Ich bin beileibe nicht der Spießer vom Dienst, aber die heutige Datensammelwut macht mich Stutzig...
Profile sind halt hilfreich, passendere und somit auch günstigere Werbung zu schalten. Anstatt dass eine Firma für viel Geld ein Banner mieten muss, das allen 10.000 Besuchern der Website zB eine Woche lang gezeigt wird, obwohl 9000 der Leute nicht mal ansatzweise in die Zielgruppe fallen, bekommt die Firma deutlich günstiger ein Werbepaket, bei dem ebenfalls eine Woche die Werbung geschaltet wird, aber nur für DIE 1000 statt, laut deren Surfverhalten die Werbung am ehesten Sinn macht. Und wenn man Werbung einzuschätzen weiß als reines "Angebot", sich das mal anzusehen oder es einfach sein zu lassen, dann ist das auch kein Problem.
Was wiederum ein ganz anderes Thema ist sind (email-)Adressen-Sammelaktionen. Aber DA würde ich davon ausgehen, dass eine Firma, die bei der PCG Gewinnpreise zur Verfügung stellt, auf keinen Fall ohne Einwilligung die email-Adressen für Werbung nutzt, weil das inzwischen auch gar nicht mehr erlaubt wäre. Das wäre nur Ruf schädigend. Und weiterverkaufen machen sowieso nicht, denn das sind absolut lächerliche Beträge im Vergleich zu dem, was Hersteller wie Acer, Teufel, Logitech, Razer usw. an Umsatz mit ihrem operativen Geschäft haben. Ein paar 1000 email-Datensätze zu verkaufen lohnt sich für eine Firma, die eigentlich als Schwerpunkt Produkte herstellt, ÜBERHAUPT nicht, da würde ich mir keine Sorgen machen.
Wenn es wiederum irgendeine Firma ist, deren Geschäftsmodell "Gewinnspiele veranstalten" ist, oder wenn es ne Firma ist, die "unbekannt" ist, oder ne kleine Website, DANN wäre ich skeptisch. Da steht dann aber auch oft mit drin "wird weitergeben", aber sehr versteckt, d.h. selbst DIE können rechtlich völlig okay sein.
die mir zugeschnittene Werbung die ich schon erhalte, ebenso....
Das macht mich gar nicht stutzig. Wenn du Seiten besuchst lernt die bzw. der Browser dich halt kennen, und dann kann man was vorschlagen, was statistisch eher zu Dir "passt". In meiner Stamm-Bäckerei oder meiner Stammkneipe wissen die Leute auch, was ich wahrscheinlich bestelle oder was ich vlt mal ausprobieren will. Nichts anderes ist es, wenn zb bei Amazon "passendere" Produkte bei Dir erscheinen auf Basis von den Daten, die du beim Surfen hinterlassen hast, nur dass es keine Menschen, sondern Algorithmen sind. Du warst vorher auf ner Seite deines Fußballclubs? Dann bekommst du evlt. eher Sportartikel angezeigt als wenn du vorher bei nem Musikladen warst.
Ich finde das automatisierte Verfahren an sich sogar weniger beängstigend als wenn alle 3 Bäckereifachverkäuferinnen und deren Chef, also echte Menschen wissen und vielleicht Fremden weitererzählen, dass ich gern Rosinenschnecken esse
Und wenn man sich dessen bewusst ist, dann "fällt" man auch auf nichts rein und weiß jegliche Werbung gut einzustufen. Wenn du zudem nicht mit Klarnamen oder zB Google-Account im Browser angemeldet bist, dann sind die Browserdaten noch nicht mal dazu geeignet, sie wirklich mit DIR in Verbindung zu bringen.
Ich persönlich finde es sogar gut, denn ich habe durch diese "Datensammlung" schon oft Dinge "angeboten" bekommen, die ich sonst nie entdeckt hätte, nämlich vor allem aus dem Musik- und Film-Bereich. Es ist an sich eine Win-Win-Situation: ich bekomme dann nicht die CDs für die 0815-Zielgruppe von Helene Fischer und Andreas Gaballier plus Konsorten angezeigt, sondern die von Hocico und VNV Nation sowie anderer Bands aus dem Genre (clubtauglicher Synthtpop/Techno/Electro für "Gothics" ) , die ich vielleicht noch nicht kenne oder wo ich nicht mitbekommen hab, das ein neues Album rauskam. Ein "Win" für mich, dass ich darauf aufmerksam werden, und ein "Win" für Amazon, da ich die CD dann ggf. dort kaufe anstatt GAR nix, wenn ich die "Volksmusik"-Hackfressen auf der Startseite hätte...
Und ob und vor allem WO ich das dann kaufe, das kann ich mir so oder so dann in Ruhe überlegen. Ich MUSS es ja nicht bei Amazon holen, nur weil ich es dort sehe. An sich sorgen die Banner nur dafür, dass du das Geld, was du sowieso ausgeben willst, EHER bei der werbenden Firma ausgibst als bei der Konkurrenz. Wenn man aber was kauft, was man an sich nicht braucht, oder sich sogar verschuldet, dann würde man das auch mit nicht-personalisierter Werbung tun, da bin ich sicher.
Was ich viel kritischer sehe ist wiederum alles aus dem News-Bereich abseits von Unterhaltung und Freizeit. zB bei Facebook, wo du dann durch Durch Deine "likes" und Freunde eher das angezeigt bekommst, was sich mit den Dingen deckst, die du sowieso magst - bei News über Musik oder Sport mag das egal sein, aber wenn es um Meinungen und News aus dem eher politischen Bereich geht, dann ist das brandgefährlich, weil du dann sehr sehr einseitig versorgt wirst. zB allein dass jemand, der sich für zB Überfälle interessiert, dann plötzlich viel mehr Meldungen über Überfälle zu SEHEN bekommt, obwohl es statistisch nicht mehr Überfälle gibt als sonst, kann schon extrem das Weltbild der Person verändern. Mir war bis vor 2-3 Jahren auch gar nicht bewusst, dass einige Leute ernsthaft Facebook als einzige "News-Quelle" nutzen und KEINE klassischen Medien mehr zumindest als Gegenpart - das ist echt mehr als erschreckend.