Irgendwie sind Filmtode wie die von Black Widow und Ironman ziemlich willkürlich. Man hat das so ins Drehbuch geschrieben, und hofft, daß das Publikum emotional mitgerissen wird, vielleicht sogar im Kino heult, aber man hätte auch ohne Probleme die Story so erzählen können, daß alle zurückkommen. Und da es nur eine Filmreihe ist, könnte man für den nächsten Teil auch ein Drehbuch schreiben, in dem beide doch irgendwie wieder zurückgeholt werden. Zeitreisen sind ja inzwischen schon in die Serie integriert. Aufgrund dieser Willkürlichkeit kann man die Tode leider nicht mehr ernst nehmen. Ich frage mich, ob dem Publikum die Filme nicht besser gefallen würden, wenn die Helden nicht sterben?
Etwas anderes ist es, wenn ein Darsteller tatsächlich stirbt und im Film von ihm Abschied genommen wird wie bei Paul Walker in Fast & Furious 7, wo sich am Ende die Wege trennen.
Nein, es hätte mir nicht besser gefallen. Nahezu der gesamte Film Endgame war Tonys Abschied. Es fing schon am Anfang an, als er sich von Pepper verabschiedete , weil er mit Nebula antriebslos im Weltall rumschwebte. Dann sieht man ihn, wie er völlig durchdreht und sich selbst den ARK-Reaktor abreißt und zusammenbricht, weil er alleine gelassen wurde von Rogers, der ihm vorher gesagt hatte, sie würden Thanos gemeinsam bekämpfen. Als er dann diese Navigation innerhalb der Quantenebene gelöst hat, stellt er gegenüber Steve auch ganz klar seine Bedingungen auf. Es wird mitkämpfen und versuchen, dass der Snap rückgängig gemacht wird. Über diesem Ziel steht für ihn aber, dass es seiner Familie (also Pepper und seiner gemeinsamen Tochter, die ich übrigens großartig fand. Tony ist ein wundervoller Vater, was ich so nicht erwartet hätte) gut geht. Letztendlich wäre es "auch ganz schön zu überleben", aber oberste Prio hat bei ihm zu jeder Zeit seine Familie und deswegen macht er den Snap am Ende auch, um seine Familie zu retten. Tony hat über 10 Jahre und viele Filme eine so krasse Entwicklung durchgemacht wie kein anderer Charakter vom selbstgefälligen und eingebildeten Genie und Playboy zum liebenden Familienvater, der alles für seine Familie geben würde und das letztendlich auch tut.
Ihr ahnt es vermutlich schon, dass Tony bzw. Iron Man mein Lieblingscahrakter ist und ich fand diesen Abschluss für ihn nahezu perfekt. Er hatte seine Familie gerettet und auch geholfen den ersten Snap rückgängig zu machen, was er ja vorher mit Pepper besprochen hatte in einem schönen Dialog.
"Ich bin glücklich mit dir und der Kleinen. Ich sollte ins Bett gehen und all diesen Zeitreise-Kram vergessen."
"Aber könntest du dann auch deinen Frieden finden?"
Einer der schönsten und für mich auch gleich noch ärgerlichsten Momente war allerdings sein Tod. Er hatte Thanos und dessen Armee besiegt und sich dabei selbst geopfert und dann ist erst Rhoady bei ihm als sein bester Freund, dann kommt Spider-Man an und hinter ihm sah man schon, wie Pepper wartete, dass sie sich von Tony verabschieden kann. Ich dachte die ganze Zeit nur "Geh endlich da weg, du nerviger Bengel. Pepper muss zu Tony hin, sie gehört einfach zu ihm!"
Thors Verwandlung vom starken Schönling hin zum bierbäuchigen Trauerklos fand ich ebenso super. Das war etwas, das mich wirklich beeindruckt hatte, dass es so durchgezogen wurde. Thor war immer so ein bisschen der Schönling und wurde auch oft mit Anspielungen darauf geärgert in verschiedenen Filmen, aber hier wird er dann der trauernde, bierbäuchige Versager, der an der Niederlage gegen Thanos zerbrochen ist. Ich finde es irgendwie nachvollziehbar und nur das Gespräch mit seiner eigentlich bereits verstorbenen Mutter (möglich dank Zeitreise) bringt ihn wieder zurück in die richtige Stimmung, damit er überhaupt richtig mitkämpft und nicht erneut heulend wegrennt (Rocket hat da natürlich auch seinen Anteil geleistet mit seiner bewegenden Ansprache über Familie und die Guardians). Am Ende fasst er dann sogar neuen Mut, um zu weiteren Abenteuern aufzubrechen mit den "Asguardians of the Galaxy" (der Spruch war super) und wird nicht König von Asgard, sondern entscheidet sich bewusst dagegen. Auch hier eine deutliche Kehrtwende zu seinen Anfängen hin, wo er eher ein Haudrauf war, der nur den nächsten Kampf suchte.
Steve als der letzte der "großen Drei" bekam auch ein friedliches Ende spendiert und er hat Tonys Rat angenommen, dass er sich ein friedliches Leben suchen und seine Zeit einfach mal genießen sollte.
Dass er am Ende noch einmal auftaucht wäre nicht unbedingt nötig gewesen, aber im Hinblick auf weitere Filme/Serien musste es natürlich irgendwie begründet werden, warum dann plötzlich ein anderer Captain America zu sehen sein wird.
Steve ist für mich noch derjenige von den dreien, den ich am wenigsten sympathisch finde (nicht direkt unsympathisch, nur deutlich weniger als Tony oder Thor). Dennoch auch hier ein schöner Abschluss seiner persönlichen Geschichte.
Bruce Banner/Hulk fand ich ehrlich gesagt extrem enttäuschend. Der "schlaue Hulk" wurde mir zu plötzlich eingeführt und hat im Grunde so gut wie nichts geleistet, wurde sogar teilweise zur Witzfigur degradiert (Szene im Restaurant mit dem Selfie zusammen mit den Kindern). Klar, er war vermutlich einfach froh, dass er sich inzwischen unter Kontrolle hat und sogar ausgeglichen ist, aber für mich kam dieser Schnitt viel zu schnell und wurde auch nur wischi-waschi erklärt.
"Wir wurden von Thanos verhauen und haben uns dann vertragen"
Das ist nicht der Hulk, den ich kenne. Er wurde zum ersten mal besiegt, zieht gleich seinen Schwanz ein und rennt heulend weg? Also bitte... Hulk strongest there is!!!
Zumal Hulk auch im ganzen Film nichts mehr geleistet hat, was Bruce nicht auch ohne ihn geschafft hätte oder es sogar ohne ihn gemacht hat. Selbst im "alten" New York war es Bruce, der die Zauberin überzeugt hat und nicht "der neue Hulk", ebenso kämpft er am Ende nicht einmal mehr mit (das war für mich die Enttäuschung des Films), sondern wird erst von dem Haus verschüttet und taucht dann gar nicht mehr auf??? Enttäuschend, dabei hätte er da nochmal so richtig "den Hulk raus lassen" und durch Thanos Truppen wüten können. Das hätte ich gerne noch mal gesehen.
Natasha Romanov/Black Widow und ihr Tod kamen für mich recht plötzlich, doch nachvollziehbar. Da ich sie aber nie so wirklich interessant fand, habe ich da aber nicht richtig mitgelitten.
Clint Barton/Hawkeye/Ronin gehört für mich in eine ähnliche Schublade wie Black Widow. Finde ich nicht so wirklich interessant, daher ist mir sein Schicksal auch recht egal. Einzig der "Kampf" zwischen ihm und Widow darum, wer sich opfern muss, war ganz nett gemacht, aber mitgefiebert habe ich nicht wirklich.
Bei Captain Marvel/Miss Kurzhaarfrisur (oh man, sah das kacke aus) fand ich es gut, dass sie fast komplett rausgehalten wurde und sie sogar von Thanos verdroschen wurde. Es wurde gezeigt, dass sie wirklich richtig stark ist, aber eben auch ziemlich engstirnig, wenn sie sich einfach blindlings auf Thanos stürzt. Sie kann ihn zwar kurz aufhalten und sogar überbieten an reiner Kraft, aber Thanos ist durch und durch ein Kämpfer und erweist sich als einiges schlauer, indem er einfach den Power Stone von dem Handschuh löst und sich damit Cap Marvel vom Hals hält. Rein kraftmäßig ist sie ihm überlegen, aber kämpferisch ist er taktisch deutlich besser aufgestellt.
Da fand ich die Szene, wo sich alle weiblichen Charaktere nebeneinander aufbauen, um Cap Marvel und den handschuh zum Van zu bringen, schon recht peinlich.
"Du wirst es alleine nicht schaffen!"
"Sie ist nicht alleine!"
Naja, sie wurden dann auch alle innerhalb von Sekunden verhauen und Cap Marvel hätte ebenso gut auch einfach mit ihrer Power durch die ganzen "Minions" (wie auch immer man diese Chitauri bezeichnen möchte) durchfliegen können.
Insgesamt fand ich den Film gut. Das erste Drittel ist mir etwas zu langatmig geraten, das hätte man gerne ein wenig kompakter machen können, doch als einerseits Abschluss vom bisherigen MCU und speziell auch Tonys Abschied fand ich gerade die vielen ruhigen Momente zwischen ihm und seiner Tochter unheimlich gut und wichtig. Es gab durch die Zeitreisen sehr viele Momente, die man noch deutlich in Erinnerung hatte (Szene nach Lokis Niederlage im ersten Avengers z.B.) und auch viele neue Szenen, die alles ein wenig runder erscheinen lasen, wie etwa Tonys Gespräch mit seinem Vater oder auch Thors Gespräch mit seiner Mutter. Der Film ist ganz deutlich nicht das übliche Actionspektakel, das man sonst schon so oft gesehen hat, sondern in großen Teilen ein sehr ruhiger und schöner Abschied für "unsere" Helden...
Ich schließe diesen irgendwie schon wieder viel zu lang gewordenen Text mit meinem Lieblingszitat, das mich nun teils schon seit über 10 Jahren begleitet...
Thanos: "Ich bin... unausweichlich..."
Tony Stark/Iron Man: "Ich... bin... Iron Man!"