Ich verstehe die ganze Diskussion um Fallout 76 nicht. Es sollte doch jetzt auch dem letzten Spieler klar geworden sein, dass dieses Spiel extrem polarisiert. Es gibt die Fraktion, die alle Mängel zu einem Wolkenkratzer auftürmen, hinter dem man die genialen Seiten dieses Spiels nicht mehr sehen kann. Dann gibt es Spieler wie mich, die das Spiel aufgrund seiner tollen Momente lieben/gerne spielen und sich wegen der amateurhaften Fehler von Bethesda die Haare raufen.
Wieso können nicht beide Ansichten GLEICHWERTIG nebeneinander stehen? Warum ist es vielen Menschen so extrem wichtig, das Spiel in Grund und Boden zu schreiben?
Und zu der Aussage, dass eine 65er Wertung automatisch eine Kaufwarnung ist, kann ich nur eins sagen: "So ein Quatsch!". Um Matthias zu zitieren: „Spaß und Leid liegen bei Fallout 76 leider sehr eng beieinander.“ - das sagen die 65% aus. Aber je nach persönlichem Anspruch und Spielweise relativiert sich das erheblich. Mich nerven die Serverabstürze auch, aber die tollen Momente im Spiel machen das doppelt und dreifach wieder wett. Erst recht, weil ich endlich Fallout mit Freunden spielen kann und ganz ehrlich, allein das war mir das Geld wert!!
So und jetzt könnt ihr wieder über das Spiel herziehen, wenn ihr das für euer positives Lebensgefühl braucht. Ich finde es langsam einfach nur noch nervig. Akzeptiert einfach, dass es nicht euer Spiel ist, aber genug andere Spieler damit Spaß haben.
Deiner Aussage über die 65% kann ich grundsätzlich zustimmen. Überhaupt sind mir Einschätzungen von Redakteuren wichtiger als Zahlen, die unter einem Test stehen. Deswegen bin ich dankbar, dass PCGames und Co immer noch einen persönlichen Wertungskasten haben, das macht die Zahl dann doch irgendwie persönlicher.
Andererseits ist dein Verhalten "Es ist nicht Euer Spiel und deswegen dürft Ihr es nicht kritisieren", doch genau so dämlich. Nur weil Du etwas toll, gut oder spannend findest, kannst du doch anderen nicht ihre Wertungsfähigkeit nicht absprechen. Woher willst du denn wissen, dass das nicht "ihr" Spiel ist? Aus einer Aussage "das Spiel gefällt mir nicht" gleich zu mutmaßen, dass jemand das falsche Spiel spielt, finde ich schon etwas übertrieben. Ergo, alle negativen Kritiken als "Nicht dein Spiel" zu verurteilen, finde ich ebenfals fragwürdig. Wer jedoch geflissentlich die Hinweise ignoriert hat, dass es
keine NPCs geben wird und das Spiel kauft und sich dann genau darüber beschwert, nunja
Vielleicht ist es gut, dass es polarisiert, weil der Entwickler damit am meisten machen kann. Er kann erkennen, was die Leute gut oder schlecht finden. Man kann nie alle zufriedenstellen, aber zumindest Probleme anpacken. Serverprobleme, Glitches in der Darstellung und andere Ärgernisse.
Man muss es ganz einfach sehen: Fallout 76 ist von Bethesda der Versuch gewesen bzw. ist der Versuch auf den gleichen Zug aufzuspringen, wie alle anderen Entwickler und Publisher. Alle Entwickler haben mittlerweile einen Goldesel "Game as a Service":
Blizzard mit WOW oder Hearthstone,
Ubisoft mit seinen AssassinsCreed Titeln,
Electronic Arts seit Jahren seine Fifa-Spiele und andere Titel, die Geld bringen. Ebenso Rockstar mit GTA.
Bethesda hat viele tolle Spiele, die laufen aber halt nicht so wie sie sollen. Elder Scrolls Skyrim ist ein tolles Spiel, aber der Entwickler verdient nix, wenn die Leute das spiel tausende Stunden spielen, Modifikationen verwenden, aber nix kaufen. Also hat es Bethesda mit den Bezahl-Mods versucht. Das ist gescheitert. Micro-Transaktionen in ein altes Spiel zu patchen ist nie eine gute Idee, deswegen auch die Special Edition von Skyrim, die eigentlich niemand gebraucht hat, aber die Bezahlmods integriert hat und kostenlose Mods ausgeschlossen hat.
Große Online-Spiele zu schaffen ist heute einfach modern bzw. eine gute Online-Bindung zu schaffen. Ich erinnere mich noch an den Stress den Ubisoft hatte, als sie zum ersten Mal auf Always-Online bei
Assassins Creed gesetzt hatten. Damals ein Aufschrei, heute kräht kein Hahn mehr danach. Und wenn man das Paket als Service anbietet, braucht man sich über Raupkopien und änhliches ebenfalls keine Gedanken machen, da ja dann ein Teil des Spiels fehlt (den man nicht "cracken" kann).
Elder Scrolls Online läuft ordentlich, aber bis heute ist man sich nicht sicher, ob Bethesda und Co damit wirklich verdient, oder die Kiste einfach bloß läuft. Fallout, Doom, Rage bringen beim Direktverkauf Geld, aber im Nachhinein nicht mehr. The Elder Scrolls: Legends und Fallout: Shelter kann ich wiederum nicht einschätzen, auch weil ich hier keine offiziellen Zahlen kenne. Sind auch keine "großen" Titel. Es ist also kein großer Schritt, aus Fallout ein "Game as a Service" zu machen, ein Spiel, welches regelmäßig Geld einbringt.
Die Ausführung ist nun einmal katastrophal. Ich verstehe auch nicht, warum man an der betagten Engine festhält. Klar ist es günstiger die alte Engine weiter zu verwenden und damit zu produzieren, aber einmal Geld zu investieren und die neue Engine dann für weitere Projekte zu verwenden, kann doch auch nicht schaden. Schon für Elder Scrolls Online haben sie auf eine neue Engine, die HeroEngine gesetzt, die sie dann aber später stark modifiziert haben. Hätten sie nicht das gleiche Gerüst auch für Fallout verwenden können?
Genial finde ich an diesem Spiel momentan nix. Momentan sehe ich vor allem einen Haufen Probleme und wenn Bethesda diese nicht gelöst bekommt, haben sie bald keine Spielerschaft mehr. Deswegen hoffe ich, dass sie die Kritik ernst nehmen und nachbessern. Sonst fehlen dem Spiel bald nicht nur NPCs sondern auch echte Menschen.