bafford am 08.06.2005 17:01 schrieb:
Das ist aber sehr theoretisch. Wann wurde denn das letzte Mal erfolgreich der Sozialstaat eingeklagt?
Heute.
Glaube ich.
bafford am 08.06.2005 17:01 schrieb:
Wer nicht erfolgreich ist im Wettbewerb der kann auch nicht sozial sein.
Warum haben wir denn hier solch einen Sozialstaat? Weil D in den letzten 60 Jahren eben sehr erfolgreich im Wettbewerb war. Kaum ist man nicht mehr wettbewerbsfähig, musste der Sozialstaat zurückgefahren werden.
Und deine Antwort darauf ist, dass man noch weniger wettbewerbsfähig werden soll?
Ja, so stellen es diejenigen, die vom globalen "Wettbewerb" profitieren immer gerne da.
Zum Glück weiß man ja, dass das so nicht stimmt.
Unseren Wohlstand verdanken wir nicht dem Wettbewerb, sondern hauptsächlich
a) dem Marshal-Plan
b) unserer geografischen Position im kalten Krieg
c) den bis in die 80er Jahre hinein beschränkten Aktionsmöglichkeiten für Unternehmen in Billiglohn-Ländern.
Der "Wettbewerb" wird immer nur von dem vorangetrieben und hoch gepriesen, der sich erhofft, durch ihn noch reicher zu werden.
Dieser "Wettbewerb" sieht dann in etwa wie folgt aus:
- Man nutzt die Innovationsstärke, die gute Infrastruktur, die politische Sicherheit der westlichen Länder, um ein neues Produkt zu entwickeln, welches sich im Westen gut absetzen lässt.
- Das im Westen von gut und teuer ausgebildeten Leuten entwickelte Know-how exportiert man dann in arme Länder, indem man es dort (mit im Westen erfundenen Maschinen) sehr billig produziert.
- Ein Konkurrent, der ein ähnliches Produkt in einem westlichen Land fertigen lässt, geht unweigerlich an dieser neuen Billigkonkurrenz kaputt. Die Arbeitslosigkeit im betreffenden Land steigt. Dafür sinken die Preise für das Massenprodukt (z.B. Computer, Handy, DVD-Player, etc.). Aber was bringt es einem Arbeitslosen, wenn DVD-Player jetzt schon für 30 € zu haben sind?
Schöner Trost.
- In der Zwischenzeit wird die zur Produktion verwendete Technik in dem armen Land voll verstanden. In dem (einst armen, jetzt aufstrebenden) Land wird die Technik kopiert, es werden eigene Unternehmen und Fabriken gegründet, die Wirtschaft des Landes läuft (mit fremden KnowHow) allmählich an. Siehe hierzu bitte China.
- Der Unternehmer der billig im Ausland fertigen liess, hat nun selbst keine Chance mehr, bei den Preisen der neuen Konkurrenz mitzuhalten, und muss sich ein anderes Produkt oder ein anderes Land suchen. Er wandert also in ein noch billigeres Land - mit noch niedrigeren sozialen Standards -weiter.
DAS ist der "Wettbewerb", wie er wirklich aussieht.
Abseits irgendwelcher euphemistischer Formulierungen im EU-Text.
Und so einen "Wettbewerb" wollen die Völker Europas nicht mehr.
Den gabs jetzt 20 Jahre lang, und wir haben ihn satt.