... Spiele. Was tut man? Man schlüpft in eine Rolle. Man stellt sich vor die Figur zu sein, um die es geht. Der Protagonist / die Protagonistin. Dabei projeziert man die Figur einfach ganz klassisch auf sich... Viele scheinen aber lieber sich selbst auf die Figuren zu projezieren, was den Sinn einer Rollenübernahme einfach über Bord wirft. Dann kommt sowas dabei raus: "Lara hat ja größere Brüste als ich! Das geht aber mal gar nicht!" oder "Woah, hat der Duke Muckis! Ich will auch! Das ist ja unfair!". Klar kann man in den allermeisten Rollenspielen seine Figur komplett frei gestalten und viele versuchen ihr eigenes Ich dabei hinzubekommen. Dennoch erstellen die Spieler ihre Figuren gewöhnlich so, wie sie gerne wären. Und das ist auch richtig so, denn man versucht dem Alltag und der Realität ja mehr oder weniger zu entkommen. Wenigstens für einige Stunden.
Seltsam. Eine solche Projektion ist mir bisher nicht untergekommen.
In Spielen steuere ich die Spielfigur durch den Level und "helfe" ihr dabei, bestimmte Hindernisse zu überwinden und Ziele zu erreichen. Wenn ich darüber rede (zB einem Kumpel erzähle, was ich mit der Spielfigur gerade mache) sage ich zwar "Ich habe das gemacht" oder "Ich muß den Obermotz umlegen", aber für mich ist das einfach nur eine sprachliche Verkürzung von "Ich habe die Spielfigur so gesteuert, daß sie das gemacht hat" bzw "Ich muß die Spielfigur dahin bringen und dort mit ihr den Obermotz erledigen", was einfach umständlicher ist und ich dann öfters erklären müßte, warum ich mich denn so umständlich ausdrücke.
Eine wirkliche Projektion auf die Spielfigur funktioniert bei mir am besten, wenn diese gar nicht sichtbar vorhanden ist (
Half Life, Portal...) - aber selbst da wird einem ja relativ schnell klar, daß man das nicht selber ist (es sei denn, man ist Physikdoktor und arbeitet in einer wissenschaftlichen Anlage und verfügt über die Gabe, nach dem Tod nochmal eben den letzten Autosave Punkt zum Wiederbeleben zu laden...
In Editoren für das Aussehen der Spielfigur versuche ich entweder, einen ästhetischen Charakter zusammen zu basteln, oder die Grenzen des Editors auszuloten. (Im
Aion Editor hatte ich mal ein Etwas gebastelt, das unheimlich dünn, lang und groß war, und extrem breite Schultern hatte - es sah eher wie eine verbogene Büroklammer aus als wie ein humanoides Wesen
)
Auch bei fertigen Charakteren wähle ich mir zB eine kleine alte Frau, obwohl ich als großer mittel alter Mann nichts davon als Lebensziel erreichen möchte (na gut, über "alt werden" könnte man diskutieren
) - das ist dann einfach der Charakter, den ich surchs Spiel schubse und ggfalls dabei eine spannende Story erzählt bekomme. Mehr nicht.