Nochmal, diesmal etwas ausführlicher (im folgenden werde ich auch noch andere Beispiele ranziehen):
1. Ein Remaster ist eine lediglich mehr oder weniger stark aufgehübschte Version eines Spiels. Eine HD-Version, wenn du es so willst. Ohne Gameplayanpassungen. Ein Beispiel wäre The Last of Us, dass für die PS4 mit FullHD-Auflösung und 60fps-Unterstützung daher kam. Aber das Spiel wurde nicht von grund auf neu entwickelt. Es wurde nicht "nachgebaut", sondern portiert, verbessert, what ever. Der Unterbau war schon längst vorhanden. Was soll man denn da auch "nach bauen"? Erklär mir das.
2. Ein Remake ist nicht nur eine aufgehübschte Version eines Spiel. Dieses wurde (wie im Falle von Secret of Mana oder auch Shadow of the Colossus für die PS4) von Grund auf neu entwickelt. Da gab es keine Software, auf deren Grundgerüst man aufbauen konnte (von der Engine selbst vlt. mal abgesehen). Ein weiteres Beispiel wäre das kommende Final Fantasy 7-Remake. Hier kann man in der Tat von einem "Nachbau" oder besser "Neubau" sprechen.
3. Ein Reboot (ums mal zu komplettieren) hingegen ist eine völlige Neuausrichtung einer bestehenden Serie, sowohl handlungstechnisch, gameplaytechnisch, optisch usw. Lediglich Protagonisten o.ä. bleiben gleich, mehr aber auch nicht. Tomb Raider ist so ein Beispiel.
Ach komm, jetzt ist doch langsam mal gut - hast du wirklich noch nicht mitbekommen, dass ich dein Verständnis dieser Begriffe durchaus verstanden habe?
Nicht zwangsläufig. Eine 1:1-Portierung mit höherer Auflösung wäre definitiv möglich gewesen. Wäre dem nicht so, wäre ja auch das Remaster von The Last of Us undenkbar gewesen, weil die PS3 eine völlig andere Hardwarearchitektur als die PS4 aufweist.
SNES: 65C816-CPU != x86-based CPU
auf dem SNES wurde und wird im wesentlichen in Assembler (
https://en.wikibooks.org/wiki/Super_NES_Programming) programmiert, damit nix Portierung, sondern per Definition neu programmieren. Spiele für die PS3 sind dem entgegen in C++ geschrieben. D.h. der Quellcode braucht lediglich anstatt der Cell-libs die x86-libs, eventuell noch ein paar systemspezifische Anpassungen und anschließend rutscht der PS3-Quellcode nahezu 1:1 durch den PS4-Compiler.
Daher redest du hier Unsinn: eine 1:1-Portierung sieht bei SNES-Titeln eben so aus, dass man das Spiel schlicht 1:1 nachbaut - übernehmen kann man so gut wie nix. Daher kann es nach deinem Verständnis kein Remaster eines SNES-Titels für andere Plattformen geben, das sind dann konsequenterweise alles Remakes.
Dann war die Intention der Entwickler, das Spielgefühl von damals möglichst akkurat umzusetzen.
Ja eben! Das ist genau der Grund dafür, warum die vielen kleinen Macken noch drin sind. Weil es einfach ein Teil des Spielgefühls ausmacht. Es kann doch beim besten Willen niemand ernsthaft glauben, dass die Jungs bei Square nach jahrzehntelanger Erfahrung mit jRPGs auf allen möglichen Systemen in ein neues Produkt ohne Absicht solche Fehler einbauen.
Die Wertung ist ja auch gerechtfertigt. Die Entwickler haben ganz einfach Scheiße gebaut. Man wollte einfach das Spielgefühl vom Original einfangen und es ging nach hinten los, weil die Mängel wohl die gleichen sind...wobei noch einige andere hinzu gekommen sind. Es ist und bleibt ein Remake und ein schlechtes noch dazu.
Das schlecht ist genau der Punkt, an dem ich mich störe - Das Spiel wird bewertet, als wollte Square das Rad neu erfinden und einen ernsthaften Konkurenten zum aktuellen Final Fantasy-Ableger zu etablieren (dann wären die 60% gerechtfertigt) - Alleine an dem Umstand, dass man sogar die Macken des Spiels alle nachgebaut hat macht aber deutlich, dass man schlicht einen Klassiker aus 16-Bit Tagen authentisch wieder zum Leben erwecken wollte. Secret of Mana 2018 versteht sich nicht als ernsthafte Alternative zu modernen jRPGS für junge Spieler - das erkennt man doch an dem Umstand das selbst die Macken im Spiel akkurat denen entsprechen, die das Original hat.
Daher mag es legitim sein, die Leser darauf hinzuweisen, dass man mit SoM 2018 eine Zeitreise ins Jahr 1993 unternimmt - aber diese Macken jetzt als Beinbruch darzustellen und dem Kind eine so miese Wertung zu verpassen, passt da nicht ins Bild.
In vielen Fällen haben sie mein Fazit sogar unbewusst unterstützt: Das Original hatte doch auch schon diese Macken!!11einseins
Wir haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie diese Macken zu bewerten sind, korrekt.
Wenn, dann bin ich ob des überhaupt existierenden Gegenwinds überrascht, weil Spieler und Tester auf vielen anderen Seiten zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen sind, wie ich.
Es gibt jetzt genau zwei Möglichkeiten, wie ich diesen Satz interpretieren kann:
a) Du hast vorher geschaut, was andere denn so als Bewertung abgeben und hast dich nach denen orientiert. Zugegeben, das ist jetzt Spekulation meinerseits - andererseits könnte man selbst die von die von dir benannten Argumente sicherlich von anderen Seiten im Internet zusammentragen. Die Tatsache, dass dieses Szenario nicht völlig unrealistisch ist, macht euch ein Stück weit beliebig und austauschbar.
b) Ich bin einfach nicht mehr Bestandteil eurer Zielgruppe. Wozu sollte ich mir das Magazin dann überhaupt noch regelmäßig besorgen?
Ich kann die Fans aber sogar verstehen. Wer SoM mit all seinen Schwächen liebt und mit der Grafik und den Verschlimmbesserungen der Neuauflage klar kommt, wird auch hier wieder viel Spaß haben. Ändert aber nichts daran, dass Secret of Mana mit seinen Macken objektiv bewertet im Jahr 2018 kein gutes, sondern nur noch ein mittelprächtiges Action-RPG ist. Und mein Job ist es sicherlich nicht, die frisch erschienene SoM-Version aus Sicht 1993 zu bewerten.
Es wäre ein Fehler, in dem Testbericht so zu tun, als wäre SoM das Spiel des Jahrzehnts, auf dass wir alle verzweifelt gewartet haben. Da gebe ich dir durchaus Recht. Aber man sollte sich schon soweit mit der Materie beschäftigen um zu begreifen, dass es sich bei der neuen Version um eine authentische Nachbildung handeln sollte mit aufgehübschter Grafik, neuer Musik und gesprochenen Dialogen. Darauf bezogen sind die 60% einfach nicht fair.
Mein Job ist es, auf Unterschiede zum Original hinzuweisen, die Neuerungen beziehungsweise vorhandenen Features zu bewerten und SoM-Nichtkennern zu sagen, ob das Teil auch ohne Nostalgie-Bonus im Jahr 2018 40 Euro wert ist.
Japp, ich bin definitiv nicht mehr eure Zielgruppe - weil diese Sorte von Infos besorge ich mir woanders. Von einem Magazin wie der PC Games erwarte ich definitiv andere Dinge.