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Südamerika im Superwahljahr

AW: Südamerika im Superwahljahr

Knochenmann am 03.05.2006 15:19 schrieb:
"Kauf Lizenzen und baue was du willst. Wenn du Erfolg hast, dann stellt dier der Staat ein paar tausend Soldaten auf Grundstück, du wirst enteignet, bekommet eine 'angemessene' Entschädigung." Die Message dürfte wohl klar sein.

Ist nicht so ungewöhnlich in der Wirtschaftsgeschichte, dass man mal auf die Nase fallen kann, wenn man politische Entwicklungen falsch einschätzt oder sogar eskalieren lässt, weil man zu kurzfristig dachte. Vielleicht hätten sie sich nicht so darauf verlassen sollen, dass die Wähler bis in alle Zukunft zulassen, dass willfährige korrupte Regierungen das Tafelsilber des Landes verscherbeln. Dann hätten sie sich diese Blamage erspart. *schulterzuck*
 
AW: Südamerika im Superwahljahr

Ehrlichgesagt ist mir das egal. Denn ich weiß:

In den 70ern gründete man in Venezuela 160 staatliche Industriebetriebe. Schon 1978 war deren Kapitalbedarf, bedingt durch hemmungsloses Missmanagement und ausufernde Korruption, um 50% größer als das gesamte Staatsbudget. 1974 bis 78 verfünffachte sich die öffentliche Auslandsverschuldung Venezuelas, und das zu 70-80% wegen des Kapitalbedarfs dieser Staatsbetriebe.


...glaube ich das es diesmal anders laufen wird? Nöö... aber ich befinde mich auf einem andern Kontinent und arbeite für einen turbokapitalistischen Ausbeuter.

Und deswegen juckt mich das alles nicht besonders.
 
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Knochenmann am 03.05.2006 15:43 schrieb:
...glaube ich das es diesmal anders laufen wird? Nöö... aber ich befinde mich auf einem andern Kontinent und arbeite für einen turbokapitalistischen Ausbeuter.

Und deswegen juckt mich das alles nicht besonders.

Gerade aufgrund dieser älteren Erfahrungen wird es diesmal sehr anders laufen. Jucken sollte es dich aber in jedem Fall, da die Verquickungen über Bodenschätze heute noch viel stärker auf unsere Wirtschaft wirken als damals.
 
AW: Südamerika im Superwahljahr

Sorry, aber die Enteignung ist für mich schon der Beweis, das es diesmal nicht anders laufen wird.

Wenn mich die Jahre meiner Computerspielerei sonst nichts gelehrt haben, dann das: Menschen haben grundsätzlich keine neuen Ideen. Neue Lösungsmöglichkeiten für Probleme werden grundsätzlich abgelehnt hat. Wenn es einmal funktioniert hat, dann funktioniert es immer. Und wenn es nicht funktioniert - hey, dann probieren wir es nochmal auf die gleiche Weise, nur _intensicher_.

Keine Sekunde glaub ich daran, das es diesmal gleich ablaufen wird.
 
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aph am 02.05.2006 11:31 schrieb:
Quelle? Vermutlich der IWF oder deine INSM. Solche Listen werden in der Regeln von der Wirtschaft nahestehenden Organisationen erstellt, und sind auch für den Gebrauch durch Investoren gedacht. Für die normale Bevölkerung sind sie unerheblich. Heutzutage kann ein Land froh sein, wenn es auf so einer Liste nicht ganz oben steht, denn das heißt ganz einfach: Dort kann man nicht so leicht Profit aus dem Land holen. Das ist für mich was Positives!
Nö weder noch. Ich habs vom Economist. Genauer gesagt von der EIU ( Economist Intelligence Unit ). Nur gibts die Studie so wie ich sie zitiert habe nicht im Internet. Um genau zu sein: Ich hab sie überhaupt nicht gefunden. War halt in der Print-Version.
Positiv wenn weniger Investitionen ins Land fließen :confused: ?

Ich sehe wirklich nicht, dass man leichter vom Öl wegkommt, wenn man auf die Einnahmen durch das Öl weitgehend verzichtet. Da fehlt dann das Geld um auf Bildung und sozialen Frieden setzen zu können.
Irgendwann fehlt das Geld trotzdem. Dürfte dir ja auch bekannt sein wie lange das Öl noch reichen wird ( vorraussichtlich ! Wenn man von Schätzungen von 1970 ausgeht dürften wir heute kein Öl mehr haben ). Ich meine das leichter vom Öl wegkommen wie folgt: Die Sozialisten bauen den größten Teil ihrer Einnahmen auf dem Öl-Geschäft auf. Wie oben erwähnt Öl gibts nicht endlos. Wenn die Quellen verbraucht sind sitzt man mit seinen Sozialsystem ( ich spreche nicht von der wirklich wichtigen Bildung ) auf dem trockenen und die Einschnitte müssen brutaler ausfallen als wenn man langfristig gedacht hätte.

Übrigens legt Morales jetzt ziemlich hart los. Er hat Soldaten aufmarschieren lassen, um die Rückverstaatlichung der Gasindustrie innerhalb der nächsten 6 Monate abzusichern. Ich bin gespannt, wie die "fairen" Neuverhandlungen mit den ausländischen Konzernen aussehen werden. Eine einfach Auszahlung der Aktienanteile? Woher will er das Geld nehmen?
Der brasilianische Nachbar ist ein bisschen sauer, weil deren Petrobras-Konzern 14% des bolivianischen Gases kontrolliert hatte.

Mal schauen wie das weitergeht, bisher hört es sich für mich konfrontativer an als ich erwartet hatte.

Warum habe ich irgendwie damit gerechnet ? Glaub mir war kein schöner Anblick in den Nachrichten Soldaten, die die Öl und Gasvorkommen verstaatlichen. Warum finde ich das solche Maßnahmen nicht gerade sozial sind und Enteignung gleichkommen ? Naja warten wir erstmal ab wie sich die Sache weiterentwickelt aber Morales kann den Konzernen den Wert der Vorkommen gar nicht ersetzen ! Sonst würde sich seine ganze Aktion nicht lohnen. Aber okay an solchen Querelen hängen ja nur weltweit Jobs daher ist es ja egal :|
 
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Knochenmann am 03.05.2006 18:12 schrieb:
Sorry, aber die Enteignung ist für mich schon der Beweis, das es diesmal nicht anders laufen wird.

Wenn mich die Jahre meiner Computerspielerei sonst nichts gelehrt haben, dann das: Menschen haben grundsätzlich keine neuen Ideen. Neue Lösungsmöglichkeiten für Probleme werden grundsätzlich abgelehnt hat. Wenn es einmal funktioniert hat, dann funktioniert es immer. Und wenn es nicht funktioniert - hey, dann probieren wir es nochmal auf die gleiche Weise, nur _intensicher_.

Keine Sekunde glaub ich daran, das es diesmal gleich ablaufen wird.

In dem Beitrag befindet sich ein Widerspruch insich wollte ich nur anmerken. Aber um zur Antwort zu kommen: Man kann die Lage der Wirtschaft von damals und heute nicht 100 % vergleichen aber der Mainpoint ist der selbe. Es wird auch heute mittelfristig nur Verluste bringen da Korruption und Missmanagment wieder umsichgreifen wird. Sieht man auch auf einem anderen Kontinent: Asien um genauer zu sein: China. 2001 waren 48 % der Staatskonzerne profitabel. Diese wurden aber meist zum Teil an die Börse gebracht und marktwirtschaftlich geführt. Wollte ich nur an dieser Stellen anmerken.
 
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Stef1811 am 03.05.2006 18:48 schrieb:
Knochenmann am 03.05.2006 18:12 schrieb:
Keine Sekunde glaub ich daran, das es diesmal gleich ablaufen wird.

In dem Beitrag befindet sich ein Widerspruch insich wollte ich nur anmerken.

Ah, stimmt Statt "gleich" muss das "anders" lauten. Die Jahre meiner wilden Lust fordern wohl ihren Tribut.
 
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Knochenmann am 03.05.2006 18:12 schrieb:
Sorry, aber die Enteignung ist für mich schon der Beweis, das es diesmal nicht anders laufen wird.

Wenn mich die Jahre meiner Computerspielerei sonst nichts gelehrt haben, dann das: Menschen haben grundsätzlich keine neuen Ideen. Neue Lösungsmöglichkeiten für Probleme werden grundsätzlich abgelehnt hat. Wenn es einmal funktioniert hat, dann funktioniert es immer. Und wenn es nicht funktioniert - hey, dann probieren wir es nochmal auf die gleiche Weise, nur _intensicher_.

Keine Sekunde glaub ich daran, das es diesmal anders ablaufen wird.

Du bist ein ungewöhnlich pessimistischer Mensch. Auch auf Computerspiele bezogen, hast du übrigens unrecht.
 
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Stef1811 am 03.05.2006 18:44 schrieb:
Positiv wenn weniger Investitionen ins Land fließen :confused: ?
Wenn du dir in den letzten Monaten auch nur ein einziges Mal die Mühe gemacht hättest meine Argumentationen zu verstehen, dann wüsstest du, wie ich das meine. *aufgeb*

Glaub mir war kein schöner Anblick in den Nachrichten Soldaten, die die Öl und Gasvorkommen verstaatlichen. Warum finde ich das solche Maßnahmen nicht gerade sozial sind und Enteignung gleichkommen ?

Enteignungen sind doch unsozial. Das Wort sozial hat mit Gesellschaft zu tun, was die Gesellschaft von Menschen meint. Konzerne zu enteignen hat mit Menschen erst mal wenig zu tun. Außerdem gibts ja Entschädigungen.

Der Anblick von Soldaten war nicht traurig. Er sagte mir: Ok, da versucht jemand, seine Taten einen äußerst populistischen Eindruck anzuheften, damit es noch besser bei der Bevölkerung ankommt. Eine andere Wahl hatte er aber nicht wirklich. Wenn sie die Enteignung angekündigt hätten und keine Schutzmaßnahmen ergriffen, dann wäre das passiert, was Knochenmann andeutete: Die Firmen nehmen alles mit und hinterlassen verbrannte Erde. Ich hätte an Morales Stelle genauso gehandelt, wenn ich erst einmal diesen schwerwiegenden Entschluss gefasst hätte. Anders gehts ja nicht, wenn es um so viel geht. Oder was wäre deine Idee gewesen - erst mal freundlich bitten, ob sie das Eigentum nicht zurückgeben wollen? Lächerlich.

Das Verstaatlichen ist nun mal notwendig.
 
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Knochenmann am 03.05.2006 18:12 schrieb:
Sorry, aber die Enteignung ist für mich schon der Beweis, das es diesmal nicht anders laufen wird.

Tja dummerweise können wir da nicht viel gegen unternehmen. Wieso sollten ausgerechnet Sozialisten aus Fehlern der Vergangenheit lernen? Jetzt steht halt mal wieder eine Welle der Verstaatlichung an die von den linken Weltweit umjubelt wird. Ist das erstmal gescheitert sind zumindest die Linken der aktuellen Generation wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt - in freudiger Erwartung des nächsten Verstaatlichungsversuchs. And round an round it goes

Aber macht ja nix - es gibt ja Entschädigungen :rolleyes:

Achtung der Beitrag enthält Ironie
 
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TBrain am 04.05.2006 10:49 schrieb:
Knochenmann am 03.05.2006 18:12 schrieb:
Sorry, aber die Enteignung ist für mich schon der Beweis, das es diesmal nicht anders laufen wird.

Tja dummerweise können wir da nicht viel gegen unternehmen. Wieso sollten ausgerechnet Sozialisten aus Fehlern der Vergangenheit lernen? Jetzt steht halt mal wieder eine Welle der Verstaatlichung an die von den linken Weltweit umjubelt wird. Ist das erstmal gescheitert sind zumindest die Linken der aktuellen Generation wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt - in freudiger Erwartung des nächsten Verstaatlichungsversuchs. And round an round it goes

Aber macht ja nix - es gibt ja Entschädigungen :rolleyes:

Achtung der Beitrag enthält Ironie

Ist es wirklich so schwer zu begreifen, dass es wichtig ist, dass ein Land die Kontrolle über die eigenen Bodenschätze behält? :rolleyes:

Ich bin mir sicher, wenn ihr deren Staatschef wärt (und nicht korrumpiert), würdet ihr exakt genauso handeln, egal ob links oder rechtsgerichtet.
 
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aph am 04.05.2006 11:20 schrieb:
Ich bin mir sicher, wenn ihr deren Staatschef wärt (und nicht korrumpiert), würdet ihr exakt genauso handeln, egal ob links oder rechtsgerichtet.

Wenn ich an der Vergrößerung der eigenen Tasche bzw. an kurzfristiger Macht interessiert wäre, würde ich das sicherlich tun. Wäre ich an nachhaltiger Stabilität des Landes und der Wirtschaft interessiert, dann sicherlich nicht.

Gegen die "Verstaatlichung" der Rohstoffe an sich hat ja sicherlich auch keiner etwas, wenn aber Anlagen, Fördertürme, Raffinerien evtl. Infrastruktur enteignet werden sollten, (Die ja von außen ins Land gebracht wurden und das Land somit keinen "natürlichen" Anspruch darauf erheben kann) wäre das ganze nicht mehr ganz so koscher.
 
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TBrain am 04.05.2006 11:34 schrieb:
Gegen die "Verstaatlichung" der Rohstoffe an sich hat ja sicherlich auch keiner etwas, wenn aber Anlagen, Fördertürme, Raffinerien evtl. Infrastruktur enteignet werden sollten, (Die ja von außen ins Land gebracht wurden und das Land somit keinen "natürlichen" Anspruch darauf erheben kann) wäre das ganze nicht mehr ganz so koscher.

Immerhin scheinen wir uns ja einig, dass es wichtig sein kann, die staatliche Kontrolle über bestimmte Schlüsselbereiche der Wirtschaft zu behalten. Das betrifft übrigens nicht nur Rohstoffe, und auch in Deutschland wird Schindluder betrieben mit der Privatisierung von allem und jedem. Meiner Ansicht nach sollte der Staat bzw. die Gemeinden Mitbestimmung haben über Stromnetze, Verkehrsnetze, Wasserversorgung und eben Rohstoffe. Diese Dinge sind zu wichtig, als sie den Profitinteressen übergeordnet agierender MultiKonzernen zu opfern. Es ist durchaus möglich, staatliche Kontrolle zu behalten ohne der Bereicherung einzelner Tür und Tor zu öffnen und ohne Investitionen zu verhindern. Es gibt wirklich genügend Beispiele dafür, auch wenn einige hier ihre Augen davor verschließen, weil das ihre einseitige Weltsicht verunsichern könnte, die da sagt: "Ih, Verstaatlichung!".

Wir wissen doch überhaupt noch nicht, wie die neue Zusammenarbeit aussehen wird. Aber in einem sollten wir uns eigentlich einig sein: Die komplette Ausfuhr der Rohstoffe ohne dass der Staat davon einen Cent sieht, kann nicht im Interesse eines Landes sein. Da war vorher etwas schief gelaufen, und das wird jetzt (hoffentlich fair) korrigiert.
 
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aph am 04.05.2006 11:42 schrieb:
Immerhin scheinen wir uns ja einig, dass es wichtig sein kann, die staatliche Kontrolle über bestimmte Schlüsselbereiche der Wirtschaft zu behalten. Das betrifft übrigens nicht nur Rohstoffe, und auch in Deutschland wird Schindluder betrieben mit der Privatisierung von allem und jedem. Meiner Ansicht nach sollte der Staat bzw. die Gemeinden Mitbestimmung haben über Stromnetze, Verkehrsnetze, Wasserversorgung und eben Rohstoffe. Diese Dinge sind zu wichtig, als sie den Profitinteressen übergeordnet agierender MultiKonzernen zu opfern. Es ist durchaus möglich, staatliche Kontrolle zu behalten ohne der Bereicherung einzelner Tür und Tor zu öffnen und ohne Investitionen zu verhindern. Es gibt wirklich genügend Beispiele dafür, auch wenn einige hier ihre Augen davor verschließen, weil das ihre einseitige Weltsicht verunsichern könnte, die da sagt: "Ih, Verstaatlichung!".

Wir wissen doch überhaupt noch nicht, wie die neue Zusammenarbeit aussehen wird. Aber in einem sollten wir uns eigentlich einig sein: Die komplette Ausfuhr der Rohstoffe ohne dass der Staat davon einen Cent sieht, kann nicht im Interesse eines Landes sein. Da war vorher etwas schief gelaufen, und das wird jetzt (hoffentlich fair) korrigiert.

Ich versteh nicht ganz was die Möglichkeit der Einflussnahme auf Rohstoffabbau, Stomnetze, Wasserversorgung etc. mit der Frage der Eigentümerschaft zutun haben soll? Warum muss der Staat Eigentümer sein?

Er hat doch alle Mittel zur Verfügung, er kann Steuern erheben, Gesetze und Richtlinien erlassen, und das tut er auch (in Deutschland) - Kontrolle genug in meinen Augen.

Wenn die südamerikanischen Staaten das bisher nicht hinbekommen haben, dann ist das deren eigene Schuld.
 
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TBrain am 04.05.2006 11:56 schrieb:
Ich versteh nicht ganz was die Möglichkeit der Einflussnahme auf Rohstoffabbau, Stomnetze, Wasserversorgung etc. mit der Frage der Eigentümerschaft zutun haben soll? Warum muss der Staat Eigentümer sein?

Er hat doch alle Mittel zur Verfügung, er kann Steuern erheben, Gesetze und Richtlinien erlassen, und das tut er auch (in Deutschland) - Kontrolle genug in meinen Augen.

Wenn die südamerikanischen Staaten das bisher nicht hinbekommen haben, dann ist das deren eigene Schuld.

Da hast du nicht ganz unrecht. Ich schätze, da unten wird derzeit wie so oft heißer gekocht als gegessen. Er ist ja mit diesem Wahlversprechen angetreten, hat deshalb die Wahl gewonnen und muss jetzt solche symbolische Akte vollziehen. Viel mehr ist es auch erst einmal nicht. Und ich denke, das wissen auch die Konzerne. Wie gesagt, man muss gucken, was am Ende bei rauskommt.

Verstaatlichung vereinfacht natürlich so einiges ... oder eben der Zwang zu Joint Ventures wie in Venezuela. Übrigens stammt von Chavez die Idee eines größeren südamerikanischen Öl- und Gas-Konzerns, an dem die jeweiligen Staaten dann nur Anteile halten. Das finde ich eine gute Variante.
 
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aph am 04.05.2006 12:02 schrieb:
Verstaatlichung vereinfacht natürlich so einiges ... oder eben der Zwang zu Joint Ventures wie in Venezuela. Übrigens stammt von Chavez die Idee eines größeren südamerikanischen Öl- und Gas-Konzerns, an dem die jeweiligen Staaten dann nur Anteile halten. Das finde ich eine gute Variante.

Du hast Recht damit dass man erstmal abwarten muss, wie das denn schlussendlich ablaufen wird. Den Eindruck scheinen auch die Finanzmärkte zu haben, denn auf die Nachricht der beginnenden Verstaatlichung haben die Börsen fast gar nicht reagiert.

Von mächtigen staatlichen Öl und Gaskonzernen halte ich auch aufgrund der schlechten russischen Beispiele nicht besonders viel, dort ist Missbrauch und Korruption weit verbreitet - mehr als ohne Verflechtung zwischen Politik und Milliardengeschäften (denke ich). Und internationale Konzerne (eon) verdienen trotzdem, oder gerade desshalb, auch kräftig mit. Da fehlt die unabhängige normgebende Institution (mit Betonung auf unabhängig) - Sollte irgend jemand diese Interessenkonflikte ausgleichen können - Respekt!
 
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aph am 04.05.2006 10:38 schrieb:
Wenn du dir in den letzten Monaten auch nur ein einziges Mal die Mühe gemacht hättest meine Argumentationen zu verstehen, dann wüsstest du, wie ich das meine. *aufgeb*?
Nö ich verstehe schon wie du das meinst ! Aber ich finde die Theorie etwas komisch. Besonders wenn du beobachtest welches Land auf Platz 1 ist: Dänemark ! Auch nicht gerade ein armes Land wenn ich mich nicht täusche.
Also brauchst du es nicht aufgeben diese Frage war absichtlich recht primitiv gestellt ich wollte nur sehen wie du reagierst.

Enteignungen sind doch unsozial. Das Wort sozial hat mit Gesellschaft zu tun, was die Gesellschaft von Menschen meint. Konzerne zu enteignen hat mit Menschen erst mal wenig zu tun. Außerdem gibts ja Entschädigungen.

Zum Thema Entschädigung habe ich mich schon an anderer Stelle geäußert. Aber nehmen wir mal die Frage des unsozial: An dem Unternehmen hängen auch Menschen. Und sage bitte nicht: Ach das Unternehmen hat genug. Mit dieser Argumentation kann man auch Verbrechen an Reichen rechtfertigen.
Der Anblick von Soldaten war nicht traurig. Er sagte mir: Ok, da versucht jemand, seine Taten einen äußerst populistischen Eindruck anzuheften, damit es noch besser bei der Bevölkerung ankommt. Eine andere Wahl hatte er aber nicht wirklich. Wenn sie die Enteignung angekündigt hätten und keine Schutzmaßnahmen ergriffen, dann wäre das passiert, was Knochenmann andeutete: Die Firmen nehmen alles mit und hinterlassen verbrannte Erde. Ich hätte an Morales Stelle genauso gehandelt, wenn ich erst einmal diesen schwerwiegenden Entschluss gefasst hätte. Anders gehts ja nicht, wenn es um so viel geht. Oder was wäre deine Idee gewesen - erst mal freundlich bitten, ob sie das Eigentum nicht zurückgeben wollen? Lächerlich.

Das Verstaatlichen ist nun mal notwendig
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Wieso soll die den Notwendig sein meine Güte ? Ich sehe ein das du die Unternehmen auch sozial einspannen willst so das es der Entwicklung des Landes hilft. Aber kann man das nich über Steuern besser machen ? Nehmen wir mal eine reale Belastung der Öl-Unternehmen von 25 %: Denkst du das wäre nicht auch ne ganze Menge Geld und würde vielleicht mehr bringen? Schau mal: Jetzt müssen die Unternehmen erstmal entschädigt werden. Wenn Morales ein bisschen Ehrgefühl hat müsste er Milliardwen zahlen. Bis er die Kohle wiederdrinne hat dauert es schon einige Jahre.
 
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Und: Das Geld für die entschädigung wird mit dem Equitment der Enteigneten verdient. Oder vielleicht auch nicht, wenn man bedenkt welchen Weg die verstaatlichte Industrie in Südamerika einzuschlagen pflegt.

Für Erdöl gild: Wenn man mehr Energie verbraucht um das Öl aus den Boden zu holen als das Öl selber enthällt - dann sollte man tunlichst damit aufhören. Und dieser Punkt könnte in Bolivien ziemlich schnell erreich werden.
 
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Knochenmann am 04.05.2006 13:23 schrieb:
Und: Das Geld für die entschädigung wird mit dem Equitment der Enteigneten verdient. Oder vielleicht auch nicht, wenn man bedenkt welchen Weg die verstaatlichte Industrie in Südamerika einzuschlagen pflegt.

Für Erdöl gild: Wenn man mehr Energie verbraucht um das Öl aus den Boden zu holen als das Öl selber enthällt - dann sollte man tunlichst damit aufhören. Und dieser Punkt könnte in Bolivien ziemlich schnell erreich werden.

Ich beneide dich um dein vereinfachtes Weltbild. Ich will auch mal nicht so viel nachdenken müssen oder gar differenzieren.
 
AW: Südamerika im Superwahljahr

Aufgrund der aktuellen Erreignisse beschäftigt sich auch die Öffentlichkeit mehr mit Südamerika. Herausgekommen ist zum Beispiel dieser Zeitungsbericht: Artikel. Wenn ich da mal auszüge zitieren dürfte:
Das Trio Castro - Chavez - Morales verkörpert noch am ehesten jene Gemeinschaft im linken Geist, wie sie romantisch veranlagte Altrevolutionäre gegenwärtig in ganz Lateinamerika im Entstehen wähnen. Die drei bedienen sich tatsächlich ausgiebig frührevolutionärer Rituale. Mit besonders großer Inbrunst rufen sie ihren Säulenheiligen Che Guevara an - doch sie stehen damit weitgehend allein. Chavez ist es bislang jedenfalls nicht gelungen, seine Vorstellung von einem „alternativen“ gesamt-lateinamerikanischen Freihandels- und Kulturraum, selbstverständlich unter seiner Führerschaft, in größerem Maßstab umzusetzen. Der „Freihandelsvertrag“, den er mit Kuba und Bolivien jetzt abschloß, lahmt von vornherein wegen der Ungleichheit der ökonomischen Voraussetzungen in den drei Ländern.

Oder: Noch interssanter :
Diese Entwicklung hat auch dazu geführt, daß jahrzehntelang bestehende Bündnisse wie die Anden-Gemeinschaft oder der Mercosur plötzlich zur Disposition stehen. Diese Länderzusammenschlüsse, die einmal als Keimzellen für eine der Europäischen Union nachempfundene Gemeinschaft gedacht waren, versagen schon bei der geringsten Spannung, der sie ausgesetzt sind. Die Illustration dazu liefern Argentinien und Uruguay, zwei Mercosur-Nachbarn, die unfähig sind, einen vergleichsweise banalen Streit wie jenen um den Bau von zwei Papierfabriken beizulegen.


Uruguays Präsident Tabare Vazquez, der aus der linken politischen Ecke kommt, scheint inzwischen sogar bereit zu sein, den Mercosur Hals über Kopf zu verlassen und das Bündnis damit praktisch der Auflösung auszuliefern.

Die verbreitete Enttäuschung über das schlechte Funktionieren der traditionellen Bündnisse hat dazu geführt, daß die politische Lage in Südamerika derzeit so unübersichtlich und labil ist wie schon lange nicht mehr. Daß in dieser Situation ausgerechnet Chavez als rettender Revolutionsengel Frieden schaffen und für ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl sorgen könnte, ist nahezu ausgeschlossen. Eher wird er mit seinem provokanten Verhalten noch stärker polarisieren

Wenn man links oben auf die interaktive Grafik klickt erscheint ein Fenster. Wenn man bei diesem auf Venezuela klickt bekommt man folgendes zu lesen: Entwicklungshelfer rügen Chávez´ Poltik, die den Armen bestenfalls kurzfristig helfen wird.

Also stehe ich meines Erachtens nicht ganz alleine da mit meiner Meinung.
 
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