TBrain am 10.02.2005 13:31 schrieb:
Gorthaur am 09.02.2005 22:52 schrieb:
Die Verfechter des Kapitalismus behaupten ja, dass der freie Markt sich selbst reguliert und somit allen Menschen zu Wohlstand verhilft.
Das ist Blödsinn, kein Mensch behauptet, dass jeder Mensch zu Wohlstand kommt.
Ich wiederhole hier eigendlich nur, was ich von Publikationen von Exponenten des rechten Politikspektrums als Heilsbotschaft lese. Deregulierung, Privatisierung, Eigenverantwortung auf Teufel komm raus.
Das es Blödsinn ist, habe ich mir auch schon gedacht.
Die "Selbstregulierung" oder "unsichtbare Hand" lenkt alle Güter und alles Kapital in die "produktivste" Verwendung. kollektiv gesehen ist dies das Optimum, da jedes Gut dort verwendet wird, wo es den größten Nutzen stiftet.
Nutzen für wen? Für das Kapital. Für mich steht aber der Mensch vor dem Kapital und nicht umgekehrt. Wird nur noch nach produktivität gerechnet, dann muss man unproduktives ausmerzen. Was keine Gewinnmaximierung zur folge hatt, besitzt auch kein Existenzrecht. Wesshalb sonst wollen z.B. gewisse Parteien/Politiker Leistungen der Invalidenversicherungen abbauen (unter dem Deckmantel der "Missbrauchsbekämpfung"). Ist dies vieleicht auch ein Grund für die Massenarbeitslosigkeit?
Individuell gesehen führt das nicht zu "Gleichheit" des Einkommens sondern zu einer Entlohnung nach Marktleistung. Eine relativ viel nachgefragte Leistung wird hoch entlohnt, eine relativ wenig nachgefragte niedrig.
Auf Nahrungsmittel bezogen heisst das also, dass wenn ich das Angebot künstlich verknappe, dann kann ich bei gleichbleibender Nachfrage einen maximalen Gewinn erwirtschaften.
Und kein Mensch würde das so krass sehen. Jedem Wirtschaftswissenschaftler ist klar, dass es nach dem Prinzip "freier Markt" (im engeren Sinne) viele Effekte gibt, die gesellschaftlich nicht gewollt sein können (z.B. geringere Leistungsfähigkeit von Paaren mit Kindern obwohl Kinder gesellschaftlich gewollt sind) hier müssen dann Korrekturen ergriffen werden, ohne aber die Grundsätze der Leistungsgerechtigkeit aufzuheben.
Diese Korrekturen scheinen aber nicht zu greifen. Sie werden auch meistens im Namen der Profitmaximierung bekämpft.
Kann es gesellschaftlich erwünscht sein, das ein Kaffeebauer sich gezwungen sieht Coca anzupflanzen, weil sein Produkt trotz unveränderter wenn nicht gesteigerter Nachfrage im kein überleben mehr ermöglicht?
Für die "Globalisierung" würde das heißen: Internationale Regelungen, die einen Mindeststandart voraussetzen, allerdings nicht auf unserem hohem europäischen Niveau, sondern weit darunter. Eine Vorderung nach europäischen Standarts kommt einer Einfuhrblockade gleich, die es den Entwicklungsländern unmöglich macht ihre (z.B. in der Landwirtschaft, mit großem Vorteil) produzierten Produkte hier abzusetzen.
Welches ist der europäische Mindeststandard?
Ich schreibe mal auf welches der momentan für mich geltende offizielle Mindeststandard ist:
-Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz
-Krankenversicherung und somit gesicherte Versorgung im Krankheitsfall
-Schutz vor den Folgen der Arbeitslosigkeit
-Schutz vor den Folgen der Invalidität
-Altersvorsorge
-Schutz vor ungerechtfertigter Kündigung
-Rechtsgleichheit
-Sauberes Wasser
-Genügend zu Essen
-Ein Dach über dem Kopf
-Das Recht auf bezahlte Ferien
das soll also nicht für alle Menschen umsetzbar sein?
Da frage ich mich ob die Menschheit sich nicht besser schon heute ins Grab legt.