Gerade im MA fällt es doch sehr schwer, dass eben nicht zu tun. Die Quellenlage zu diesen 700-800 Jahren (!) ist ziemlich dünn. Aus Kapitularen (Gesetzestexten) und wirtschaftlichen Auflistungen kannst wenig ziehen. Ansonsten gibt es noch Chronisten, deren Glaubwürdigkeit mal mehr mal weniger fraglich ist und die auch nicht subjektiv berichtet haben und schon gleich gar nicht über das gemeine Volk. Da bleiben meist nur Funde und Ausgrabungen die dann interpretiert werden.
Entwickler können wahrscheinlich ein recht realistisches Setting aufbauen, aber Platz für ruhmreiche Geschichten wird in einem realistischen Mittelalterbild nicht sein. Doch hast du aus der Zeit sehr viele Erzählungen, die zu späteren Zeiten noch erweitert und ausgebaut wurden - und gerade deswegen bietet das MA ja so schön Platz für Magie und Zauber und Geschichten. Das heißt ein realistisches MA Szenario bietet sich für ein Spiel wenig an, aber die literarische Tradition eben schon.
Kommt halt immer auf die Definitionen an - vlt. war realistisch / Realismus auch das falsche Wort. Eventuell wäre man mit "authentisch" besser aufgehoben, denn bei Spielen von Realismus zu sprechen, ist eh immer so ne Sache.
Dass nicht alle Ereignisse unserer Vergangenheit lückenlos / fehlerfrei / ... dokumentiert sind, sollte klar sein. Dennoch bin ich der Meinung, dass eigentlich genügend Stoff um bestimmte Ereignisse vorhanden ist, der auch genutzt werden kann.
Es müssen ja nicht 100%ig historisch akurate Geschichten erzählt werden - es können ja auch eigene Storylines in bestehendes Material eingeflochten werden, was auch ziemlich interessante oder vlt. auch ruhmreiche Geschichten erlaubt, ohne ins Fantasy abzudriften (wenn man unter Fantasy jetzt Fabelwesen etc. versteht - wo wir wieder bei den Definitionen wären).
Bernard Cornwell, ein englischer Schriftsteller macht das zum Beispiel auch so - der schreibt historische Romane, die auf bestimmten Ereignisen basieren und bindet in oder während dieser Ereignisse Storylines ein, die erfunden bzw. teilweise auch auf "wahren" Begebenheiten basieren. Funktioniert sehr gut und liefert Stoff für viele tolle Geschichten.
Eigentlich müssten, bevor man solche Themen diskutiert, mal Begriffe wie Fantasy, Realismus, etc. definiert werden, damit klar ist, wer sich was unter welchem Begriff vorstellt.
Wenn man z.B. den Begriff "Fantasy" nimmt, dann könnte man auch sagen, jede erfundene Geschichte ist Fantasy, auch wenn diese gänzlich ohne irgendwelche Fabelwesen und Magie auskommt und in einem authentischem Setting spielt.