.
Wenn man D&D etwas vorwerfen kann, dann dass sie zu Gunsten ihrer "keine Lust mehr auf GoT"-Einstellung die Story in der achten Staffel extrem im Rush abgefertigt haben. Im Grunde hätte es eine neunte Staffel gebraucht, oder aber die achte mit 14 Folgen. Dann hätte das Ganze mehr Zeit zum Entwickeln gehabt (gewohnt GoT-like).
Dass sie für "ihr" Ende (das gar nicht so besonders
ihrs ist) die Dany-Fraktion geopfert haben (sorry, aber das klingt schon albern), kann man ihnen dagegen nicht vorwerfen. Erstens war Dany schon lange fällig, und zweitens könnte man ihnen, wenn schon, denn schon, vorwerfen, dass sie Tyrion nicht vor den Toren Königsmunds von Cersei haben töten lassen, und dass der Drache Jon nicht gebraten hat.
So hat die Serie das beste Ende gefunden, denn es spielt am Ende damit, dass alles genau dort wieder neu beginnt, wo es vor acht Staffeln angefangen hat. Man kann sich gut vorstellen, dass irgendwann Tyrion an Altersschäche stirbt und Bran jemanden nach Winterfell schickt, um dort jemanden als neue Hand abzuholen.
Daenerys wollte das Rad brechen. aber das Rad ist nicht zu brechen. Während man noch an den Speichen knabbert, ist es schon über einen hinweg gerollt. Das ist der Kern von GoT.
Deswegen ist das Ende an sich auch gut. Nur die Ausführung ist arg kritikwürdig.
Aus diplomatischer ... Sicht
Was, zum Geier, meinst Du mit diplomatischer Sicht??
Gibt es irgendeinen Zwang zu Diplomatie, wenn man TV_Serien macht? Steht das in irgendeinem Handbuch? Ich bin echt verwirrt, was Du damit meinst.
Man erzählt eine Geschichte so, wie man sie im Kopf hat. Wem sie nicht passt, der ärgert sich halt, dass er sie gelesen/geschaut hat. Wenn man erst mal zu viel darüber nachdenkt, wie man die verschiedenen Zielgruppen gleichmäßig bedient, landet man schnell beim austauschbaren und flachen Massenprodukt.
Aus .... kommerzielle Sicht wäre es besser gewesen, sich mehr Optionen offenzuhalten, um gegebenenfalls die Serie weiterführen zu können ...
Da die beiden Showrunner keine Lust mehr hatten, GoT weiter zu machen. hätte ein Weiterführen bedeutet, ihr "Baby" an jemand Fremden abzugeben. Das kam aber gar nicht in Frage. Warum sollten sie das auch tun, ihr eigenes Denkmal zu erodieren, wenn sie nicht durch Verträge dazu gezwungen werden? (Die sie übrigens zwecks Vermeidung genau dessen schon von Anfang an entsprechend abgeschlossen hatten).
Und vor den Kopf gestoßen wurden hauptsächlich die Fans, die die Serie nicht verstanden haben und meinten, eine der herkömmlichen Fantasy-Geschichten vor sich zu haben. Die anderen verstehen spätestens beim Polit-Talk der neuen Regierungstruppe, dass das Ende sehr gut ist, weil sich der Kreis schließt.
Und das Rating ist sowieso immer nur die Manifestation des kleinsten gemeinsamen Nenners. Viele sehr gute Stoffe hatten ein mieses Rating.
Wie schon gesagt:
Wenn man D&D kritisieren will,
dann beim Weg, WIE sie in Staffel acht höchst holprig zu dem Ende gekommen sind.