Den universellen Clickbait-Vorwurf kann so nicht nachvollziehen. Schlagzeilen müssen interessant sein, sie dürfen nur nichts versprechen, was der Artikel dann nicht liefert. Von Überschriften im Stil der Adels-Zeitschriften oder … „und ihr werdet nicht glauben, was dann geschah“, sind wir meilenweit entfernt.
Um dem Thema etwas sachliche Substanz zu verleihen
1. Interessant ist nicht dasselbe wie reizend ( im Sinne von Reiz).
Ein interessanter Titel erzeugt kognitives Interesse, ein "reizender" Titel hingegen suggeriert eine höhere gefühlte Wichtigkeit als der Inhalt es zulässt und nötigt den Leser damit zu klicken. Im Grunde beschreibt dies das "Top-Down, Bottom-up"- Prinzip der Wahrnehmungspsychologie.
Als Beispiel nehme man einen Clickbait-Artikel:
Folgt der Leser dem Link nicht wird er mit dem Gefühl des FOMO (Fear of missing out) bestraft, klickt er hingegen, erlebt er nur die "Belohnung" der ausbleibenden Bestrafung (Omission)
Ob im Titel nun steht: "und ihr werdet nicht glauben..." oder "Fortnite: Superman macht das Battle Royale unsicher - Das müsst ihr wissen" macht hier keinen Unterschied mehr.
Der Leser muss per se gar nichts wissen. Die Behauptung erzeugt demnach einen Übergriff. Ich finde die Leser sollten sich auch nicht wehren müssen gegen das Gefühl etwas total wichtiges zu verpassen und eine Belohnung sollte frewillig sein ohne, dass man zu "seinem Glück verholfen wird" . Zudem der wissenschaftliche Konsens: Belohnung ist effektiver als Bestrafung, da Belohnung mit Motivation und Bestrafung mit Vermeidung arbeitet (Ich will vs ich will nicht)
Ein Interesse kann man auch durch aktivierenden Inhalt im Titel erzeugen ohne darin alles vorwegzunehmen. Passt der ganze Inhalt des Textes jedoch in den Titel, entsteht natürlich eine Enttäuschung (Violation of expectation) wenn im Artikel nichts weiteres von Belang mehr steht und der Leser vermeidet dies in Zukunft. Dadurch wird der Author "gezwungen" bei solchen Info-Happen durch Reize und Emotion anstatt information den Leser zum anklicken zu bewegen, denn die eigentliche Information soll sich im Artikel verbergen.
Das macht der Leser auch, denn dagegen anzukämpfen erzeugt Stress und Frust. Er/Sie wird oft aber mangels Informationsgewinn trotzdem frustiert. Ein selbstverstärkendes Gefühl (Selbstwirksamkeit) gleicht dies zwar wieder ein wenig aus, die Aversion gegen den Click-Reiz wurde trotz alledem, je nach Individuum, hintergründig verstärkt.
[Um es anders zu verdeutlichen: Auf einer party ruft jemand ganz laut "HEY ACHTUNG" und alle drehen sich um: " Wir haben keine Servietten mehr!". Und jeder ist genervt von der unnötigen Aufregung.
Leider funktioniert das dann auch die nächsten 10 male und jedesmal drehen sich die meisten um, denn es könnte immer sein dass doch etwas passiert ist. Das wäre "Top-Down" bzw "Bait" auf Wahrnehmungsebene]
Und den (Bait) sehe ich leider geben. Die genaue Formulierung ist nicht so entscheidend wie das genutzte psychologische Prinzip. Auch gibt es für diese Methode eine Spannbreite von gering bis extrem, wobei "mittel" nur relativ gesehen "besser" ist.
Zudem ist es aber nur ein Defizit, die hier angesprochene Problematik beinhaltet noch weitere wie
aufgeblähte Texte, mangelnde Recherche, faktische Fehler (falsche Personen, falsch übernommen), "Messen mit zweierlei Maß" und Interpretationen im Titel, die realitätsverzerrend sind und unnötig aufwiegeln.
Die Aufzählung der Probleme klingt hier so negativ und apokalyptisch, es soll aber im Rahmen dessen gesehen werden um was es hier gerade geht: Defizite aufzuzeigen und anzusprechen, ohne die positiven Aspekte abgesprochen zu bekommen.
(In kürzeren Worten hat Batze unter anderem
diesen Sachverhalt angeprangert, wie viele andere in der Vergangenheit bereits auch).
2.
Dass sicherlich auch Fehler passieren, sollte dabei klar sein. Hier arbeiten Menschen. Ich bin super stolz auf alles, was das Team hier jeden Tag leistet.
Das ist ein gutes Beispiel für eine Relativierung und Verzerrung des Streitpunkts (Framing). Es geht nicht darum, dass niemand gute Arbeit leistet oder keine Fehler macht, noch um die Beziehung zwischen Fr. Beyes-Fistrich und den Mitarbeitern (Transfer auf die soziale/emotionale Ebene).
Es ist eine Wegführung vom Themenkern anstatt auf die Problematik einzugehen (Selektive Aufmerkamkeitssteurung)
Dies gleicht der Rethorik, so wie sie auch täglich in der Politik praktiziert wird. Dies hat
@Batze dazu verleitet es mit einem Merkel-Vergleich auszudrücken. (Es wäre sicher sinnvoller gewesen wenn nur von "vermeidender Rethorik" die Rede gewesen wäre ohne Personen zu vergleichen was eine emotionale Aufladung erzeugt und zu Recht abgelehnt wird.)
3. Es hat zumindest für mich den Anschein, dass wenn auf Kritik eingegangen wird:...
- bestenfalls eine faktisch Klarstellung/Erklärung im Forum erscheint, was ich begrüße,
- so wie hier ausgewichen und die Möglichkeit eines Problems substantiell verneint wird,
- schlimmstenfalls nichts passiert und Fehler/Kritik schlichtweg ohne Erläuterung bestehen bleibt.
Die letzteren Punkte stehen für keine gute Lösung. Auch wenn es in Wirklichkeit einen anderen Grund für ein Problem geben sollte als wie vom Leser vermutet, sollte dem nachgegangen werden. "Es gibt kein Problem" wird dann als herablassend interpretiert, erzeugt Hierarchie und vermittelt ein Gefühl von Bedeutungslosigkeit.
Ein "Nicht-reagieren" stattdessen lässt den Artikel verwahrlost erscheinen, fast als wäre es ein Produkt vom Laufband. Auch suggeriert es dem Leser ein Desinteresse des Autors an seiner journalistischen Weiterentwicklung wenn Kritik ignoriert wird. Das alles ungeachtet der objektiven Realität dahinter, ob dem wirklich so ist.
=>
Mit der Zeit sammelt sich Frustration aus verschiedenen Quellen und entläd sich dann wie hier an einzelnen Artikeln. Es geht hier gar nicht mehr um nur genau diesen Artikel sondern eine systematische Unzulänglichkeit, die sich sichtbar und täglich durch nicht alle aber (zu) viele Artikel zieht.
Natürlich gibt es eine von oben gegebene komerzielle Ausrichtung, niemand hier arbeitet für Lau.
Ob diese Ausrichtung aber wirklich in die richtige Richtung zeigt darf jederzeit hinterfragt werden und wird es von den Lesern auch.
Ich kann es also nicht nachvollziehen, warum dem kein Gehör geschenkt werden soll, ausser natürlich, diese Gruppe an Lesern sind nicht mehr von Belang.
Realistisch wäre das wenn Printausgaben/Abos nicht mehr das primäre Geschäftsmodell sind und Werbung diesen Platz einnimmt. Dann wird durch andere Mechanismen als Kundenbindung der Gewinn erhöht und reine Nutzen/Aufwand Kalkulationen gewinnen an Bedeutung ( mehr und weniger zeitintensive Artikel).
So wie man es im BWL Kurs eindeutig lernt.
Was dort jedoch nicht gelehrt wird ( wurde) ist Nachhaltigkeit, wie wir es aktuell alle miterleben dürfen.
Und in diesem Falle könnte man von einer psychologischen Nachhaltigkeit sprechen.
Ich glaube, dass Gewinn und Nachhaltigkeit vereinbar sind.
->Den Leser nicht indirekt nötigen sich frustrieren zu lassen bis die Leine reisst und er sich verabschiedet.
->Stattdessen ein Magazin darstellen, dass man aus Lust anstelle von Gewohnheit ansteuert.
->Ein Magazin, das sich von anderen durch "xyz" absetzt. So wie früher Zahnpasta-Wärmeleitpaste,
Lüfter-Hovercrafts und Gurkenschneider, Humor im Allgemeinen, Trend setzend anstatt nur Trend folgend und Artikel die für sich stehen.
(-> Damit könnten auch günstige Alternativen zur Werbung realisiert werden, als Vergleich "Golem Pur ( auch Computec), Computerbase Pro", wofür ein Leser gerne zahlt wenn das Angebot auch stimmt. Hier stellt man sich mit "alles kostenlos" ein wenig selbst das Bein da man sich selbst Anreize nach oben wegnimmt)
Im Moment fühlt es sich aber noch leider an wie....
"Wir sind Clicker und sollen clicken und dafür bekommen wir Häppchen an infos um die Zeit totzuschlagen. In den Kommentaren steht auch nichts interessantes, also meist eigentlich nichts (0) , also warum soll ich schon kommentieren, es liest und antwortet sowieso kaum einer.."
Danke fürs lesen, mir hat der Text geholfen einiges für mich klarzustellen und zu verarbeiten und es liegt an mir ein für mich passendes Angebot zu suchen wenn mir meine aktuelle Option nicht gefällt. Ich hoffe niemand fühlt sich hierdurch beleidigt oder emotional gekränkt, denn dieser Text entspringt nur meiner Wahrnehmung und meinem erlernten sachlichen Verständnis.
MfG