Mein Kinobesuch zu Star Wars Episode VIII (E8 endete mit einem Trauma. Während die hofierten Kritiker den Film über den grünen Klee loben, haben die Fans (s.
IMDb - Movies, TV and Celebrities - IMDb) eine sehr konträre Meinung, welche kein gutes Haar an diesem Mach(t)werk lässt.
Das Vermächtnis von 40 Jahren Star Wars ist geprägt von durchdachten Geschichten, liebevollen Figuren mit Witz und Humor, großer Tragik, vielschichtigen Charakteren und angsteinflößenden Schurken die Tiefe und nachvollziehbare Beweggründe haben. Es besteht neben den Filmen aus unzähligen Büchern, Spielen, Animationsfilmen, Fan Fiction, etc.
In E8 hat Director und Drehbuchschreiber Rian Johnson es geschafft dieses Vermächtnis komplett zu ignorieren. Durch E8 wurden alles davor Veröffentlichte für wertlos erklärt. Sollte er versucht haben, die größtmögliche Zahl an Start Wars Fan maximal zu beleidigen, wurde das Ziel erreicht. E8 ist nicht nur ein schlechter Film –
E8 ist in allen Belangen ein katastrophaler Reinfall.
Trotz der immensen vorhandenen Mittel und Zeit gab es keinen (keinen!) nennenswerten Plot, keine nachvollziehbare Charakterentwicklung, keinen vernünftigen Handlungsbogen oder positiv überraschenden Twist. Und das obwohl Episode 7 (E7), Rian Johnson hierzu unzählige interessante Möglichkeiten auf dem Silbertablett serviert hat. Er hat nicht nur E7, sondern
den kompletten Star Wars Kanon ignoriert und es trotz anständigem Cast und unendlichen Geldmitteln geschafft einen der nichtssagensten und blassesten Filme der Filmgeschichte abzuliefern.
Der bis Dato nahezu unbekannte Rian Johnson, welcher bislang vier Independent Filme, sowie drei Folgen von Breaking Bad zu verantworten hat, scheint hier mit aller Macht (≠ Force) seine große „Innovativität“ unter Beweis stellen zu wollen.
Allein: Es fehlt ihm die Fähigkeit eine Geschichte zu erzählen, noch dazu eine Gute.
Tempo und Schnitt von E8 sind unrhythmisch, Handlungslöcher so groß wie ein schwarzes Loch, die Dauer der unterschiedlichen Handlungsstränge zeitlich nicht zueinander kompatibel. Es wurde komplett darauf verzichtet das Publikum mit „guten“ oder „bösen“ Charakteren vertraut zu machen oder Empathie aufzubauen. Sympathische Sidekicks wie Chewie, C3PO, R2D2 hatten nur Füllfunktion und wenig Screentime.
Plot-Innovation muss nicht mit Missachtung der Vergangenheit einhergehen, es würde schon helfen
logische Erklärungen zu liefern warum sich Handlung und Protagonisten so diametral verändert haben. Gleiches gilt leider auch für die „Twists“ in der Story, welche nicht aus rationalen oder zumindest nachvollziehbaren Gründen passieren. Es ist einfach zu wenig, Charaktere ohne Tiefe in die Story zu werfen, neue Macht-Fähigkeiten zu erfinden - oder Personen irrational (bzw. out-of-character) handeln zu lassen - ohne dies nachvollziehbar zu erklären.
Jeder gezeigte Bösewicht verfügt über die strukturelle Integrität einer Vogelscheuche und emotionalen Reife eines Kindes im Vorschulalter. Jeder "gute" Charakter meistert mühelos / untrainiert seine Aufgaben; das ist zu einfach und zerstört zudem den Mythos des bis dahin vorhanden Kanons.
Zum (meist) billigen Humor möchte ich gar nicht viel sagen.
Was bei ‚Guardians of the Galaxy‘ oder den ‚Avengers‘ wunderbar funktioniert und unterhält – krachende Einzeiler und Schülerhumor, auch in den ernstesten Szenen – wirkt in diesem Film die meiste Zeit gezwungen und unpassend. Leider verhält es sich ebenso mit dem restlichen Text der Protagonisten – zumeist hölzern und wenig überzeugend. Ich habe wenig Hoffnung dass dies in der englischen Originalversion besser ist.
Solch
gravierende Abweichungen am Gefüge des Star Wars Kanon, ohne einen robusten Grund, unter Missachtung der Konsistenz eingeschoben, entfernt den großen Reiz des Star Wars Universums. Auch wurde vergessen die Hauptprotagonisten, wie z.B. Luke oder Leia, mit Respekt zu behandeln. E8 ist somit nur noch eine hohle Schale welche behauptet Star Wars zu sein. Der Wille Disneys, viele zusätzliche Merchandise Produkte zu verkaufen, scheint allgegenwärtig.
Da Carrie Fisher (Prinzessin Leia) Ende 2016 gestorben ist – war dies die
finale Möglichkeit sie zusammen mit Luke, Chewie und ihren anderen ehemaligen Gefährten in Szene zu setzen. Bis auf eine kurze Unterhaltung mit Luke (welcher nicht körperlich anwesend ist) leider Fehlanzeige. Der respektlose Umgang mit Ihr und anderen tragenden Charakteren ist nur schwer zu verstehen. Um es mit den Worten von Mark Hamill (Luke) zu sagen:
„Ich widerspreche grundsätzlich jeder Entscheidung, die du [Rian Johnson] für diesen Charakter getroffen hast!“.
Es ist eine Schande, oder wie ein User auf IMDB schrieb:
„Bad story = new direction. NOT!“ – eine schlechte Geschichte macht noch keine neue Richtung.
So viele verpasste Möglichkeiten!
####################### Nun Details und Spoiler, Ihr seid gewarnt #######################
Für alle die behaupten E8 sei kein Remake wie E7: Crait ist Hoth, Canto Bight ist Jabbas Palast, Phasma ist Boba Fett, Super Leia ist der eingefrorene Han Solo.
Um auf alle Hinlänglichkeiten im Detail einzugehen, müsste nahezu jede Szene analysiert werden. Ich beschränke mich auf einige Beispiele.
Die Anfangssequenz
General Hux als „liebenswerter“ Volltrottel - so werden Bösewichter verbrannt.
Erinnert sich jemand daran, als Lando und die Rebellen am Ende von E6 (Die Rückkehr der Jedi –Ritter) die kaiserliche Flotte angriffen? Das gibt es hier auch: Nur braucht es jetzt nicht 50 Rebellen Schiffe, um die 15 Laserkanonen eines Sternenzerstörers auszuschalten. Wir benötigen nur Poe Dameron und einen X-Wing Fighter. Er ist tatsächlich soo gut.
Die ankommenden Schiffe der New Order (NO) können auf dem Planeten gehört werden. Schall überträgt sich hervorragende im luftleeren Raum.
Das wichtigste Ziel der Rebellen ist Bomben über dem Schiff der NO abzuwerfen - in der Schwerelosigkeit – Bomben. Klar!
Wer opfert sich da überhaupt? Nie von denen gehört - kann mich also total kalt lassen.
Haupt-Plot – die „Verfolgungsjagd“
Die Handlung ist billig - die Rebellen haben vergessen zu tanken - und wurde zudem schon in einer Clone Wars-Episode behandelt (allerdings durchdachter).
In früheren Filmen konnte keines der schnellsten Schiffe der Galaxis einen Sternenzerstörer abhängen. Das lächerliche Rebellenschiff schafft dies über den gesamten Film. Keiner der NO kommt auf die Idee das Rebellenschiff per Hyperspace zu überholen oder mittels Tie-Fighter gänzlich zu zerstören. Man hofft irgendwann darauf, dass Lord Helmchen erscheint (s. Spaceballs) und der Farce mittels „lächerlicher Geschwindigkeit“ ein Ende setzt.
Die Meuterei
Vizeadmiral Holdo hält vor den Führungsoffizieren die rettende Informationen zurück und riskiert sogar eine Meuterei, einfach nur wegen des dramatischen Effekts. *Seufz*
Das Opfer von Vize-Admiral Holdo
Obwohl inzwischen sogar BB-8 in der Lage ist einen AT-ST zu steuern, gibt es keinen Bordcomputer oder Roboter, welcher das Schiff anstatt Holdo opfern könnte. Schwupps, wieder ein neu eingeführter Charakter ohne weitere Entwicklung verschwunden.
Super-Leia in outer Space
An dieser Szene ist so vieles falsch, dass ich mich weigere sie weiter zu kommentieren!
Showdown mit Snoke
Alle die auf ein ultimatives Lichtschwert-Duell warten, sollten Sie auf das furchtbar choreographierte Duell zwischen Kylo, Rey und Snokes Elite Guards achten. Es ist lächerlich. Die Szene ähnelt eher einem Ballett mit verpassten Schritten als einem echten Schwertkampf. Schaut es Euch an und dann sagt mir, dass ich falsch liege.
Der mächtige Snoke wird durch einen billigen Trick aus der Handlung entfernt. Über den weiteren Hintergrund der Figur erfahren wir wieder einmal: nichts.
Finn, Rose und Phasma – „Kampf“
Der interessante Charakter Phasma wird vom wesentlich schwächeren Finn besiegt und aus der Geschichte entfernt. BB-8, mal wieder als Retter deus-ex-machina. Nach der Explosion sind alle anwesenden Truppen tot oder liegen sterbend am Boden, nur die Protagonisten leben und stehen noch.
Die Rebellen
Der Widerstand (wem "widersteht" er eigentlich) ist auf eine Handvoll von Sternenpiloten und Kommandanten reduziert. Warum? Die Rebellion hatte Millionen von Zellen, wie in der Fernsehserie „Star Wars Rebels“ deutlich wird. Warum ist der Widerstand plötzlich so klein, außer für den dramatischen Effekt?
Rey (Mary Sue)
Es ist witzig, wie der mächtigste bekannte Jedi jahrelang trainieren musste, um einfachste Dinge zu lernen. Rey hingegen, verfügt sofort über die Macht ohne jemals wirklich trainieren zu müssen. Es ist traurig, dass wir das vor Jahren nicht wussten. Hätte es doch Luke davor bewahrt, acht Monate lang mit einem Frosch auf dem Rücken durch einen Sumpf zu sausen. Kein Wunder, dass er verbittert ist.
Nach nur 2 Tagen mit Luke, welche während einer 6 stündigen Verfolgungsjagt stattfinden (!sic), kann Rey nun (zusammen mit Kylo) Snokes Elitewachen besiegen.
Ihre Erfahrung in der dunklen Grotte. Unterirdisch.
Ein wirklicher Twist währe z.B. gewesen, dass Rey im Film zur dunklen Seite wechselt, das hätte Feuer gehabt. Wieder einmal: verpasste Möglichkeiten.
Luke
Luke, der lieber beim Versuch sterben wollte seinen Vater (Darth Vader) zur guten Seite zu bekehren, als ihn der dunklen Seite zu überlassen, tötet „fast“ seinen Neffen Kylo im Schlaf(!), nur weil er eine starke dunkle Seite in ihm spürt. Dies ist nicht der Luke, den wir kennen. Luke ist ein komplett anderer Charakter. Zudem bekommt er von der (völlig untrainierten) Rey fast den Arsch versohlt.
Luke hätte in E8 zu etwas wirklich Großem heranwachsen können, aber alles, was wir bekommen, ist ein erbärmlicher, weinerlicher alter Mann, der nicht viel zur Story beiträgt und am Ende grundlos stirbt, außer für – genau - den dramatischen Effekt.
Außerirdische machen seine Wäsche - WTF? Sein alter X-Wing Fighter im Meer? Verpasste Möglichkeit.
Leia
Die sture, kämpfende, liebenswerte Leia ist tot. Dank Skript sehen wir eine schwächliche Frau, die ihre Führungsebene nicht im Griff hat, stattdessen aber durch Zauberkräfte schier unsterblich und – ach da war noch etwas – nun auch ein Meister der Macht geworden ist. Gerade in Hinsicht auf den Tod von Carrie Fisher ein trauriges Ende.
Poe
Glänzt in E8 nur durch Renitenz.
Finn
Hat sich nicht weiterentwickelt. Er war zwar mutig genug sich der First Order zu wiedersetzen, versucht aber bei den ersten Anzeichen einer Niederlage seine neuen Freunde im Stich zu lassen. Startet dann den total sinnlosen Sub-Plot, nach dem hinterher alle schlechter dastehen als vorher. Er wandert zudem fürs Falschparken(!) in den Knast und befreit lieber eine Horde Space-Lamas als die versklavten Kinder.
Yoda
Die Puppe für Yoda wurde anscheinend aus den originalen Gussvorlagen wiederhergestellt. Tolle Idee! Bei dem elenden Ergebnis wünscht man sich aber den Einsatz von noch mehr Spezialeffekten.
Yoda kann nun außerdem als Geistwesen in die Wirklich eingreifen und so z.B. durch einen Blitz Feuer entfachen. Tja, wenn wir das nur früher gewusst hätten!
Chewbacca
Nur ein Füller. Scha(n)de!
Rose
Ist laut eigener Aussage Mechanikerin, fliegt aber trotzdem den entscheidenden Angriff auf Crait mit. Verhindert zudem das (stimmige) Opfer von Finn. Ist verantwortlich für den unglaubwürdigsten Filmkuss aller Zeiten.
DJ, der Codeknacker
Wenn dieser grauenhafte Sub-Plot hätte Sinn machen sollen, wäre DJs Rolle Lando Calrissian (Billy Dee Williams) zugefallen. Welche perfekte Möglichkeit noch ein altes Star Wars Gesicht zu ehren. Stattdessen wurde Benicio del Toro verheizt.
Rey und Kylo – „Force-Skype“
Die Idee für „Force-Skype“ (Personen können mittels Macht über jegliche Distanz miteinander kommunizieren) ist gut, wird aber sofort ins Lächerliche gezogen, als Rey Kylo bittet sich doch obenrum etwas anzuziehen (huch, ich muss in meinen Teeniefilm zurück).
Junge mit Besen
Den passenden Abschluss für diesen Film bietet der „Junge mit dem Besen“. Ein völlig Unbekannter ist im gleichen Alter schon mächtiger als Anakin Skywalker und kann (wieder einmal) ohne Training nach Belieben auf die Macht zurückgreifen. Wahrscheinlich wartet irgendwo eine Partie Quidditch auf den Kleinen!?
Es bleibt abzuwarten, was J.J. Abrams (Director E7) aus dieser Schlamperei in Episode IX noch machen kann.
############################################
Abschließend möchte ich feststellen, dass ich mir
lieber eines der Prequels ansehe (jedes von ihnen), als nur noch einmal durch die gnadenlose Hölle von E8 zu gehen. Die Prequels fühlten sich trotz des schmerzhaften Slapstick-Humors und der langweiligen Dialoge zumindest wie Star Wars an.
Dieser Film war nur noch ein spärlicher Abklatsch und wird der erste Star Wars Film sein, den ich nur einmal sehen werde.
Auch wenn Disney niemals zugeben wird, dass dieser Film ein Fehler war:
Die Zukunft wird zeigen, dass Episode XIII von Rian Johnson, als schlechtester Film dieser Reihe in die Geschichte eingehen wird.
..und ja Herr Matthias Dammes, die "Kritiker" sind anderer Meinung, ich weiß