• Aktualisierte Forenregeln

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    Vielen Dank

Chancen der Anti-Globalisierung

Gorthaur am 10.02.2005 14:19 schrieb:
Welches ist der europäische Mindeststandard?
Ich schreibe mal auf welches der momentan für mich geltende offizielle Mindeststandard ist:
-Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz
-Krankenversicherung und somit gesicherte Versorgung im Krankheitsfall
-Schutz vor den Folgen der Arbeitslosigkeit
-Schutz vor den Folgen der Invalidität
-Altersvorsorge
-Schutz vor ungerechtfertigter Kündigung
-Rechtsgleichheit
-Sauberes Wasser
-Genügend zu Essen
-Ein Dach über dem Kopf
-Das Recht auf bezahlte Ferien

das soll also nicht für alle Menschen umsetzbar sein?
Da frage ich mich ob die Menschheit sich nicht besser schon heute ins Grab legt.

Genauso sehe ich das auch. Schöne Auflistung.
Ich wüsste nicht, warum man die weltweite Angleichung nicht auf dem höchstmöglichen Niveau versuchen sollte.
Der Grund, warum das nicht geschieht ist der, dass die Globalisierung ausschließlich von Markt und Kapital organisiert wird. Die von TBrain geforderte Gegensteuerung zugunsten gesellschaftlicher Erfordernisse findet NICHT statt. Im Gegenteil: es ist mittlerweile verpönt, sowas zu fordern. Und auch hierzulande hört man stattdessen immer öfter, wir sollten unsere Standards zurückfahren. Das widerspricht doch diesem Ziel, oder nicht?
 
Gorthaur am 10.02.2005 14:19 schrieb:
... Publikationen von Exponenten des rechten Politikspektrums als Heilsbotschaft .

Von wem? :confused: Gibts da auch Quotienten? :B Mal ehrlich, wer gehört für Dich dazu?

Wird nur noch nach produktivität gerechnet, dann muss man unproduktives ausmerzen.

Produktivität bestimmt nun mal den Lebensstandard einer Gesellschaft.

Auf Nahrungsmittel bezogen heisst das also, dass wenn ich das Angebot künstlich verknappe, dann kann ich bei gleichbleibender Nachfrage einen maximalen Gewinn erwirtschaften.

Wenn man die Gesetze des Marktes aushebeln kann, ja. Wieso sollte die Nachfrage gleich bleiben? Fallen Dir viele Produkte ein, die keine Substitute haben?

Welches ist der europäische Mindeststandard?
Ich schreibe mal auf welches der momentan für mich geltende offizielle Mindeststandard ist:
-Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz
-Krankenversicherung und somit gesicherte Versorgung im Krankheitsfall
-Schutz vor den Folgen der Arbeitslosigkeit
-Schutz vor den Folgen der Invalidität
-Altersvorsorge
-Schutz vor ungerechtfertigter Kündigung
-Rechtsgleichheit
-Sauberes Wasser
-Genügend zu Essen
-Ein Dach über dem Kopf
-Das Recht auf bezahlte Ferien

Das würde ich so unterschreiben. Aber ist es denn nicht trotzdem bereits ein Fortschritt, wenn die Leute in den "ausgebeuteten Ländern" bereits bessere Arbeitsbedingungen bei internationalen Unternehmen haben als bei den einheimischen? Versteh mich nicht falsch, den Anspruch, den Du in dieser Liste stellst, sähe ich auch gerne durchgesetzt. Aber bedenke bitte, welche Folgen das für z. B. indische Unternehmen hätte, die sich ebenfalls die Chance wünschen, z. B. Europa als Absatzmarkt zu gewinnen - einen massiven Kostenanstieg. Das würde bedeuten, dass die jeweilige einheimische Industrie daran zugrunde geht, während die "großen internationalen Konzerne" gestärkt werden.

So lange wir in Deutschland nicht bereit sind, für deutsche Produkte mehr zu bezahlen als für in Südostasien hergestellte (das bitte ich jetzt ganz wertungsfrei zu verstehen!!), können wir uns auch wohl kaum darüber beschweren, dass die Unternehmen da produzieren, wo es für sie günstiger ist. :|
 
aph am 10.02.2005 15:04 schrieb:
Die von TBrain geforderte Gegensteuerung zugunsten gesellschaftlicher Erfordernisse findet NICHT statt. Im Gegenteil: es ist mittlerweile verpönt, sowas zu fordern. Und auch hierzulande hört man stattdessen immer öfter, wir sollten unsere Standards zurückfahren. Das widerspricht doch diesem Ziel, oder nicht?

In Deutschland findet diese Gegensteuerung schon statt, nur international eben (noch?) nicht.

Aber international muss man sich in dem Falle erst auf allgemeine Standarts einigen. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Entwicklungsländer was dagegen hätten wenn sie plötzlich ihren "Wettbewerbsvorteil" aufgeben müssten, weil sie Standarts zu erfüllen haben, die sie garnicht erfüllen wollen.

Man sollte sich auch mal fragen, warum die Menschen in Entwicklungsländern sich darum reißen z.B. bei Addidas oder VW zu arbeiten? Weil sie unmenschlich "ausgebeutet" werden bestimmt nicht, sondern weil der Lohn und die Umgebung die VW bietet vielfach besser ist als alles andere was die eigene industrie zu bieten hätte.
 
TBrain am 10.02.2005 15:13 schrieb:
Man sollte sich auch mal fragen, warum die Menschen in Entwicklungsländern sich darum reißen z.B. bei Addidas oder VW zu arbeiten? Weil sie unmenschlich "ausgebeutet" werden bestimmt nicht, sondern weil der Lohn und die Umgebung die VW bietet vielfach besser ist als alles andere was die eigene industrie zu bieten hätte.

Von VW habe ich keine Ahnung.

Aber bei adidas und Co. ist das anders. Die Menschen, die da arbeiten, finden sonst keine Stellen. Viele arbeiten da, weil sie der Landwirtschaft entgehen wollen, und ich rede hier nicht von grosser Landwirtschaft, sonder von Anbau für Subsistenz. Es ist die Hoffnung auf einen anständigen Arbeitsplatz ausserhalb der Misere des eigenen Stück Landes, auf dem sich die Familie über Wasser hält.
Hier ist es auch so, dass die Arbeiter oft gar nicht wissen, für wen sie genau arbeiten, da sie ja von Subcontracting-Agenturen angeheuert werden und nicht von adidas oder Nike. Es ist durchaus möglich, dass sie in ein oder zwei Monaten Produkte für mehr als eine Firma herstellen und das nur wissen, wenn sie hinterher das Logo aufnähen.

mfg
 
Dimebag am 10.02.2005 16:25 schrieb:
TBrain am 10.02.2005 15:13 schrieb:
Man sollte sich auch mal fragen, warum die Menschen in Entwicklungsländern sich darum reißen z.B. bei Addidas oder VW zu arbeiten? Weil sie unmenschlich "ausgebeutet" werden bestimmt nicht, sondern weil der Lohn und die Umgebung die VW bietet vielfach besser ist als alles andere was die eigene industrie zu bieten hätte.

Von VW habe ich keine Ahnung.

Aber bei adidas und Co. ist das anders. Die Menschen, die da arbeiten, finden sonst keine Stellen. Viele arbeiten da, weil sie der Landwirtschaft entgehen wollen, und ich rede hier nicht von grosser Landwirtschaft, sonder von Anbau für Subsistenz. Es ist die Hoffnung auf einen anständigen Arbeitsplatz ausserhalb der Misere des eigenen Stück Landes, auf dem sich die Familie über Wasser hält.
Hier ist es auch so, dass die Arbeiter oft gar nicht wissen, für wen sie genau arbeiten, da sie ja von Subcontracting-Agenturen angeheuert werden und nicht von adidas oder Nike. Es ist durchaus möglich, dass sie in ein oder zwei Monaten Produkte für mehr als eine Firma herstellen und das nur wissen, wenn sie hinterher das Logo aufnähen.

mfg

Ich bestreite auch garnicht, dass es den Menschen dort schlecht geht. Nur die Sache ist auch die, wenn Adidas und Nike nicht mehr da wären, bliebe ihnen nichts anderes übrig als tatsächlich eine minimale Landwirtschaft zu betreiben, bzw. nach Resten im Müll zu suchen o.ä.
 
TBrain am 10.02.2005 14:59 schrieb:
An Deregulierung, Privatisierung und Eigenverantwortung kann ich nichts schlechtes finden. Sowas schießt "vernünftige" Verteilungsregeln nicht aus, im Gegenteil.

glaubst du Verstaatlichung und staatliche Bevormundung führen zu einer besseren Umgebung? das ist Blödsinn.

Wenn du unter einer besseren Umgebung verstehst, dass auch die schwachen mitgetragen werden und sie sich auf eine staatlich garantierte Altersvorsorge (oder Gesundheitsvorsorge) verlassen können, dann ja. Schon mal daran gedacht, dass sich ärmere Menschen keine private Altersvorsorge leisten können/wollen, da sie sich diese vom Mund absparen müssen. Eine private Versicherung rechnet auch in viel strengeren Kriterien, welche Versicherten ein Risiko darstellen und welche nicht. Bekomme also kein behindertes Kind, diese Prämie kannst du dir nicht leisten.
Es ist natürlich auch schön, wenn man dann wieder Armenhäuser einrichten kann die hauptsächlich von Pensionierten bewohnt werden. Ist imho noch nicht so lange her, das wir dies uberwunden haben.
Der Mensch ist im Grunde auch "nur" Kapital (nur eine frage der Sichtweise), und betrachte bitte den Begriff Kapital nicht als negativ.

Im Grunde ist jedes menschliche Verhalten auf Gewinnmaximierung gerichtet. Ob in einer Konzernleitung oder als Sozialhilfeempfänger. Unterschiede gibt es höchstens in der Sichtweise, was als Gewinn betrachtet wird.

Genau diese Betrachtungsweise (Mensch=Kapital) führt imho langfristig ins verderben.
Es gibt Menschen auf dieser Welt die schon mit einem Bruchteil dieser Vorderungen zufrieden wären. Entwicklungsländer hätten nichtmal die Möglichkeit kurz- oder mittelfristig ein solches Sozialsystem (Krankenhäuser, Verwaltungen, Behörden, Straßen, etc.) aufzubauen. Sollen diese Länder vom Import ausgeschlossen werden? Bedanken werden sie sich jedenfalls nicht dafür.

Wer verdurstet ist für jeden Tropfen Wasser dankbar, das sollte einleuchten.
Was mir nicht einleuchtet, ist der Umstand, das westliche Konzerne in diesen Staaten Milliardengewinne erziehlen und sie nicht der Auffassung sind etwas von diesem Gewinn den Menschen in diesen Ländern zurückzugeben.
Als einstieg in diese Thematik ist dieser Artikel auf Wikipedia.de zu empfehlen: http://de.wikipedia.org/wiki/United_Fruit_Company
Globalisierung und Kapitalismus in seiner hässlichsten Form.
Abgesehen davon sollte man sich mal fragen, ob ein Bauer in Bolivien wirklich 30 Tage bezahlten Urlaub haben will, wenn er andernfalls billiger produzieren und seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

Diese Frage lässt sich sehr einfach beantworten:
Willst du ein Anrechtecht auf bezahlten Urlaub für dich? Wenn ja, wesshalb denkst du ein bolivianischer Bauer denkt da anderst.
Es ist natürlich klar, dass er auf den Urlaub verzichtet, wenn er sonst mit seinem Hungertot rechnen muss.
(Die Vorderungen nach europäischen Standarts ist doch nur ein verzweifelter Versuch auf Teufel-komm-raus unsere maroden Sozialsysteme durch künstliche Bariären aurechtzuerhalten)

:confused:
 
Moe910 am 10.02.2005 15:10 schrieb:
Gorthaur am 10.02.2005 14:19 schrieb:
... Publikationen von Exponenten des rechten Politikspektrums als Heilsbotschaft .

Von wem? :confused: Gibts da auch Quotienten? :B Mal ehrlich, wer gehört für Dich dazu?

Mal der bekannteste.
http://www.zeit.de/2005/03/US-Renten
Dann bekommt man noch so einiges mit über die Wunschvorstellungen von Politikern wenn man täglich die Zeitung(en) liest.
 
Gorthaur am 10.02.2005 18:10 schrieb:
Wenn du unter einer besseren Umgebung verstehst, dass auch die schwachen mitgetragen werden und sie sich auf eine staatlich garantierte Altersvorsorge (oder Gesundheitsvorsorge) verlassen können, dann ja. Schon mal daran gedacht, dass sich ärmere Menschen keine private Altersvorsorge leisten können/wollen, da sie sich diese vom Mund absparen müssen. Eine private Versicherung rechnet auch in viel strengeren Kriterien, welche Versicherten ein Risiko darstellen und welche nicht. Bekomme also kein behindertes Kind, diese Prämie kannst du dir nicht leisten.
Es ist natürlich auch schön, wenn man dann wieder Armenhäuser einrichten kann die hauptsächlich von Pensionierten bewohnt werden. Ist imho noch nicht so lange her, das wir dies uberwunden haben.

Ich bin mir nicht sicher worüber du redest. Über Deutschland, Europa? oder die Welt?

Deregulierungen, und mehr Eigenverantwortung heißt nich Abschaffung aller Sozialsysteme, sondern Ansapung an eine geänderte Position. Kein (auch kein recht-gerichteter) Politiker will Sozialsysteme abschaffen! Es geht nur um das Ausmaß und darüber kann man ja diskutieren ohne gleich zu dramatisieren.

Genau diese Betrachtungsweise (Mensch=Kapital) führt imho langfristig ins verderben.

Völlig ignorieren kann man diese Sichtweise aber auch nicht, Unternehemen beispielsweise müssen das so sehen, wenn die rational entscheiden wollen.

Abgesehen davon sollte man sich mal fragen, ob ein Bauer in Bolivien wirklich 30 Tage bezahlten Urlaub haben will, wenn er andernfalls billiger produzieren und seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

Diese Frage lässt sich sehr einfach beantworten:
Willst du ein Anrechtecht auf bezahlten Urlaub für dich? Wenn ja, wesshalb denkst du ein bolivianischer Bauer denkt da anderst.
Es ist natürlich klar, dass er auf den Urlaub verzichtet, wenn er sonst mit seinem Hungertot rechnen muss.

Nein, ein Anrecht darauf will ich nicht, es ist zwar ganz nett aber nicht nötig.

Der Bauer muss also 30 Tage Urlaub machen, da er seine Produkte sonst nicht nach Europa exportieren darf, und erst desshalb in Hungersnot gerät?

Macht er 30 Tage Urlaub hat er höhere Kosten womit sein Vorteil den europäischen Ländern gegenüber Weg ist und er folglich auch weniger exportiert, bzw. ihm weniger über bleibt.


BTW: deiner Liste von oben würde ich übrigens auch freiheitlich-demokratische Grundordnung als allgemeine Grundlage hinzufügen, aber bereits daran fehlt es ja einer Reihe von Ländern, evtl. sollte man damit anfangen.
 
Sry als Quereinsteiger... aber was bei unserem Arbeitswegfall und sonstigen negativen Einwirkungen oft vergessen wird ist das andere Ende der Globalisierung mit 45 Euro Monatslohn, damit wir Kühlschränke und Spielzeug möglichst billig bekommen können.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,340166,00.html
Sie las in der Zeitung, dass China ein kommunistisches Land sei, ein Land der Arbeiter und Bauern. Aber sie verstand nicht, was das hieß. Sie ist verwirrt. Sie fragt, heute, vor dem Werkstor in ihrer Fabrik, ob es sein könnte, dass der Kommunismus eigentlich im Westen herrsche und nicht in China. Die Frage ist nicht ironisch oder klug gemeint. Tang Shuzhen sagt: "Im Westen geht es allen gut. Das ist doch Kommunismus? Oder ist es nicht so?"

ist es eigentlich schonmal wem aufgefallen? Wenn unser Überleben davon abhängig ist, daß eine Firma immer mehr Umsatz macht als im Vorjahr... naja... irgendwann ist der Markt erschöpft und es geht nicht mehr mehr... gruseliger Gedanke, wenn mal alle neuen Märkte gesättigt und der Punkt erreicht ist. Bis jetzt haben ja glücklicherweise immer ein Krieg oder ne Seuche "geholfen" bevor's soweit kam ;)

Marktwirtschaftlicher Kapitalismus alleine wird die Länder auf jeden Fall nicht am Leben halten können. Da könnte die Globalisierung aber auch ein Vorteil sein, denn wirkliche Änderungen können mittlerweile nur noch global durchgesetzt werden.
 
TBrain am 10.02.2005 22:24 schrieb:
Deregulierungen, und mehr Eigenverantwortung heißt nich Abschaffung aller Sozialsysteme, sondern Ansapung an eine geänderte Position. Kein (auch kein recht-gerichteter) Politiker will Sozialsysteme abschaffen! Es geht nur um das Ausmaß und darüber kann man ja diskutieren ohne gleich zu dramatisieren.
Schön das in deinem Land kein noch so rechtsgerichteter Politiker die Sozialsysteme soweit stutzen will, dass ich von einer faktischen Abschaffung spreche.
Völlig ignorieren kann man diese Sichtweise aber auch nicht, Unternehemen beispielsweise müssen das so sehen, wenn die rational entscheiden wollen.

Sie wird auch nicht ignoriert. Man lebt diese Philosophie inzwischen soweit, dass Menschen über 50 grosse Mühe bekunden einen Job zu erhalten. Gleichzeitig will man das Rentenalter erhöhen. Dann habe ich auch schon gehört, das man keine Lehrstellenen mehr schaffen will, da Lehrlinge zu hohe kosten verursachen. Der Sichtweise Mensch=Kapital wird sehr viel Beachtung zuteil. Der sozialen Gerechtikeit nicht umbedingt. Hier und anderstwo noch extremer.
Nein, ein Anrecht darauf will ich nicht, es ist zwar ganz nett aber nicht nötig.

Dann streichen wir doch mal Artikel 24 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948.^^
Am besten aber aus dem Arbeitsrecht deines Landes, das ist für deinen Arbeitgeber ein klein wenig mehr verbindlich.

Ohne das Recht auf bezahlten Urlaub, wirst du mühe haben einen Arbeitgeber zu finden der dir diesen auch gewährt.

edit: Gehe ich richtig in der Annahme, dass du in den Genuss von bezahlten Urlaub kommst und an den Wochenenden nicht arbeiten musst?
Der Bauer muss also 30 Tage Urlaub machen, da er seine Produkte sonst nicht nach Europa exportieren darf, und erst desshalb in Hungersnot gerät?
Jetzt dramatisierst du. :X Auf der einen Seite erwartest du von mir, dass man über die Aushöhlung unserer Sozialsysteme diskutieren darf und diese nicht dramatisieren sollte. Auf der anderen Seite unterstellst du mir, das ich den Gedanken der Weltweiten Sozialen gerechtigkeit mit dem Hungertod von tausenden Bauern erkaufen will. Aber wenn du willst, dann ändere ich meinen Nick gerne in J.Stalin um.
Wenn es eines Tages soweit ist, dass dieser Bauer genügend Lohn für seine Produkte erhält, dann wird er auch Urlaub machen können. Vieleicht sogar in Europa.
Wesshalb eigendlich 30 Tage? Ich bekomme "nur" 20.
Da fühle ich mich doch im vergleich zu dir schon benachteiligt. ;)
Macht er 30 Tage Urlaub hat er höhere Kosten womit sein Vorteil den europäischen Ländern gegenüber Weg ist und er folglich auch weniger exportiert, bzw. ihm weniger über bleibt.
Welches sind seine Vorteile gegenüber europäischen Ländern?
Kein Urlaub?
Keine Krankenversicherung?
Der vorbildliche Arbeitsschutz auf Grossplantagen?
Das sind bestimmt Vorteile die erstrebenswert sind.
BTW: deiner Liste von oben würde ich übrigens auch freiheitlich-demokratische Grundordnung als allgemeine Grundlage hinzufügen, aber bereits daran fehlt es ja einer Reihe von Ländern, evtl. sollte man damit anfangen.

Ein Anfang wäre es. Es könnte auch ein Anfang sein, wenn die Menschen in den existierenden reichen Demokratien weniger egoistisch veranlagt wären.
 
Gorthaur am 11.02.2005 08:52 schrieb:
Macht er 30 Tage Urlaub hat er höhere Kosten womit sein Vorteil den europäischen Ländern gegenüber Weg ist und er folglich auch weniger exportiert, bzw. ihm weniger über bleibt.
Welches sind seine Vorteile gegenüber europäischen Ländern?
Kein Urlaub?
Keine Krankenversicherung?
Der vorbildliche Arbeitsschutz auf Grossplantagen?
Das sind bestimmt Vorteile die erstrebenswert sind.

Genau darum gehts mir in diesem Thread. Dieses Dilemma wird immer offensichtlicher. Zwar haben die Menschen in den Entwicklungsländern einen "Vorteil", weil sie jetzt _etwas_ mehr verdienen als früher, aber gleichzeitig hat die Menschheit insgesamt einen Nachteil, weil die Produkte jetzt unter Bedingungen hergestellt werden, die schlechter für Umwelt, Gesundheit und Soziales sind. Was wäre denn, wenn man die Gleichheit dieser Bedingungen zur Schranke für Warentransfer machen würde? Fortan würden sich nur noch Produktivität und Qualität der Herstellung als Vergleich eignen und zu Produktionsverlagerung führen. Damit hätte ich auch kein Problem.

Da sagt jemand "na dann würden die Bauern da unten ja nix mehr an uns verkaufen können". Da sage ich: Na und? Die haben ja ihren eigenen Markt und können Nahrungsmittel für sich und ihre Nachbarländer herstellen. Und in einigen wenigen Fabriken auch Produkte für uns - unter entsprechenden Standards. Dinge, die wir gar nicht herstellen können, wie z.B. Bananen oder argentinische Steaks *sabber*. Oder Dinge, die sie selber erfunden haben, weil sie inzwischen in IT so bewandert sind. Das müsste natürlich mit Entwicklungshilfe und Entschuldung einhergehen. Kein Problem, wir verdienen in dem Modell ja selber wieder genug.

Mein Wunschgedanke geht also dahin, dass jeder für seinen eigenen lokalen Markt die üblichen Produkte herstellt, und nur solche Produkte ausgetauscht werden, die aufgrund technologischen Vorsprungs oder aber natürlicher Bedingungen unterschiedlich gut hergestellt werden können.

Wir müssen ihnen halt auch nicht unser Saatgut aufdrücken, wie Monsanto das macht. Ich finde das ne Riesensauerei.
 

Irgendwie diskutieren wir aneinander vorbei.

All die netten sozialen Einrichtungen, Gesetze und Sicherungssysteme wünsche ich mir für alle Menschen. Ich halte es nur nicht für durchsetzbar (jedenfalls nicht in den nächsten 50 Jahren). Kein Land kann innerhalb weniger Jahre ein solches Schutzsystem aufbauen. Besonders Entwicklungsländer stehen vor einer Herausforderung die nicht zu bewältigen ist (wie gesagt wenn es bereits an einer stabilen politischen Situation mangelt).

Würde die EU oder die WTO ab den nächten Jahr eine Regelung mit Forderungen zur sozialen Arbeitsumgebung mit hohen Standards einführen, können Entwicklungsländer faktisch nicht mehr exportiern, wie kann man das ignorieren?
 
TBrain am 11.02.2005 11:44 schrieb:
Würde die EU oder die WTO ab den nächten Jahr eine Regelung mit Forderungen zur sozialen Arbeitsumgebung mit hohen Standards einführen, können Entwicklungsländer faktisch nicht mehr exportiern, wie kann man das ignorieren?

Sie könnten viel weniger exportieren - vorerst. Stimmt.

Ich halte das dennoch langfristig für besser. Denn die gegenwärtigen Globalisierungsmechanismen führen lediglich dazu, dass sich die Industrieländer den niedrigen Standards der Entwicklungsländer anpassen, um denen nur keine Märkte zu überlassen (nichts anderes verbirgt sich hinter Forderungen wie: "Wir müssen unsere Umweltgesetze lockern/Wir müssen mehr arbeiten/Wir müssen den Lohn senken, um konkurrenzfähig zu bleiben").
Das heißt, die Standards sinken überall, bis wir alle so arm und schlecht abgesichert sind wie die Bauern in Uganda. Und das kann's ja wohl nicht sein, oder?
 
TBrain am 11.02.2005 11:44 schrieb:

Irgendwie diskutieren wir aneinander vorbei.

All die netten sozialen Einrichtungen, Gesetze und Sicherungssysteme wünsche ich mir für alle Menschen. Ich halte es nur nicht für durchsetzbar (jedenfalls nicht in den nächsten 50 Jahren). Kein Land kann innerhalb weniger Jahre ein solches Schutzsystem aufbauen. Besonders Entwicklungsländer stehen vor einer Herausforderung die nicht zu bewältigen ist (wie gesagt wenn es bereits an einer stabilen politischen Situation mangelt).
Mich selber beschleicht halt leider die Ahnung, dass wir anstatt den anderen Ländern beistehen diese Schutzsysteme aufzubauen, unsere eigenen in viel kürzerer Frist wieder abbauen als sie zur Entstehung benötig haben. Damit riskieren wir auch die stabile politische Situation welche imho auf dem sozialen Frieden beruht.
Am ende dieser Entwicklung entsteht kein Nutzen für niemanden ausser den oberen 10000 die nicht auf diese Schutzsysteme angewiesen sind.

Würde die EU oder die WTO ab den nächten Jahr eine Regelung mit Forderungen zur sozialen Arbeitsumgebung mit hohen Standards einführen, können Entwicklungsländer faktisch nicht mehr exportiern, wie kann man das ignorieren?
Wenn wir uns nun bereit erklären für diese Produkte, welche unter menschenwürdigen Umständen produziert wurden, einen höheren (gerechten) Preis zu bezahlen? Dies ist imho das Ziel der Fairtradeorganisationen. Durch einen gerechteren Preis den Menschen die Möglichkeit zu bieten sich selber eine Infrastruktur aufzubauen und sich als vollwertiger Handelspartner akzeptiert zu sehen.
Da sind wir aber bei der Frage, ob jeder Bürger der reichen Nationen sich bereit erklärt diesen Mehrbetrag für importierte Lebensmittel zu bezahlen um den Bauern in den Entwicklungsländern ein Einkommen zu ermöglichen das für mehr reicht als das tägliche Überleben.
 
aph am 11.02.2005 11:50 schrieb:
TBrain am 11.02.2005 11:44 schrieb:
Würde die EU oder die WTO ab den nächten Jahr eine Regelung mit Forderungen zur sozialen Arbeitsumgebung mit hohen Standards einführen, können Entwicklungsländer faktisch nicht mehr exportiern, wie kann man das ignorieren?

Sie könnten viel weniger exportieren - vorerst. Stimmt.

Ich halte das dennoch langfristig für besser. Denn die gegenwärtigen Globalisierungsmechanismen führen lediglich dazu, dass sich die Industrieländer den niedrigen Standards der Entwicklungsländer anpassen, um denen nur keine Märkte zu überlassen (nichts anderes verbirgt sich hinter Forderungen wie: "Wir müssen unsere Umweltgesetze lockern/Wir müssen mehr arbeiten/Wir müssen den Lohn senken, um konkurrenzfähig zu bleiben").
Das heißt, die Standards sinken überall, bis wir alle so arm und schlecht abgesichert sind wie die Bauern in Uganda. Und das kann's ja wohl nicht sein, oder?

Aber damit die Entwicklungsländer aufholen können, brauchen sie den Handel. Wie stellst Du Dir das denn sonst vor? Was Du hier vorschlägst, ist, diese Länder arm zu halten. Und uns machst Du auch arm, weil wir dann nicht mehr günstig importieren können und uns steigenden Lebenshaltungskosten gegenübersehen.

Es ist doch viel besser, diese Länder mit neuen Produktionstechnologien vertraut zu machen, damit sie ihre Produktion und ihren Lebensstandard erhöhen. Dann verbessern sich langfristig auch die Sozialsysteme und ökologisches Verständnis.
 
Moe910 am 11.02.2005 13:50 schrieb:
Aber damit die Entwicklungsländer aufholen können, brauchen sie den Handel. Wie stellst Du Dir das denn sonst vor? Was Du hier vorschlägst, ist, diese Länder arm zu halten. Und uns machst Du auch arm, weil wir dann nicht mehr günstig importieren können und uns steigenden Lebenshaltungskosten gegenübersehen.
Ich denke nicht, dass wir dadurch arm werden würden. Im Gegenteil. Jetzt verarmen wir doch, weil wir nicht mehr diejenigen sind, die die Waren des täglichen Bedarfs für uns produzieren. Wenn wir selber wieder mehr für uns selbst produzieren, wäre unsere Wirtschaft wieder stabiler, weil die Binnennachfrage wieder höher wäre.
Die Entwicklungsländer müssten ebenfalls hauptsächlich für sich selbst produzieren und - wo sie mithalten können - für uns. Ich will sie nicht ausschließen. Auf keinen Fall will ich sie arm halten. Im Gegenteil: Durch den Zwang, die Produktionsumstände an unser Niveau anzugleichen, haben sie durchgehend eine Perspektive, wie sie teilnehmen können und dabei wird ihr Lebensstandard und der Zustand ihrer Umwelt langfristig enorm steigen, statt unseren mit runter zu reißen.

Es ist doch viel besser, diese Länder mit neuen Produktionstechnologien vertraut zu machen, damit sie ihre Produktion und ihren Lebensstandard erhöhen. Dann verbessern sich langfristig auch die Sozialsysteme und ökologisches Verständnis.

Richtig. Ihnen Produktionstechnologien zu übermitteln finde ich in Ordnung. Aber nicht sie darin unterstützen uns durch Kinderarbeit und mangelnde medizinische Versorgung zu unterbieten.
 
Ich denke, daß eigentliche Problem ist, daß sich Geld nicht von alleine vermehrt.
Somit gilt:

In einem System, in dem es "Gewinner" gibt, muss es ganz sicher auch "Verlierer" geben.

Dieses System wird durch die Globalisierung einfach auf die ganze Welt ausgedehnt. Und da die "Gewinner" genügend Ressourcen haben, um ihren Gewinn weiter zu optimieren, und die meißten dies auch tun, wächst der Gewinn der "Gewinner" immer weiter und da sich Geld ja nunmal nicht von alleine vermehrt, müssen die Gewinne irgendwo herkommen. "Spieler" die vorher irgendwo in der Mitte standen, werden so zu "Verlierern", damit der Gewinn der großen weiter steigen kann und "Verlierer" verlieren eben ein bischen mehr.


Das kann man schon sehr schön an Deutschland erkennen. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer, der Mittelstand stirbt aus.

Globalisierung kommt den großen "Gewinnern" da nur gelegen, da man noch mehr Möglichkeiten hat, den eigenen Gewinn zu vergrößern.

Natürlich auf Kosten von anderen!

Nun kann sich jeder selbst überlegen, ob er Globalisierung schlimm findet. Das System ist nunmal dasselbe, nur die Anzahl der Teilnehmer ist anders.

Bis dann denn!

McTrevor
 
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