Ich entscheide doch nicht bloß aufgrund der politischen Ausrichtung, ob ich eine Aktion gut finde oder nicht.
Beispiel:
Bei uns in der Stadt wollte mal irgendein rechter Verein eine öffentliche Veranstaltung genehmigen lassen. Da hat der verantwortliche Mitarbeiter schnell geschaltet und behauptet:
"Öhm, ne geht nicht, auf dem Platz ist schon eine Veranstaltung angemeldet." - war aber gar nicht. Trotzdem mußte da jetzt ja irgendwas stattfinden und da wurde dann irgend eine Aktion für mehr Toleranz aus dem Boden gestampft. Letztendlich war das nur eine kleine LKW Ladefläche, auf der dann kurz eine Rede vor ~20-50 Leuten gehalten wurde.
Und was halte ich jetzt davon?
Ich finde es als Aktion gegen Rechtsextremismus gut - aaaaber: laut Rechtsstaatlichen Gesetzen war der Nazi nun mal zuerst da und hätte dort seine Demo oder was auch immer genehmigt bekommen müssen. Denn das ist es, was eine Demokratie und Meinungsfreiheit im Gegensatz zu Anarchie ausmacht:
Auch die Deppen ihre Meinung sagen zu lassen, wenn sie dies im Rahmen der Gesetze tun. Und deshalb finde ich die Aktion schlecht.
Der aufmerksame Leser erkennt den Widerspruch.
Anderes Beispiel:
Die Holocaustleugnung, bzw: deren Verbot.
Finde ich nicht richtig. Man sollte hierzulande ruhig den Holocaust leugnen dürfen, wenn einem das Spaß macht. Denn a) interessiert die Leute, die das behaupten wollen, so ein Verbot gar nicht. Die leugnen den trotzdem - oder manövrieren umständlich um die konkrete Aussage herum, so daß jeder weiß, daß derjenige den Holocaust leugnet, es aber faktisch nicht tut, weil er keinen Bock auf die entsprechende Strafe hat. und b) So erkennt man die Deppen wenigstens sofort und muß sich nicht auf obskure Stille-Post-Aussagen verlassen.
Oder G20/1. Mai & Co:
Obwohl ich die Grundzüge der links orientierten Politik begrüße, verstehe ich nicht, was brennende Autos und zerschlagene Fensterscheiben dazu beitragen sollen, diese Ziele zu verwirklichen.
Sicher gibt es die. Aber dann hätte er genau so viel Kenntnis wie du & ich, wenn wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigen würden.
Sein Insider Wissen ist passé und die Argumentation à la
"Ich war vor fast 20 Jahren dabei; ich weiß, wie das heutzutage abläuft" irgendwie völlig bekloppt.
Weil man sich bei
jeder Nachricht Gedanken zur Relevanz für die Gesamtsituation machen und seine eigene(!) Meinung basierend auf den Fakten(!) bilden sollte und nicht einfach blindlings
"Der ist gegen Rechte, hinterher! Will mitlynchen!!" ohne jegliche weitere Reflexion durchs Filterblasenland mitlaufen sollte.