Ja, mag sein, dass das übertrieben ist...nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was noch kommt. Glaube nicht, dass es jemals wieder besser wird. Eher anders herum.
Es wird aber auch nicht besser, wenn Leute KuJ abfällig als degeneriert bezeichnen.
An der Stelle bin ich zwar grundsätzlich auch deiner Ansicht, aber ich halte eben genau die Einflussmöglichkeiten der Eltern für sehr begrenzt, auch wenn sie theoretisch gute Werkzeuge haben. Aber was nützen die, wenn der Einsatzort oder besser gesagt der Ort wo ihr Einsatz nötig wäre, sich ihrem Zugriff entzieht? Gar nichts.
Es ist richtig, dass Eltern irgendwann weniger Einfluss auf ihre Kinder haben, als sie gern hätten. Medienkompetenz beginnt auch nicht erst im Jugendalter oder im Grundschulalter. Sondern genau dann, wenn die Kinder zum ersten Mal mit Geschichten, Musik und Büchern in Berührung kommen. Also bereits im Krippenalter.
Und weil Eltern irgendwann weniger Einfluss haben, als sie gern hätten, wäre es auch nie verkehrt, sich zu vernetzen. Gerade mit Eltern, deren Kinder mit dem eigenen Kind befreundet sind.
'Ne Keule ist auch ne stumpfe Waffe. Gut, um Köpfe einzuhauen.
Zu glauben, dass sich die Eltern nur ordentlich anstrengen müsssen und dann wirds jemals wieder besser, halte ich für Realitätsverweigerung.
Eltern schieben die Verantwortung gerne in die KITA oder in die Schule. Lehrer und Erzieher tun das gleiche in Richtung der Eltern.
Ob es jemals besser wird, weiß ich nicht. Aber Eltern sind die primären Bezugspersonen der Kinder und die Sorgeberechtigten. Erzieher sind Erziehungsbegleiter und Lehrer sind für den Unterricht zuständig. Eigentlich eine sehr klare Aufgabenverteilung. Zu sagen, dass die Eltern primär in der Verantwortung stehen, ist also alles andere als falsch. Ganz im Gegenteil sogar. Es ist ein Fakt.
Dazu gehört aber auch, sich im Zweifelsfall Hilfe zu holen, bei Bedarf auch mal nach Rat zu fragen usw. Dafür sind dann Erzieher und Lehrer da.
Pädagogische Fachkräfte können aber auch nur mit dem arbeiten, was sie haben. D.h. wenn die Eltern nicht in der Lage oder nicht willens sind, mit zu ziehen und zu kommunizieren, dann können die Fachkräfte herzlichst wenig ausrichten, selbst wenn sie alle nötigen materiellen und personellen Ressourcen hätten. Vor allem dann nicht, wenn z.B. Grundschulkinder alleine nach hause gehen dürfen und man die Eltern so gut wie kaum oder gar nicht mehr sieht. Dann geht halt nur "Job nach Vorschrift".
Denn im Idealfall entsteht eine Zusammenarbeit zwischen Fachkraft, Eltern und Kind. Diese muss aber überhaupt erstmal von den Eltern als solche anerkannt und angenommen werden.
Das bedeutet aber auch, dass Eltern sich erstmal aktiv dafür interessieren sollten, was ihre Kinder überhaupt an Medien konsumieren und was sie da tun. Die meisten Eltern wissen das häufig nämlich gar nicht, sind überfordert mit dem Thema oder diesem pessimistisch eingestellt, sodass eine Vertrauensbasis zwischen Eltern und Kind in dieser Hinsicht nicht mal entstehen KANN. Wie auch?
Oft genug hab ich schon in meinen 12 Jahren als päd. Fachkraft (ich bin auch Onkel und Patenonkel) Schüler und Schülerinnen erlebt, die mir von ihren Medienerfahrungen berichtet haben, aber dann darum baten, dass ich es ihren Eltern nicht erzählen soll. Dabei waren das vlt. keine von Eltern erlaubten, wohl aber auch keine besonders schlimmen Sachen. Wenn Kinder schon Angst haben, dass Eltern irgendwas erfahren, dann kann es natürlich nicht funktionieren und KuJ werden weiterhin allein damit klar kommen müssen. Was sie ohne Begleitung nicht können. Abgesehen davon, dass Kinder eigentlich keine Angst vor Eltern haben sollten, wenn sie mal Mist gebaut haben. Das genaue Gegenteil sollte der Fall sein. Nämlich "Shit, ich hab Mist gebaut. Mama und Papa wissen sicher, was ich jetzt machen soll.". Wäre aus meiner Sicht besser, wenn das Vertrauen so groß ist, dass Kinder eher zu den Eltern gehen, statt Angst zu haben.
Übrigens sind das die gleichen Eltern, die dann selbst nur am Handy rum hängen, permanent Fotos oder sogar Videos ihrer Kinder (ohne deren Wissen) auf Social Media posten und zu stur sind, zu checken, dass man genau das nicht tun sollte. Ist halt leider die Regel und nicht die Ausnahme. Diese Eltern bringen ihre Kinder dadurch selbst noch in potentielle Gefahr. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Eltern nicht mitziehen, wird es nichts.
Medien bieten zweifelsohne Gefahren, mit denen wir umgehen müssen und die niemals zu 100% abgestellt werden können. Aber sie können verringert werden. Und Medien bieten ja nicht nur Gefahren, sondern auch Ressourcen zum lernen und die eigenen Handlungsspielräume zu erweitern. Sprich, Medien selbst können auch Werkzeug sein.
Nur leider wird Medienkompetenz nach wie vor gerade in Schulen und Horten viel zu stiefmütterlich behandelt und auch beim Fachpersonal fehlt es da an Kompetenzen und Know-how.
Ich kenne Erzieher, die massive psychische Probleme haben, ich kenne eine Lehrerin, die geht regelmäfig nach 6 Stunden Unterricht nach Hause und weint - und das in der Realschule - weil sie nicht mehr kann. Ich kenne Eltern, die sind froh, wenn der Nachwuchs aus dem Haus sind, weil sie schon längst aufgegeben haben und auch nicht mehr können. Aber eines haben all die Kinder gemeinsam…sie hängen nur noch am Handy, 24/7 quasi, bekommen Psychosen und Angstzustände, wenn das Ding auch nur 5 Minuten nicht greifbar ist.
Ich wünschte, ich könnte sagen, das wird schon irgendwann wieder, aber ich befürchte das absolute Gegenteil.
So wie du das schreibst, klingt es, als wäre der Medienkonsum ganz allein und ausschließlich dafür verantwortlich. Ist schon irgendwie sehr kurz gedacht. Die Ursachen liegen schon woanders.
Was die heutige Jugend an Scheiße baut, hat letztlich die voran gegangene Generation zu verantworten. Die Jugend ist das Produkt der Erwachsenen. Abgesehen davon sind es BEI WEITEM nicht nur Kinder und Jugendliche, die permanent am Handy hängen und von denen einige Entzugserscheinungen kriegen, wenn das Ding mal 5 Minuten nicht zur Hand ist. Immerhin, wir haben eine Vorbildfunktion und die entsprechende Wirkung auf Kinder und Jugendliche. Jeder Erwachsene und jeder Mensch, der älter ist, als das Kind.
Frei nach dem Motto: Kinder machen nicht das, was wir sagen. Sie machen das, was wir selbst tun.
Zusammengefasst könnte man also sagen, dass der Staat gar nicht erst so viel eingreifen müsste, wenn Erwachsene sich ihrer Vorbildfunktion mal wieder bewusst wären.
Btw...ich an deiner Stelle würde mich vor Begriffen wie Psychosen, Angstzuständen etc. (und oben aufgeführte) hüten. Dies zu diagnostizieren steht dir wohl kaum zu. Vor allem nicht aus der Ferne und ohne umfassende Untersuchung. Dies steht auch mir als päd. Fachkraft nicht zu. Dafür bin ich nicht ausgebildet, um Psychosen zu diagnostizieren.