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Offener Brief an Panorama (!long post inside!)

Vassenego

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Da die Panorama-Redaktion bislang außer durch das ständige Verändern ihrer Stellungnahme in ihrem Forum nicht auf die zahlreichen Anträge und Anschriften reagiert hat, habe ich ihnen nun ebenfalls einen netten Brief zu Ihrem Beitrag "Killerspiele im Internet" geschickt. Darin habe ich versucht die vielfältigen Kritikpunkte an und Argumente gegen die von der Redaktion in der Sendung zum Ausdruck gebrachten Position für ein schärferes Vorgehen gegen "Killerspiele" zusammenzutragen. Im Besonderen geht es mir jedoch um eine Richtigstellung und die Veröffentlichung einer Gegendarstellung zu den zahlreichen falschen oder überzogen dargestellten Sachverhalten und angeblichen "Expertenmeinungen".

Da ich nicht damit rechne, dass allein ein weiteres Schreiben irgendeinen Einfluss haben wird, möchte ich den Brief hier und auch in anderen Spieleforen veröffentlichen, um ihm so vielleicht etwas mehr Gewicht zu verleihen...


Brief an Panorama schrieb:
Offener Brief zu
Panorama-Sendung vom 22.02.2007 Beitrag: "Morden und Foltern als Freizeitspaß - Killerspiele im Internet"

Sehr geehrte Panorama-Redaktion!

Trotz der offensichtlich zahlreichen Zuschriften, E-Mails und einer heftig geführten Debatte in Ihrem Online-Forum wende ich mich hiermit abermals mit Kritik zu oben genannter Sendung an Sie, insbesondere da Ihre bisherige Stellungnahme im Forum vollkommen unzureichend ist und Sie auf weitergehende Äußerungen oder gar die notwendigen Richtigstellungen in Ihrer Sendung bislang verzichtet haben.

Ich möchte an dieser Stelle nicht noch mal detailliert auf jeden einzelnen Fehler in Ihrem Beitrag oder Ihrer lächerlichen und unsinnigen, die Problematik vollkommen verkennenden oder zumindest ignorierenden Stellungnahme eingehen. Vielmehr möchte ich Sie an allgemeinere Grundsätze, die Sie in diesem Zusammenhang vermissen lassen, zu die Sie jedoch durch Ihre Arbeit als Journalisten und auch durch den Rundfunkstaatsvertrag verpflichtet sind, erinnern.

In Ihrem Beitrag geht es vorgeblich - entsprechend Ihrer eigenen Stellungnahme - um die Diskussion eines Gesetzesentwurfes zum Verbot von gewalthaltigen Spielen, der durch das Land Bayern in einer Bundesrats-Initiative eingebracht wurde. Nur leider fehlt dem Beitrag vollkommen die kritische Auseinadersetzung mit diesem Entwurf, oder auch nur der bestehenden Gesetzeslage. Wie kann es zum Beispiel sein, dass ein Gesetz versucht etwas zu verbieten und dabei auf den so polemischen und vollkommen undefinierten Begriff "Killerspiele" zurückgreift und dabei sogar noch soweit geht, dass selbst eventuellen zukünftigen Entwicklungen vorgegriffen und diese ebenfalls pauschal verboten und unter Strafe gestellt werden? Dies kann von einem Organ der freien Presse nicht wirklich befürwortet werden, da es vollkommen offen für politisch-willkürliche Interpretation und somit Missbrauch ist. Aber selbst das wurde in Ihrem Beitrag nicht thematisiert, genauso wie sich Ihre Redaktion von der impliziten Interpretation einer Förderung der Gewaltbereitschaft unter den Spielern derartiger Spiele distanziert - und dabei ist es noch nicht einmal klar, um was für Spiele es sich nun eigentlich genau handelt. So fallen "reale Spiele" wie Gotcha, Paintball und Laserdome-Duelle nach Meinung des bayerischen Familienministeriums ebenfalls in diese Kategorie. Machen Sie sich diese Position auch zu Eigen? Das bleibt im Dunkeln, denn der gesamte eigentliche Kontext der Gesetzesinitiative, die Wirkung von Computerspielen und die Möglichkeit den Zugang zu vermeintlich schädlichen Inhalten zu unterbinden, wird von Ihnen gar nicht angesprochen oder zur Diskussion gestellt. Stattdessen versuchen Sie anhand polemischer und größtenteils falscher Behauptungen, unter Auslassung bedeutsamer Fakten sowie durch verkürzte und damit missverständliche Darstellungen ein Bedrohungsszenario, das von Computerspielen ausgeht, aufzubauen, und votieren damit klar für diese Gesetzesinitiative. Nun steht Ihnen das als freie Menschen in einer freien Gesellschaft durchaus zu, nicht jedoch in Ihrer Eigenschaft als Berichterstatter für ein politisches Magazin im staatlich-finanzierten Fernsehen. Neben den Verstößen gegen journalistische Grundsätze verstoßen Sie nämlich unter anderem auch gegen Paragraph 8 Absätze 1 und 2 ihres Rundfunkstaatsvertrages des NDR. Und schon allein deswegen, ist zwingend eine Korrektur der von Ihnen getroffenen Aussagen erforderlich.

Ich möchte Sie jedoch noch auf weitere Problemfelder Ihres Berichtes aufmerksam machen. So werden Sie sicherlich anmerken wollen, wie Sie es in Ihrer Internet-"Stellungnahme" bereits andeuteten, dass Sie ja vorgeblich beide Seiten der Debatte haben zu Wort kommen lassen. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass Sie genau das, "gekonnt" vermieden haben, wie allein die Gewichtung der jeweiligen Aussagen und die Redezeiten der Contra-Seite (insgesamt drei Sätze) während der gesamte Rest der Beitragszeit der Pro-Seite vorbehalten war und die Contra-Seite auch nie die Gelegenheit bekam, auf die Argumente der anderen etwas zu erwidern, erkennen lässt. Genau das ist es jedoch, was in Paragraph 8 Absatz 1 Satz 2 gefordert wird.

Dazu kommen zahlreiche handwerkliche und sachlich-inhaltliche Fehler bei der journalistischen Recherche und Aufbereitung. Die meisten davon können Sie in zahlreichen Postings in Ihrem Forum nachlesen - die falsche und verleumderische Behauptung bei den aus dem Spiel "GTA - San Andreas" gezeigten Sex-Szenen handele es sich um Vergewaltigungen und die von Ihnen gezeigte Internetseite mit verfassungsfeindlichen Symbolen würde Modifikationen für das Spiel "Call of Duty 2" anbieten, sind da nur die augenscheinlichsten zahlloser weiterer Fehler (oder bewusster Lügen?) dieser Art.

Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf Ihre sogenannten "Experten" richten, die allesamt äußerst unglaubwürdig sind. Allen voran Bert Weingarten, auf den Sie Ihren Bericht ja in der Hauptsache stützen. Es ist schon ein beeindruckendes Bravourstück, nach der "Marienhof-Affäre" und obwohl gerade der die Panorama-Sendung produzierende NDR erst kürzlich wieder durch den Deutschen Journalisten Verband (DJV) im Zusammenhang mit dem Sponsoring der Sendung "Boot gegen Boot" ermahnt wurde, einen Bericht in Zusammenarbeit mit oder sogar von einer Firma produzieren zu lassen, die zwar in der Sache keinerlei Kompetenzen besitzt, aber von der dargestellten Berichterstattung und der sich daraus ergebenden Befürwortung einer Gesetzesänderung wirtschaftlich profitiert. Wie Sie wissen stellt die PanAmp AG "IT-Sicherheitstechnik", namentlich Filter- und Schutzsysteme für Computer und Internet, mit dem Vorsitzenden Herrn Weingarten als bestem (einzigen?) Kunden, bereit. Jedoch fehlen bei diesem Herrn jegliche Verweise auf eine Ausbildung als Computertechniker oder Softwareentwickler, auch Studien als Sozial- oder Verhaltensforscher oder Reputationen als Kommunikations- und Medienwissenschaftler kann er offenbar nicht vorweisen oder führt sie zumindest nicht an. Nichtsdestotrotz "befragen" Sie ihn zu genau diesen Themenkomplexen auf Basis einer angeblich von ihm durchgeführten Studie, deren Veröffentlichung bereits seit Ende Januar diesen Jahres auf sich warten lässt und die er auch auf Anfrage anderer, tatsächlich in diesen Bereichen tätiger Wissenschaftler, nicht zur weiteren Bearbeitung und Auswertung herausgibt. Stattdessen gibt es als Antworten inhaltsleere Pressemitteilungen der PanAmp AG.
Der einzige Punkt zu dem Sie Herrn Weingarten, der wohl hauptsächlich ein Marketing- und Finanz-, statt eines Computerexperten ist, hätten befragen können, nämlich die Frage nach der technischen Durchführbarkeit einer Sperrung sämtlicher angeblich gefährlicher oder tatsächlich illegaler Inhalte im Internet bleibt unangesprochen. Warum auch nicht, die Antwort ist schließlich klar - der Aufwand wäre enorm und trotzdem keinesfalls ohne "Schlupflöcher" wie einige ideologisch motivierte, jedoch keinesfalls demokratische Regime, die genau das in ihren jeweiligen Ländern versuchen, immer wieder erfahren müssen. Was gleich einen weiteren "Knackpunkt" dieser absurden Forderung vor Augen führt, denn neben den technischen Unmöglichkeiten eines solchen Unterfangens, käme ein derartiger Versuch einer breiten Zensur des Internets und damit eines der in der heutigen Zeit wichtigsten Informationsmedien gleich, und ist somit zutiefst undemokratisch und widerspricht der freiheitlichen Grundausrichtung unseres Staates. - Da verwundert es dann kaum noch, dass Herr Weingarten den völkerrechtlich eher als "milden Polizeistaat" denn als freiheitlich-demokratisches Land angesehen Stadtstaat Singapur, als Vorbild für Deutschland in Sachen Terrorbekämpfung darstellt.

...

... Fortsetzung folgt ...
 
Fortsetzung

... Teil 2 ...

Brief an Panorama schrieb:
...

Auch ein großer Befürworter zahlreicher Verbote und der Aufgabe wesentlicher demokratischer Grundsätze, wie sie im Grundgesetz verfasst sind, ist Bayerns Innenminister und designierter Ministerpräsident Günther Beckstein, den Sie ebenfalls ausgiebig zu Wort kommen lassen und der den unsinnigen Begriff "Killerspiele" geprägt hat. Was Sie dabei jedoch nicht erwähnen, ist dass eben jener Herr Beckstein Mitglied im Schützenverein ist (genau wie damals übrigens der Amokschütze von Erfurt R. Steinhäuser), und deshalb im Bundesrat gegen eventuelle Verschärfungen des deutschen Waffenrechts, insbesondere mit Hinblick auf die Schützen- und Jagdvereine, opponiert. "Interessant" ist auch das Video, das vor kurzem bei Sat.1 zu sehen war, in dem der Herr Beckstein zur "Gaudi" einen Menschen "erschossen" hat. - Was ist wohl bedrohlicher, mit einer virtuelle Waffe in einer virtuellen Umgebung auf ein virtuelles "Lebewesen" zu schießen, oder in der Realität mit einer echten Waffe auf einen lebenden Menschen zu zielen und tatsächlich abzudrücken, worauf dieser Mensch dann auch noch theatralisch zu Boden fällt? Müssen wir uns nun gar Sorgen um Herrn Beckstein machen, dass er in Zukunft, wenn er zum Beispiel wider Erwarten nicht Ministerpräsident werden sollte, nicht mehr nur gelegentlich verbal und politisch, sondern dann auch tatsächlich Amok läuft? Oder besteht diese Gefahr nicht, weil er nie "Killerspiele" gespielt hat?
Nicht nur "interessant", sondern erschreckend ist dagegen, dass sie sich scheinbar vorbehaltlos und unkritisch die Ansichten des LKA Bayern zu Eigen machen, die auf angeblichen jahrelangen Erfahrungen im Umgang mit Gewaltvideospielen beruhen. Dabei sind es diegleichen "jahrelangen Erfahrungen" und Schwierigkeiten bei der Ermittlung von "Geheimnisverrätern" und anderen "Bedrohungen", die das BKA anführt, wenn es die Pressefreiheit beschränken will, um Räume von Presseorganen (oder andere geschützte Räume wie Arztpraxen und Anwaltskanzleien) auf der Suche nach Informationen über Informanten oder andere "gefährliche Personen" zu durchsuchen und abzuhören. BKA und LKA sind also in ihren Einschätzungen und Forderungen keineswegs unfehlbar.

Eventuell sollten Sie sich auch mal über die tatsächliche Verhältnismäßigkeit Gedanken machen. So reisen jedes Jahr tausende Deutsche nach Südostasien, um dort für wenig Geld und ohne strafrechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen, kleine Kinder zu vergewaltigen. Wird deshalb das Reisen in diese Region grundsätzlich allen Deutschen verboten? Und würden Sie ein derartiges Verbot begrüßen?
In Afrika werden hunderttausende Kinder bereits im Alter von acht oder neun Jahren zu Soldaten ausgebildet und erleben in Bürgerkriegen die schrecklichsten Dinge. Die Waffen, die sie benutzen, sind dabei zu einem guten Teil in Deutschland oder zumindest von deutschen Firmen oder unter deutscher Lizenz hergestellt, stammen teilweise sogar aus alten Bundeswehrbeständen und werden zynischer Weise als "Entwicklungshilfe" zum Aufbau "regulärer Truppen" in die betroffenen Regionen verkauft. Und wo dies auf Grund gesetzlicher Bestimmungen mal nicht möglich ist, weil es sich um eine "Krisenregion" handelt, da werden die Waffen eben an Drittländer geliefert und dann mit vollem Wissen der Hersteller und deutscher Behörden in die Bürgerkriegsländer weiterverkauft. Wann wird hier endlich ein generelles Herstellungs- und Handelsverbot für Klein- und Handfeuerwaffen in der Europäischen Union gefordert und zur Diskussion gestellt? Und wie kommt es, dass dieselben Politiker, die das Verbieten der ach so "gefährlichen Computerspiele" fordern, auf "diesem Auge blind sind" und sich gar über mit "Kriegsgewinnen" erwirtschaftete steigende Steuermehreinnahmen freuen?
In Deutschland kommen jährlich Hunderttausende durch die direkten und indirekten Folgen des Alkohol- und Tabakkonsums zu Schaden. Doch was sind die Konsequenzen? Wiederum diegleichen Politiker klagen gegen ein EU-weites Verbot von Tabakwerbung und können sich nicht auf einen angemessenen Jugendschutz beim Verkauf von Alkohol an Jugendliche einigen...
Ihre eigene Senderfamilie überträgt regelmäßig mit "großem Trara" Veranstaltungen aus dem Boxsport. Ein Sport, bei dem Gewalt das einzige Mittel zum Erringen des Sieges ist, und derjenige belohnt wird, der seinen Gegner möglichst brutal vorzeitig zu Boden schickt, also genau das, was Sie an den "Killerspielen" so sehr verteufeln. Aber im Gegensatz zu diesen Spielen, führen Boxkämpfe zu echten Verletzungen bei echten Menschen, wie der gescheiterte Comeback-Kampf von Axel Schulz oder der sogar von der ARD übertragene Weltmeisterschaftskampf im Mittelgewicht Abraham gegen Miranda - ein Kampf der als einer der blutigsten in der jüngeren Boxsportgeschichte gilt - erst kürzlich wieder gezeigt haben. Selbst belegte Todesfälle in direkter Folge von Boxsportverletzungen sind bekannt. Wo bleibt Ihre Forderung nach einem Verbot derartiger Veranstaltungen oder wenigstens der Ausstrahlung im Fernsehen?

All das trifft aber bei Computerspielen nicht zu. Es werden keine Menschen verletzt, es fließt noch nicht einmal echtes Blut. - Ganz im Gegenteil, es wird auf spielerische Weise der Umgang mit dem Computer trainiert und neue Technologien ausprobiert und entwickelt, die dann auch in anderen Bereichen, zum Beispiel der Telekommunikation eingesetzt werden. So ist beispielsweise, das sich zunehmender Beliebtheit und Verbreitung erfreuende Telefonieren über das Internet ("Voice over IP" - VoIP) eine Technik, die sich aus dem bei den von ihnen verdammten Clanspielen verwendeten "Voicechat" entwickelt hat. Und es sind gerade auch die Impulse, die von der Computerspielindustrie gesetzt werden, die zu immer neuen Entwicklungen im Hardwarebereich führen, und damit auch maßgeblich für Umsätze und Arbeitsplätze in Herstellung und Vertrieb dieser Produkte sorgen. Sie jedoch versuchen in Ihrem Beitrag anhand von falschen und irreführenden Behauptungen eine allgemeine Gefährdung durch Computerspiele zu konstruieren, und unterstützen so ein unangemessenes Gesetz zum kompletten Herstellungs- und Handelsverbot dieser Spiele. Dabei beruht selbst das von Ihnen als besonders gemein und brutal dargestellte Deathmatch - bei dem es sich lediglich um einen von vielen möglichen Spielmodi handelt - auf einer Variante eines altbekannten Spielprinzips, wie es auch bei Brettspielen wie Dame und Mühle oder bei Ballspielen wie dem Zweivölker- beziehungsweise Brennball zum Einsatz kommt. Wollen Sie diese Spiele in Zukunft auch verbieten? Und wenn Sie dann schon dabei sind vielleicht auch noch andere Kinderspiele wie "Räuber und Gendarm" oder "Cowboy und Indianer" - immerhin gibt es nichts Brutaleres als wenn ein Kind ein anderes an einen Marterpfahl fesselt? Denn genau das sind Computerspiele - Übertragungen bekannter (Kinder)Spiele in eine virtuelle Welt, aufbereitet für "ältere" Menschen in Form einer Art "interaktiver Kinofilme". Trotzdem propagieren Sie mit Ihrem Beitrag ein generelles Verbot eines eigentlich legitimen und harmlosen Freizeitspaßes nach dem Gutdünken einiger Politiker.

Übrigens sehen sich neue Unterhaltungs- und Kommunikationsformen seit jeher solchen Anfeindungen ausgesetzt. Ob das nun die Oper, bestimmte Theateraufführungen, die Telegraphie, das Telefon, das Kino, das Radio, das Fernsehen, selbst Bücher und Gemälde (z.B. unter dem Stichwort "entartete Kunst"), Comicbücher, Rockmusik oder die Videotechnologie waren. Wobei es auch gerade diese Kunstformen und Technologien sind, die die Welt kleiner werden ließen und zunehmende internationale Verständigung ermöglichen. Das gilt auch und in besonderem Maße für Computerspiele, denn entgegen den unsinnigen Behauptungen Ihres Herrn Weingarten treffen sich Spieler der unterschiedlichsten Nationalitäten auf internationalen Servern und treten in einen gegenseitigen Wettstreit, kommunizieren, haben gemeinsam Spaß, lernen sich kennen und organisieren Clans und sogar gelegentliche Treffen. Es gibt auch bereits sehr aktive nationale und internationale Ligen, in denen Spieler in friedlichem - und im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten sogar gewaltfreiem - Wettbewerb gegeneinander antreten. Aber Sie unterstützen ein Verbot, nur weil es unter diesen allein in Deutschland in die Millionen zählenden Computerspielern einige Chaoten gibt, die nicht von überholtem Gedankengut lassen können oder in übertriebenen Maße gewaltbereit sind?! Die gibt es allerdings auch in jeder anderen genügend großen gesellschaftlichen Gruppierung.

Leider gehe ich nicht davon aus, dass derartige Argumente bei Ihnen zu irgendeiner Einsicht führen, da Sie das Thema offenbar aussitzen wollen und sich zwischenzeitlich sogar über den regen "Zuspruch" und das "mediale Echo" zu Ihrer Sendung freuen. Auch wenn das bedeutet, dass Sie stolz auf ein polemisches und propagandierendes Machwerk sind, das jeglichen journalistischen Anspruch vermissen lässt. - Ich fordere Sie deshalb abermals auf in Ihrer Sendung gemäß Paragraph 12 des NDR-Staatsvertrages folgende Gegendarstellung und Richtigstellung zu veröffentlichen!

...

... wird fortgesetzt ...
 
AW: Fortsetzung

... Teil 3 ...

Brief an Panorama schrieb:
...


Wortlaut:
"1. Mit Ausnahme von "GTA - San Andreas" darf keines der Spiele, aus denen Ausschnitte gezeigt wurden, an Minderjährige unter 18 Jahren verkauft werden. Dieser Verkauf ist auch nach den bestehenden Gesetzen illegal.

2. Sämtliche Spiele, aus denen Ausschnitte gezeigt worden sind, wurden in den USA entwickelt. Ein Produktionsverbot, selbst ein EU-weites, würde also nicht greifen.

3. Die gezeigten Szenen aus "GTA - San Andreas" (Blut, Kettensäge, Sex-Szene) entstammen der US-Version, die in Deutschland keine Freigabe der USK erhalten hat, und damit nicht verkauft wird.

4. Die gezeigte "Sex-Szene" aus "GTA - San Andreas" ist keine Vergewaltigung und nicht Bestandteil des regulären Spieles.

5. Die Verwendung von Nazisymbolen in "Call of Duty" oder anderen vergleichbaren Zweiter Weltkriegs-Spielen ist bereits nach den bestehenden Gesetzen illegal. Die Spiele kommen deshalb immer ohne derartige Symbole auf den deutschen Markt.

6. Es ist technisch wie verfassungsrechtlich nicht möglich den Zugang zu derartigen nur in Deutschland illegalen Spielmodifikationen zu unterbinden.

7. Es gibt keine Spiele in denen das Foltern und Vergewaltigen von andern Spielerfiguren Spielziel ist oder belohnt wird. Gäbe es derartige Spiele, wären sie auch nach bereits geltendem Recht verboten und dürften nicht oder nur unter strengen Auflagen verkauft werden - dazu zählen kein Verkauf an Minderjährige, kein Online-Verkauf, keine Werbung.

8. Bei Computerspielen geht es nie darum Menschen zu töten, sondern animierte Spielfiguren eines gegnerischen Teams durch töten zu besiegen, dies geschieht jedoch in einem fairen Wettbewerb, nach strengen Regeln. Menschen kommen dabei nicht zu Schaden.

9. Bei den zuletzt gezeigten Szenen aus dem Spiel "Doom3" wird nicht gegen menschliche Spielfiguren sondern gegen Zombies und Monster gekämpft, die ihrerseits versuchen, den Charakter des Spielers zu töten. Diese Figuren werden nicht von anderen Spielern, sondern dem Computer gesteuert, und repräsentieren somit auch keinen menschlichen Mitspieler.

10. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege dafür, dass Musik, ein Theaterstück, eine Oper, ein Film, ein Buch, ein Comic oder ein Spiel Ursache für gewalttätiges Verhalten darstellen oder die generelle Wahrnehmung von Gewalt gegen Menschen oder Tiere in verharmlosender Weise beeinflussen und so als alleinige Ursache zu Amokläufen oder anderen Gewalttaten führen."


Außerdem erwarte ich ehrlich gesagt von Ihnen, dass Sie sich von Herrn Weingarten als Computerspiel-Experten sowie seinen verfassungsrechtlich bedenklichen Forderungen distanzieren und sich zur freiheitlichen, demokratischen und rechtsstaatlichen Grundordnung unseres Landes sowie der Unabhängigkeit der Presse insbesondere des staatlich-finanzierten Rundfunks von politischer Einflussnahme und somit zu ordentlicher journalistischer Arbeit bekennen! Der Beitrag lässt daran nämlich deutliche Zweifel aufkommen, da Sie sich zum Anwalt einer unsinnigen und demagogischen Forderung einiger weniger Politiker machen, ohne diese kritisch zu hinterfragen.


Gruß
D. Krause


PS: Dieses Schreiben ist als offener Brief gedacht, ich werde es also, auch um meiner Forderung Nachdruck zu verleihen, in ihrem Forum sowie in größeren Computerspielerforen einiger mit dieser Thematik beschäftigten Zeitschriften veröffentlichen.

Falls Ihr noch nicht eingeschlafen seid oder "umgeschaltet" habt - Danke ich Euch für Eure Aufmerksamkeit....

:)


Alles wird veröffentlicht
Vassenego

PS: Sorry, dass ich es auf drei Posts aufteilen musste, aber das Forum erlaubt nur 10k Zeichen per Post. :rolleyes: ;)
 
AW: Fortsetzung

sauber. :top:

hoffentlich führt er zum erfolg. bin gespannt....
 
AW: Fortsetzung

Vassenego am 23.04.2007 00:29 schrieb:
... Teil 3 ...



Falls Ihr noch nicht eingeschlafen seid oder "umgeschaltet" habt - Danke ich Euch für Eure Aufmerksamkeit....

:)


Alles wird veröffentlicht
Vassenego

PS: Sorry, dass ich es auf drei Posts aufteilen musste, aber das Forum erlaubt nur 10k Zeichen per Post. :rolleyes: ;)
Ob die das wohl auch alles lesen werden? Jedenfalls scheinst du dich damit ziemlich auseinandergesetzt zu haben. Viel Erfolg!
 
AW: Fortsetzung

The_Final am 23.04.2007 00:44 schrieb:
Vassenego am 23.04.2007 00:29 schrieb:
... Teil 3 ...



Falls Ihr noch nicht eingeschlafen seid oder "umgeschaltet" habt - Danke ich Euch für Eure Aufmerksamkeit....

:)


Alles wird veröffentlicht
Vassenego

PS: Sorry, dass ich es auf drei Posts aufteilen musste, aber das Forum erlaubt nur 10k Zeichen per Post. :rolleyes: ;)
Ob die das wohl auch alles lesen werden? Jedenfalls scheinst du dich damit ziemlich auseinandergesetzt zu haben. Viel Erfolg!

ziemlich guter Text, wobei ich auch meine Bedenken habe, dass das ganz gelesen wird. als ich gesehen hab, wieviel Text das ist, hab ich auch kurz überlegt, ob ich mir das wirklich "antun" will.

aber ich wünsche dir , und damit auch uns, auf alle Fälle viel Erfolg dabei.

über die Erfüllung der Bildungspflicht diverser deutscher Medien in letzter Zeit sollten sich die Verantwortliche doch etwas mehr Gedanken machen anstatt einfach mit dem Strom zu schwimmen um bessere Quoten zu erhalten.
 
AW: Fortsetzung

Respekt. :top:

Da steckt vermutlich mehr und bessere Recherche dahinter, als bei dem Panorama-Bericht. Ich spiel jetzt mal Orakel und prophezeihe dir wie die Reaktion darauf ausfallen wird: Du wirst im Laufe der nächsten ein bis zwei Wochen ein Antwortschreiben darauf erhalten. Dieses Schreiben wird natürlich nicht so ausführlich sein wie deins, es wird aber definitv kein maschinell verfasster Dreizeiler. Inhaltlich wird darin in erster Linie die Berichterstattung gerechtfertigt werden. Die Vorwürfe werden zurückgewiesen, ohne diese nachvollziehbar zu entkräften. Es wird, um mal deine Worte zu benutzen, "gekonnt vermieden" explizit auf die einzelnen Punkte in deinem Brief einzugehen. Stattdessen wird um den heissen Brei geredet und der eigene Standpunkt verteidigt. Dafür werden verallgemeinernde Aussagen und vorgefertigte Phrasen verwendet. Man wird dir versichern, jede Kritik ernstzunehmen und ggf. zu überprüfen. Man wird sich für deine Mühen bedanken und dir mit freundlichen Grüssen einen schönen Tag wünschen. :)

Halt uns auf dem Laufenden und sollte eine Antwort eintrudeln sind wir natürlich alle erpicht darauf diese zu lesen. Nochmal Respekt von meiner Seite für diesen erstklassig geschriebenen Brief. :top: :]

SSA
 
AW: Fortsetzung

Guter Brief.
Bedenke aber, an wen du da geschrieben hast.
Dieser Jemand, machte einen grob fahrlässigen Fehler.
Dieser Jemand wird darauf hingewiesen.
Anstatt seinen Fehler wieder gut zu machen, steigert er diesen noch.

Also, anstatt eines ellenlangen Briefs von einem "Zuschauer" hätte es einen kurzen und knappen Brief vom Intendanten geben müssen:

"Raus"
 
AW: Fortsetzung

Schöner Text. Leider ist der von dir verfasste Brief zu lang, enthält zu wenig Rechtschreibfehler und kindisches Verhalten und ist, zu allem übel, noch strukturiert und enthält keine aggressiven Äußerungen, sondern fundierte Argumente.

Du weißt schon was damit passiert?

Der Brief wird geöffnet, die Gesichtszüge entgleiten weil dein Brief ca. vier bis fünf Seiten beinhaltet. Dann wird, wenn es gut kommt, die erste Seite gelesen, der Brief zur Seite gelegt oder sogar in den Müll geworfen. Briefe solchen Umfangs werden leider von einer Redaktion, die bestimmt mehr als einen Brief pro Tag bekommt sicherlich nicht komplett gelesen und schon garnicht wird auf die Argumente, die du hier schön aufgelistet hast, eingegangen.
 
Hi,
also auch meinen Respekt verdienst du hier. Sehr gut geschriebener Brief! Formulierungen und Recherche sind 1A! Ich habe ihn natürlich ganz gelesen, muss jedoch auch anmerken, dass die den wahrscheinlich nicht ganz lesen werden. Natürlich ist nichts überflüssig, es will alles gesagt sein. Hoffe dass du eine einigermassen brauchbare Antwort bekommst, kann mich aber mit den Bedenken auf eine konkrete Rückmeldung den anderen anschliessen.

Na viel Glück.

greetings

Snork
 
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