Mh, interesant wie von Release-verschiebung auf Gewalt und Böse es hier Umgeschwenkt ist.
Aber ich frage mich gerade was so störend an extrem Gewaltlastige und an Spielen sein soll, wo man einfach nur abgrundtief böse ist?
Da für mich Spiele einfach nur fiktion sind, bin ich auch liebend gerne mal das größte A... das es gibt, der als bösewicht einfach über Leben oder Tot entscheidet, wenn mir eine Nase nicht gefällt. Warum nicht mal das machen was man nie im echten Leben machen würde? Selbst wenn es die niedersten Beweggründe sind?
Denn ich finde nicht, das in einem Spiel, alle Tötungen oder Handlungen immer einen guten Beigeschmack haben müssen, denn schließlich muß es zum Charakter passen, den man spielt.
Das ist schon richtig. Nur muss ja nicht jeder diese Gewaltfantasien haben bzw. Freude daran haben, derartige Charaktere zu spielen.
Natürlich sind Spiele eine Medium, bei dem man einfach mal böse sein kann. Die Sache ist nur die: in Spielen wie TES usw. kann ich selbst bestimmen, wie böse ich bin und warum ich böse bin. In linearen Spielen wie GTA V ist das nicht der Fall. Hier folge ich nur einer vorgegebenen Storyline. An keiner Stelle in der Hauptstory habe ich die Möglichkeit, diese Spirale des Bösen zu verlassen. Wenn ich persönlich nicht mit allem einverstanden bin, was Dan Houser geschrieben hat, was ich als Hauptcharakter machen soll, dann habe ich entweder die Möglichkeit, das einfach zu zu ertragen oder das Spiel abzubrechen. Beides sind imo keine besonders anstrebenswerte Optionen.
Es hat einen Grund, warum Spieleentwickler in der Regel versuchen, Spielecharaktere zu entwerfen, die von den meisten Leuten als akzeptabel eingestuft werden, wenn sie ein lineares Spiel entwickeln. Anders als beim Film und Buch hat man bei einem derartigen Spiel nämlich keine Möglichkeit der Distanzierung. Man macht selbst, zu was man "gezwungen" wird.
Wenn man wirklich böse Charaktere spielen will (warum auch immer), bieten sich Rollenspiele an, bei dem man einen eigenen Charakter erstellen kann mit eigener erdachter Hintergrundstory usw. Dann hat man auch von Fall zu Fall die Möglichkeit, sich für eine böse oder weniger böse Handlung zu entscheiden. Aber man hat selbst die Wahl! Das ist der Knackpunkt. Wenn einem in einer gewissen Situation die böse Option nicht gefällt, kann man sich anders entscheiden. Nicht so in GTA V. Hier bin ich als Spieler gezwungen, selbst in die Haut von drei grundlegend bösen Charakteren zu schlüpfen, die rein aus niederen Motiven handeln und die leider nicht so weit ausgefeilt sind, dass man ihnen irgendwelche tieferen Motive andichten könnte.
Vielleicht will GTA einem als Spieler ja ein schlechtes Gefühl verpassen beim Spielen (die vielbeschworene bitterböse Satire), wie etwa bei einem Spec Ops The Line. Dafür ist aber GTA viel zu unsorgsam mit seinem Humor und nimmt sich selbst viel zu wenig ernst. Man kann nicht gleichzeitig eine Slapstick-Satire und eine ernsthaft-böse Satire sein. Man kann dem Spieler nicht Freude am Bösen vermitteln wollen und gleichzeitig abschreckend wirken wollen. Wenn GTA in der Hinsicht irgendwann mal als Satire durchgehen will, dann muss sich Rockstar entscheiden, ob sie eine ernsthafte Sozialkritik (inkl. des Genres und der Spieleindustrie) machen wollen mit der Serie oder ein abgedrehter, unmoralischer Sandkasten für Leute mit Gewaltfantasien. Beides in einem Spiel geht imo nicht, weil man stets einen Ansatz mit dem jeweils anderen untergräbt.....