Keine Sorge, bei mir ist auch mit der nächsten "Diversitäts-Verballhornung" bekannter Franchises alles paletti - wirklich! Ganz grundsätzlich sei aber angemerkt, dass ich eine Argumentation wie "es gibt schlimmeres" ganz entsetzlich finde. Neudeutsch nennt man das Whataboutism. Klar, schlimmer geht immer! Nur muss man sich eben auch bewusst machen, dass viele unserer gesellschaftlichen Probleme genau aus dieser Ignoranz resultieren.
Wenn du davon sprichst, dass man "im schlimmsten Fall" als alter weißer Mann betitelt wird, ist es durchaus legitim zu sagen, dass es schlimmeres gibt. Das ist ein Begriff, den ich selbst nie benutzen würde, aber manchmal denke ich mir schon, wenn ich im Social Media unterwegs bin und eine dieser typischen Kommentare lese, "Dude, du erfüllst jedes Klischees eines 'alten, weißen Mannes'."
Scheinbar nimmt Diskriminierung und Rassismus trotz medialer und institutioneller Omnipräsenz weiter zu.
Nimmt Diskriminierung wirklich zu? Oder wird Diskriminierung einfach nur sichtbarer? Ich würde sagen letzteres, da vor allem durch das Internet die Möglichkeit geschaffen wurde, binnen Sekunden Reichweite zu generieren. Mittlerweile äußern sich deutlich mehr Menschen bzgl. Diskriminierung. Ähnlich wie bei sexueller Gewalt.
Man möge es sich bitte bewusst machen, so ziemlich jeder neue Disney-Film erfährt aufgrund seiner ideologischen Ausrichtung - und ja, ich nenne das Diversitätsprinzip mittlerweile eine Ideologie - einen Shitstorm erfährt.
Filme sind ein Spiegel des jeweiligen Zeitgeistes. Das ist jetzt nichts neues. Solange keine Menschenrechte dadurch mit Füßen getreten werden, sehe ich da jetzt weniger ein Problem. Die Frage ist eher, WIE etwas thematisiert wird. Ich hab schon Filme gesehen, die z.B. das Thema Intersexualität (und andere LGBT+Themen) richtig gut und sehr sensibel aufgegriffen haben. Das waren aber eher Indie- oder Arthouse-Filme. Im Mainstreambereich sehe ich diese Sensibilität eher weniger.
Man könnte also durchaus mal auf die Idee kommen zu hinterfragen, warum das so ist und diese Strömungen mit der Lebensrealität der Menschen abgleichen!
Könnte man. Andererseits steht natürlich auch der Konsument in der Pflicht, sein eigenes Handeln und Verhalten zu hinterfragen. Medien sind menschengemacht und damit eine Form der Kommunikation. Und wie du sicher weißt, ist Kommunikation keine Einbahnstraße.
Nebenbei: Man wird nicht durch einen Film, in dem eine schwarze Frau die Hauptrolle spielt, zum Rassisten. Rassismus ist eine Form der Diskriminierung, ähnlich wie Adultismus, Sexismus oder Ableismus, die anerzogen wird (durch Eltern, Peer Groups und andere Bubbles).
Als Kirsche auf der Torte gibt es noch jede Menge "Double Standards". Wem das nicht einleuchtet, der versuche mal Aussagen aus dem Feminismus, der Gender-Bewegung über das entsprechende Pendant umzudrehen und öffentlich zu äußern! Und nein, hier geht es nicht um Grundsätze wie ein freies, selbst-bestimmtes Leben ohne Diskriminierung und Verfolgung.
Doch, eigentlich geht es genau darum. Ich hab mich in der Vergangenheit (auch hier im Forum) immer wieder dazu geäußert, dass so manche Dinge seltsame Blüten tragen und man diese durchaus kritisieren darf und sollte. Aber im Endeffekt bleiben die Grundsätze bestehen. Um die geht es.
Das Problem ist ein ganz anderes: Wir haben verlernt, zu diskutieren. Das betrifft nicht nur die Bubble, gegen die du gerade schießt.
Die meisten Anhänger dieser Theorien haben ja schon ernsthafte Probleme, wenn man ganz konkret nachfragt, wo denn das "White Privilege" genau begründet liegt, oder welche konkreten Benachteiligungen Frauen denn sachlich korrekt gegenüber Männern haben - und nein, es gibt keinen Pay-Gap - der liegt bereinigt im Bereich von unter 3% - das nennt man statistisches Rauschen. Alles andere wäre so, als vergleicht man Äpfel mit Bananen und beschwert sich, das Äpfel tatsächlich nicht so lang sind.
1. Vom Gender Pay Gap hat keine Sau gesprochen. Wir können hier aber sexuelle Gewalt und Rollenbilder einbringen, die es tatsächlich gibt. Und rate mal, wer eher Opfer sexueller Gewalt ist.
Und bevor du jetzt mit "Aber, Männer [...]" kommst: Natürlich sind auch Männer von Sexismus betroffen. Auch dieses stumpfsinnige "Männer weinen nicht" (und andere Aussagen) ist Sexismus. Aber auch das wird von größten Teil der Feminismusbewegung kritisiert. Der Begriff "toxic masculinity" ist kein Kampfbegriff gegen Männer, sondern soll darauf hinweisen, dass das Bild des Mannes, das die Gesellschaft hat, einfach nicht förderlich ist.
Dieses Bild von Männlichkeit führt übrigens dazu, dass es immernoch viel zu oft heißt "Sind halt Jungs", wenn der 13jährige Hannes seine Wichsgriffel mal wieder nicht bei sich halten kann und Greta auf den Hintern haut. Somit wird sexuelle Gewalt immernoch normalisiert. Man nimmt Jungs und Männer so aus der Verantwortung, entmündigt sie gegenüber ihrem Handeln sozusagen. Auch das ist Sexismus. Und den Mädels wird dann gesagt "Zieh halt was anderes an, dann passiert das nicht" (Übrigens eine strunzdumme Aussage). Genauso, wenn sie sich zur Wehr setzt. Die Verantwortung wird also vom Täter auf das Opfer geschoben. Immernoch.
2. Sind es wirklich die meisten? Oder einfach nur die lautesten?