Das ist meines Erachtens zu kurz gefasst. Ich meine, man kann nicht Whataboutism vorwerfen, weil es einem gerade in den Kram passt. Schon im Titel wurden bewusst polarisierende Stilmittel genutzt und mitunter "populistische Trittbrettfahrerei" betrieben, um dann bei der generellen Kritik an solchem journalistischen Verhalten - nicht an Deinem Meinungsbild - mit der Whataboutism-Keule um die Ecke zu kommen.
Die Kritik, dass der Aufmacher zu sehr reizt, verstehe ich, allerdings ist die Frage danach, warum man sich nicht mit anderen Themen beschäftigt, trotzdem Whataboutism. Das hat auch nichts mit mir in den Kram passen zu tun, sondern ist schließlich das: Die Verschiebung des Diskurses weg vom vorliegenden Thema darauf, dass man kein anderes Thema behandeln würde.
Aber so wie ich dich jetzt verstehe, war das im gesamten eher ein Missverständnis, weil es gar nicht in dem SInne dein Punkt war, sondern eben der "populistische" Ansatz des Aufmachers selbst (wenn ich es denn jetzt richtig verstehe).
Ich gebe dir ein Stück weit recht, in dem, dass der Aufmacher polarisiert - allerdings trifft er meiner Meinung nach auch genau die Aussage, die ich im Artikel treffe: Dass die Spielreihe von sehr links und sehr rechts mit Schlagwörtern an den Pranger gestellt wird.
Gerade, ob diese mittlere Meinung unaufgeregt oder laut sein kann, darf und vielleicht sogar muss, finde ich gar nicht so leicht zu beantworten. Ich verstehe den Punkt, dass es kontraproduktiv sein könnte, hier die "Lautsärke aufzudrehen", weil sie bestimmte Leser abstößt und den Artikel in einer Form framed, dass die eigentlich ruhigere Note untergeht. Mein Gedanke dahinter war aber gleichzeitig mit dem Artikel auffallen zu wollen, damit der Artikel im Kampf um den besten Platz des Algorithmen-Spiels überhaupt eine Chance hat, gesehen zu werden. Der Nutzen gleich mehrerer Schlagwörter, die sich entgegenstehen, sollte in dem Sinne dafür sorgen, dass klar wird, dass ich mich nicht etwa auf eine politische Seite schlage, sondern beides verurteile und so deutlich machen, dass sich der Artikel eben eher mit einer mittleren und vermittelnderen Position beschäftigt.
Meiner Erklärung zum Trotz, finde ich deinen Einwand und deine Gedanken dazu, aber auf jeden Fall interessant und ich werde auf jeden Fall noch weiter drüber reflektieren, weil ich mir gut vorstellen kann, dass deine Art der Betrachtung wirklich besser sein könnte!