Was Rom angeht, kann man nicht wirklich von Hochkultur sprechen.
Denn die Römer haben ja eigentlich nichts neuentwickelt, sondern einfach nur von anderen Völkern übernommen, verfeinert und modernisiert. Und dank der Sklaven, die ihnen die ganze schwere Arbeit abnahmen wurden sie dekadent und verweichlicht. Da die Sklaven die ganze Arbeit verrichteten, gab es auch kaum Anreize Maschinen zu entwickeln und somit auch kein Fortschritt/Innovation. Wo es kein Leidensdruck gibt, gibt es auch kein Fortschritt - materiell wie geistig.
Ich habe persönlich immer eine tiefe Antipathie gegenüber Kollektiven, die in ihrer Geschichte nicht bzw. wenig durch Kälte gehen mussten und vielmehr durch Wärme gegangen sind, bedeutet: nur niedrig-hängende Früchte ernten müssen, um zu Reichtum und Ruhm zu gelangen --> also vielmehr/ausschließlich glückliche Zufälle statt eigenkulturelle/eigenzivilisatorische Leistung.
Wegen der humangeographischen Vorraussetzungen konnte sich das ursprünglich-bäuerliche Rom auch wie ein Raubritter im Uterus* "Mittelmeerraum" mit einem folglich nicht-domestizierten, überdimensionalen Ego und dessen anhängender "Intelligenz" (eher Bauernschläue) voll austoben.
*nicht zu warm, nicht zu kalt, nicht zu groß, nicht zu klein
Man kann auch sagen: "Die Griechen lieferten den Fortschritt und die Römer verteilten ihn über ganz Europa"
Und zum Verfall des römischen Reiches, passt folgendes Sprichwort gut: Jede Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied ---> Sowas wie Zusammenhalt gabs im 'Römisches Reich' ja nicht. . Erinnert auch irgendwie an die heutige Europäische Union...
Ich muss ehrlich sagen, das ganze Gewäsch ist fast schon ein lehrbuchhaftes Beispiel für Polemik und Populismus. Es beweist aber vor allem, dass man allein durch hochtrabende Vokabeln nicht alles verschleiern kann. Dem Römischen Reich abzusprechen, dass es eine Hochkultur war, ist schon sportlich. Und dass Antipathie ein Motivator für deinen Text ist, räumst du ja selbst schon ein.
Schauen wir uns doch einmal die Definition Hochkultur genauer an: Hochkultur ist eine Stufe der Kultur mit hoch entwickelten Produktionsmethoden, sozialen Strukturen und ausgebildetem Herrschaftssystem.
Gut, über das Herrschaftssystem könnte man ab dem Zeitpunkt ein wenig diskutieren, als das Römische Reich sich von einer Republik zu einer Diktatur gewandelt hat, aber von einer vorzivilisatorischen Stammesherrschaft war das zumindest weit entfernt. Den Deutschen würde man den Status Hochkultur auch nicht absprechen, weil sie bis 1918 einen Kaiser hatten. Kleiner Fun Fact für dich: Das Wort Kaiser leitet sich vom römischen Caesar ab und bis 1806 waren die "deutschen" Fürstentümer im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen eingegliedert (Der Grund: Man wollte die Traditionen des antiken Römischen Reiches fortsetzen; ob und wie gut sie das fortgesetzt haben steht auf einem anderen Blatt).
Dass die hygienischen Standards der Städte aufgrund ausgeklügelter Abwassersysteme ihrer Zeit weit voraus waren (in Europa erst ab dem 18. Jahrhundert wieder abgewendet), die Baukunst beispiellos (das Straßennetz, die Frischwasserversorgung Brandschutzmaßnahmen beim Bau und auch sonstige Bauwerke) wurde bereits angesprochen. Ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass die meisten Germanen, die in den ersten Jahrhunderten auf ihren Trampelpfaden an den Rhein marschiert sind und zum ersten mal das heutige Köln erblickt haben, sich sicher nicht gedacht haben: "Was für jämmerliche Lappen, so will doch kein Mensch leben!".
Eine der größten Errungenschaften, die bisher aber noch nicht erwähnt wurde ist aber das Römische Recht, ohne dem das Römische Reich ungefähr so lange gehalten hätte, wie das von Alexander dem Großen. Ohne dieses Rechtssystem hätte es keinen zivilisatorische Frieden und auch keine effektive Verwaltung gegeben. Und das beste zum Schluß: Für große Teile der Welt diente das Römische Recht als Vorbild für ihr eigenes Rechtssystem, so wie unser Zivilrecht. Siehe diese Grafik:
https://de.wikipedia.org/wiki/Römisches_Recht#/media/Datei:Map_of_the_Legal_systems_of_the_world_(en).png
Zu den negativen Aspekten der Römer: Sie waren aggressiv expansionistisch, imperialistisch und hatten Sklaven. Aber mal ernsthaft gefragt: Inwiefern unterscheiden sie sich von den anderen Hochkulturen der Antike und des Altertums? Die Perser, Hellenen, Ägypter und Phönizier waren da nicht anders.
So, nun zum Artikel: Danke für den ausführlichen Artikel, das Setting klingt wirklich interessant für ein RPG. Ich werde es mir wahrscheinlich irgendwann anschauen.