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offene Kritik zur PC Games, Ausgabe 07/2010

Aletheia

NPC
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11.07.2010
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Ich möchte mich hier in einem offenen Brief an die PC Games Redaktion wenden.

Ein paar Infos zu mir vorweg: Ich bin seit ca. 1994 ein treuer Leser der PC Games. Dementsprechend habe ich mittlerweile ein Alter erreicht (29), in dem ich wahrscheinlich schon gar nicht mehr der Mehrheit der Zielgruppe entspreche. Ich spiele auch nicht mehr viel, vielleicht 8 Stunden in der Woche, eher weniger, gelegentlich mal mehr. Natürlich sind im Laufe der Jahre dennoch einige Spielstunden Erfahrung zusammengekommen, und früher war ich auch deutlich aktiver bis hin zu Engagements als Spieler in einem Clan und auch jahrelang als Linux Game Server Admin hinter den Kulissen bei einem GSP.

Beruflich stehe ich als Administrator der EDV im Allgemeinen, nicht (mehr) jedoch der Spielewelt im Speziellen nah. So viel zu meiner Person und meinen Hintergründen.

Mein offener Brief äußert Kritik an einem Artikel im Speziellen, aber auch an einer Entwicklung der PC Games sowie der Computerspielewelt im Allgemeinen. Dabei nutze ich Letztgenannte vor allem, um eine Parallelentwicklung zwischen der PC Games als Zeitschrift und den Computerspielen im Allgemeinen aufzuzeigen, insofern empfinde ich sie hier als passend.

Und zum Inhalt:

Ich lese im Moment die aktuelle Ausgabe der PC Games mit dem E3-Special. Dabei finde ich in einem einzigen, nur 105 Wörter zählenden Artikel all mein Empfinden über die Situation der Computerspiele bestätigt: Oberflächliche Spiele, die ihren Fokus überwiegend auf grafische Präsentation von Action-geladenen Szenen legen, dominieren den Markt, während Spiele mit Tiefgang oder vor dem Hintergrund einer tiefgründigen Geschichte zunehmend dünner gesäht werden.

Diesen Trend laste ich persönlich hauptsächlich den Konsolen an, die in ihrer Einfachheit das Actionspiel am besten präsentieren können und beim Spielen am HD-Fernseher dem Hollywood-"verwöhnten" Spieler geradezu die Erwartung audiovisueller Perfektion schüren, während sie jedoch bisher nicht das Potential entwickeln, scheinbar auch kein Interesse daran zeigen, einem Spieler nennenswert geistigen Anspruch abzuverlangen. Stattdessen wird, wie zum Beleg für meine Sicht der Dinge, auf reißerische Elemente zurückgegriffen wie z.B. das Erschießen von mehreren Geiseln (Call of Duty: Modern Warfare 2). Es spricht den Spieler an, eben nur weil es tabubrechend und reißerisch ist - und einfacher, als sich über ein Konzept im Hintergrund des Spieles Gedanken zu machen, bei dem Handlungen des Spielers Folgen haben für den weiteren Spielverlauf. Man könnte sagen: Ein geistiges Armutszeugnis.

An sich wäre die Entwicklung auf der Konsole dem PC Spiel auch egal, wäre da nicht die Wirtschaftlichkeit von Parallel-Entwicklungen für Konsole und PC: Damit die Konsole nicht überfordert wird, wird der PC unterfordert. Spielkomplexität bleibt dabei auf der Strecke. Mann kann nur hoffen, daß die fantastisch weiten Welten von Online-MMORPGS (welche ich im Bewußtsein des Zeitfaktors lieber nicht anfasse) nicht bei einem abenteuerlichen Versuch, sie für Konsolen zugänglich zu machen, ebenfalls in diesen Sog hineingezogen werden.

Ich möchte betonen, daß dies meine Meinung ist, und es gibt wie immer löbliche Ausnahmen, und auch das ein oder andere tiefsinnige Rollenspiel mag sich auf eine Konsole verirrt haben, sie wirken jedoch m.E. nicht dem Trend entgegen. Auch bedauere ich meine Sicht der Dinge sehr und wünschte mir, es wäre anders. Ich möchte nicht so urteilen, wie ich es tue, der Markt erweckt jedoch diesen Eindruck.

Auch bei der PC Games beobachte ich eine parallele Entwicklung: Beim Lesen habe ich mich in den letzten Jahren daran gewöhnt, daß das sprachliche Niveau eines Die Siedler Reviews von Petra Fröhlich (damals Maueröder) eben nicht mehr als Ideal verfolgt wird. Man bemerkt hier und da, daß die Redakteure zu mehr fähig wären - zielgruppenorientiert wird jedoch darauf geachtet, den von den Konsolen dem geistigen Anspruch Entwöhnten nicht zu viel geistige Anstrengung zuzumuten.

Konsequent ist, daß das Wertungssystem offensichtlich angepaßt wird, was hier vor allem heißt: Die Wertungen orientieren sich am Markt. Und wenn der nichts hergibt, werden eben auch Spiele, die vor zehn Jahren verrissen worden wären, im Review gelobt. Frei nach dem Motto: "Unter den Blinden ist der Einäugige König."

Welche anspruchsvollen Inhalte haben z.B. Medal of Honor, Call of Duty oder Need for Speed jemals geschaffen? Sie sind kurzweilig und machen Spaß - das sind löbliche Eigenschaften für ein Spiel, jedoch erschöpfen sich deren Potentiale darin auch. Sie bekommen aber Wertungen auf dem Niveau von Deus Ex, Gothic und Civlization.

Und da darf man durchaus mal darüber nachdenken, wieviele Stunden Spielspaß, wieviele Stunden Fesselung und Abtauchen in eine liebevoll gestaltete Spielwelt diese Titel jeweils bieten. Der Preis pro Stunde Spielspaß liegt bei Civilization, wenn man sich auf das Spiel einläßt, bei weit unter einem Cent. Call of Duty spielt man genau einmal - und selbst da bemerkt man, daß das Spiel einfach nur unfair ständig neue Gegnger auf den Spieler hetzt (Quantität), ohne wirklich eine einzige anspruchsvolle und dabei faire Spielszene (Qualität) zu schaffen.

(Die genannten Spiele sind Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit.)

Eine Zeit lang hatte die PC Games sich diesem Konzept der Beurteilung auch verschrieben: Wieviele Stunden Spielspaß bietet ein Spiel für welches Geld? Dieser Ansatz wird m.E. jedoch nicht konsequent genug verfolgt.

Unter dem Einfluß dieser Abstumpfung der Spiele leidet auch deren Vielfalt und letztlich auch deren schlichte Anzahl. Daß die Anzahl der Spieletests immer weniger wird, dafür kann die PC Games natürlich wenig - worüber berichten, wenn es wenig zu berichten gibt? Auf der anderen Seite verschuldet die PC Games diesen Trend vielleicht mit: Wenn die "Fachpresse" selbst die dümmsten Titel in den Himmel lobt, warum sollten die Publisher irgendetwas ändern?

Da wird dem neuen Need for Speed Hot Pursuit, welches nun wirklich bis auf Detailarbeit ein absolut bekanntes Spielprinzip bietet, mit einem seitenlangen Preview gehuldigt, aber ein Titel mit wirklich Tiefgang wird - und hier kommen wir zum Stein des Anstoßes für diesen Brief - in einem Mini-Artikel abgefrühstückt: "Civilization 5 bleibt dem Geist der Serie treu. [...] Für den fünften Teil hat Fireaxis noch ein wenig an der Grafikschraube gedreht und Detailverbesserungen vorgenommen.", schreibt Christian Schlütter in seiner Strategiespielrubrik.

Dieser Mann zeigt dabei ein absolutes Unverständnis für die Civ-Serie und offenbart leider den schon oben angesprochenen Trend: Weil Spieler und scheinbar auch Redakteure sich bereits daran gewöhnt haben, daß Grafik verbessert, spielerischer Tiefgang jedoch nicht aus- sondern eher abgebaut wird, werden auch nur noch die gewohnten Verbesserungen untersucht: "Wie sieht die Grafik aus? Gibt es coole Zwischensequenzen? Haben wir 3D? Surround-Sound?" Darum geht und ging es in der Civ-Reihe jedoch nie, und eigentlich trifft dies auch auf die meisten anderen Strategiespiele zu.

Daß das gesamte Kampsystem in Civlization 5 grundlegend umgekrempelt wurde, läßt Herr Schlütter völlig außer Acht: Hexagone Felder und die Beschränkung nur einer Kampfeinheit pro Feld sind völlig neue Wege bei Civilization und fallen definitiv nicht unter "Detailverbesserungen". Das Kampfsystem wurde überhaupt noch niemals in der Serie wirklich überarbeitet.

Der Wegfall der Religionen nimmt gegenüber Civilization 4 ein ganzes Strategie-Element aus Civ 4 (wieder) heraus, und die neuen Stadtstaaten bieten bisher nicht dagewesene diplomatische Möglichkeiten. Darüber hinaus wurden alle Siegbedingungen deutlich verändert, das Verhalten der KI (über die in Actionspielen manchmal seitenweise berichter wird) einer Generalüberholung unterzogen, Fernkampeinheiten schießen über Spielfelder hinweg (das war auch in Civ3 mal der Fall), Einheiten werden bei Niederlagen nicht direkt zerstört, Städte können größer werden als in jedem anderen Teil der Serie, es gibt ein bisher nicht dagewesenes Konzept von "Social Policy" ...

Kurzum: Civ5 wird vieles anders machen, und die nicht eben kleine Community der "Möchtegern-Imperialisten" erwartet diesen Titel mit höchster Spannung. Nicht alles davon stellt eine Revolution dar, das Spielerlebnis jedoch wird sich von dem vorheriger Teile der Serie deutlich genug unterscheiden, daß es hier mit "Detailverbesserungen" nicht getan ist.

Sollten die von mir genanten Neuerungen im Spiel bereits in einem Special zu Civ5 erwähnt worden sein (meines Wissens nicht der Fall, aber ich lese nicht mehr jede Ausgabe), so hätte im Artikel darauf hingewiesen werden können. So, wie der "Artikel" (man möchte hier eher von Randnotiz sprechen) das Spiel abhandelt, wird er diesem Spiel keinesfalls gerecht. Zumal nicht in einer Zeit, in der Spiele mit Tiefgang mangels Vorhandensein in der PC Games nicht allzu häufig getestet werden können. Herr Schlütter selbst schreibt einleitend über seine Rubrik, "Strategen wurden auf der E3 kaum bedient", um dann diese seit Jahren etablierte, wahre Perle der Strategiespiele mit Ignoranz abzustrafen. Hätte man nicht gerade deswegen mehr berichten können oder müssen, eben weil es so etwas Besonderes ist?

Auch ist sein folgendes, für mich wahrlich ersponnendes Fazit ein absolut Falsches: "Anscheinend wagen sich im Schatten von R.U.S.E. und Starcraft 2 kaum Publisher an mein Lieblingsgenre." Hier ignoriert Herr Schlütter den Erscheinungstermin von Civ 5, welches im gleichen Monat wie R.U.S.E. erscheint.

Nicht einmal die Prüfsiegel-Vergabe, ein simples System für die Bewertung der vorgestellten E3-Titel, wurde korrekt angewandt: Das "starke Marke" Siegel hätte Civ 5 ohne Zweifel verdient, zumal Herr Schlütter selbst in seinem zusammenfassenden Messe-Eindruck von einer "großen Marke" spricht.

(Ende erster Teil, da mehr als 10.000 Zeichen)
 
Fortsetzung:

Jedes Genre hat seine Daseinsberechtigung, und ich möchte nicht den einen oder anderen Spielgeschmack kritisieren. Wer glücklich mit einem dreizehnten Need for Speed ist, soll es eben sein. Herr Schlütter wird hier jedoch seinem Fach als Redakteur für Strategiespiele alles andere als gerecht. Als Leser erwarte ich jedoch gerade, daß alle Genres die gleiche Aufmerksamkeit bekommen und ich eben nicht die Perlen mit der Lupe suchen muß, weil es zwar welche gibt, diese jedoch vernachlässigt werden.

Ich hoffe, daß es sich hier um einen einfachen Aussetzer Herrn Schlütters handelt. Zieht er doch in seinem Ersteindruck über R.U.S.E. selbst das Fazit, in den letzten Jahren seien vermehrt "Weichspül-Strategie-Titel" erschienen. Aber auch hier spricht er von "grauer Rundenstrategie-Vorzeit", völlig außer Acht lassend, daß Civilization eben dieses Prinzip auch heute noch erfolgreich verkörpert. Ich empfehle Herrn Schlütter, sich bei Civ 4 BTS einmal auf den Kaiser-Schwierigkeitsgrad hochzuarbeiten. Er dürfte wochenlang in der Redaktion fehlen.

Für den zweifellos in der PC Games erscheinenen Test von Civlization 5 wünsche ich mir einen anderen Tester als Herrn Schlütter: Mit der Abstufung von rundenbasierter Strategie zur "Vorzeit" trotz der Präsenz der Civ-Reihe, seiner Ignoranz gegenüber dem Erscheinungstermin von Civ 5 und der oberflächlichen und aufgezeigt falschen Beurteilung der Neuerungen des Titels in diesem kurzen Abriß offenbart Herr Schlütter mangelndes Interesse an diesem Spiel. Diese Verhaltensweise ist nicht berufsgerecht professionell und schürt in mir die Furcht, daß ein Civ 5 Test von ihm dem Spiel und den Entiwcklern dahinter nicht gerecht würde.

Wünschen würde ich mir, wenn es irgendwie möglich ist, daß Frau Fröhlich selbst diesen einen Test in die Hände nimmt - auch wenn sie als Chefredakteurin (ein Aufstieg, den sie verdient hat, und zu dem ich ihr nur gratulieren kann) wahrscheinlich andere Dinge zu tun haben dürfte.

Ich stehe einem Dialog mit der Redaktion der PC Games (auch mit Realnamen, dann aber per E-Mail) offen gegenüber, weise aber vorab darauf hin, daß ich durch meinen Beruf zeitlich sehr eingespannt bin und nur sporadisch hier antworten können werde. Dieses Thema lag mir nun so sehr am Herzen, daß ich meinen Unmut darüber einfach loswerden mußte.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen
Aletheia
 
Fortsetzung:

Jedes Genre hat seine Daseinsberechtigung, und ich möchte nicht den einen oder anderen Spielgeschmack kritisieren. Wer glücklich mit einem dreizehnten Need for Speed ist, soll es eben sein. Herr Schlütter wird hier jedoch seinem Fach als Redakteur für Strategiespiele alles andere als gerecht. Als Leser erwarte ich jedoch gerade, daß alle Genres die gleiche Aufmerksamkeit bekommen und ich eben nicht die Perlen mit der Lupe suchen muß, weil es zwar welche gibt, diese jedoch vernachlässigt werden.

Ich hoffe, daß es sich hier um einen einfachen Aussetzer Herrn Schlütters handelt. Zieht er doch in seinem Ersteindruck über R.U.S.E. selbst das Fazit, in den letzten Jahren seien vermehrt "Weichspül-Strategie-Titel" erschienen. Aber auch hier spricht er von "grauer Rundenstrategie-Vorzeit", völlig außer Acht lassend, daß Civilization eben dieses Prinzip auch heute noch erfolgreich verkörpert. Ich empfehle Herrn Schlütter, sich bei Civ 4 BTS einmal auf den Kaiser-Schwierigkeitsgrad hochzuarbeiten. Er dürfte wochenlang in der Redaktion fehlen.

Für den zweifellos in der PC Games erscheinenen Test von Civlization 5 wünsche ich mir einen anderen Tester als Herrn Schlütter: Mit der Abstufung von rundenbasierter Strategie zur "Vorzeit" trotz der Präsenz der Civ-Reihe, seiner Ignoranz gegenüber dem Erscheinungstermin von Civ 5 und der oberflächlichen und aufgezeigt falschen Beurteilung der Neuerungen des Titels in diesem kurzen Abriß offenbart Herr Schlütter mangelndes Interesse an diesem Spiel. Diese Verhaltensweise ist nicht berufsgerecht professionell und schürt in mir die Furcht, daß ein Civ 5 Test von ihm dem Spiel und den Entiwcklern dahinter nicht gerecht würde.

Wünschen würde ich mir, wenn es irgendwie möglich ist, daß Frau Fröhlich selbst diesen einen Test in die Hände nimmt - auch wenn sie als Chefredakteurin (ein Aufstieg, den sie verdient hat, und zu dem ich ihr nur gratulieren kann) wahrscheinlich andere Dinge zu tun haben dürfte.

Ich stehe einem Dialog mit der Redaktion der PC Games (auch mit Realnamen, dann aber per E-Mail) offen gegenüber, weise aber vorab darauf hin, daß ich durch meinen Beruf zeitlich sehr eingespannt bin und nur sporadisch hier antworten können werde. Dieses Thema lag mir nun so sehr am Herzen, daß ich meinen Unmut darüber einfach loswerden mußte.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen
Aletheia
Sehr geehrter Aletheia,

Vielen Dank für Ihre konstruktive Kritik. Ich pflichte Ihnen (das mag Sie überraschen) in vielen Punkten bei, denke aber, dass Sie sich ein wenig "in Rage geschrieben" haben. :)

Die Entwicklung der Spielebranche weg von der Tiefe und hin zum Bombast beklage ich genau so wie Sie. Ich würde ein Jagged Alliance oder History Line jederzeit gegen ein Crysis austauschen. Und trotzdem gibt es auch heute Titel, in deren Spielwelt man viele, viele Stunden versinken kann oder bei denen Intelligenz mehr gefragt ist als ein schneller Abzugsfinger. Ich nenne da nur einmal Dragon Age oder das kommende Patrizier 4.

Generell richtet sich aber natürlich sowohl die Arbeit der Publisher, als auch die der Redaktionen nach dem Interesse der Spieler. Wenn die Mehrheit der Gamer Crysis und Co. einem Civilization vorzieht, dann wird auch in diese Richtung entwickelt und berichtet. Das mag man beklagen, wie man will, es bleibt Realität.

Zu Ihrer konkreten Kritik an meinem Artikel: Wie Sie richtig erkannt haben, handelt es sich nicht um eine ausführliche Preview, sondern um eine Randnotiz im gesamten Spektrum der E3-Berichterstattung. Hier ging es nicht darum, den Titel ausführlich zu sezieren, sondern dem Leser, der vielleicht nicht so tief in der Materie ist wie Sie, einen kurzen Abriss zu geben, welchen Eindruck Civilization 5 auf der Messe gemacht hat. In einer ausführlichen Vorschau (die für die kommende Ausgabe geplant war, aber ausfallen musste, weil die Civ-5-Version, die wir da hatten, aus unerfindlichen Gründen sehr instabil war) wäre ich sicher auf Religion, Kampfsystem, Diplomatie, Stadtstaaten, KI, etc. genauer eingegangen. Doch selbst die E3-Randnotiz steht kaum etwas über die Grafik, sondern eher etwas über Langstreckenbombardements, KI, Diplomatie.

Zur Kopfzeile, in der RUSE und Starcraft 2 vorkommen: Sicherlich hätte ich hier noch Civ 5 mit aufnehmen können, das im selben Zeitraum erscheint. An der Aussage hätte sich trotzdem nichts geändert. Auf der Messe waren sehr wenige Strategietitel zu sehen. Wieder etwas, das wir sicherlich beide beklagen. :)

Das "Starke Marke"-Icon hat Civ 5 übrigens nicht bekommen, weil es sich, wie auf Seite 39 erklärt, auf Film-, Sport- oder Buchlizenzen wie Star Wars, FIFA oder Formel 1 bezieht. Titel, die die Fortsetzung einer starken Computerspiele-Reihe darstellen, bekamen in der E3-Strecke das Icon "Bewährte Qualität". Wie auch Civ 5.

In meinem Ersteindruck zu RUSE habe ich mich vielleicht ein wenig unklar ausgedrückt. Mit Runden-Strategie aus grauer Vorzeit waren Titel wie Panzer General gemeint. Natürlich hält Civ die Fahne der Runden-Strategie trotzdem noch hoch, genau wie Heroes of Might and Magic, Kings Bounty oder Disciples.

Ich denke, wir sind generell sogar auf einer Wellenlänge, was die Bewertung des Genres und der Spielewelt an sich angeht. Hoffentlich konnte ich Ihre Bedenken zerstreuen und Mehrarbeit von Kollegin Fröhlich in Form eines Civ-5-Testes abwenden. :)

Ich verbleibe mit schönen Grüßen,
Christian Schlütter
 
Sehr geehrter Herr Schlütter,

ich danke Ihnen für Ihr persönliches Antworten und rechne Ihnen gerade dies auch sehr hoch an.

Ich kann Ihnen beipflichten, daß Sie mit Ihrer Wellenlänge durchaus recht haben, und auch bei den von Ihnen genannten Spielen pflichte ich bei. Außerdem empfehlen Sie Colonization im Einkaufsführer - da zeigen Sie sogar Ihre Zuneigung zur Civ-Reihe, wie ich erst nach meinem Brief hier gelesen habe.

Ja, wir beklagen beide den Mangel an Strategiespielen. Und das mit der "starken Marke" hatte ich dann selbst zu oberflächlich gelesen - Touche! Auch ich möchte sachlich bleiben, wie Sie es hier so hervorragend zeigen, und gestehe meine Fehler ein.

Zugegeben, ich habe die PC Games dann auch mit erhöhter Aufmerksamkeit und auf der Suche nach Ihrem Namen als Verfasser durchstöbert. Ich kann Ihnen also versichern, daß ich Ihr Magazin aufmerksam lese und es immer noch als lohnenswert empfinde (nur mittlerweile am Kiosk nach Inhalt entscheide, daher nicht mehr jede Ausgabe lese).

Und ich gestehe, Ihren RUSE Artikel in der Tat genossen zu haben, und empfinde ihn als gut und ausführlich geschilderten Eindruck vom Spiel. Den finalen Testbericht erwarte ich mit Freuden.

Die Rage, in die ich mich geschrieben hätte, ist so eine Sache: Meine Kritik war erst knapper formuliert, und am Ende führte ich gerade den Aspekt über das Niveau in den Spielen weiter aus. Sie haben insofern recht (Erfahrung als Redaktuer, ich ziehe den Hut...), und genau in dem Teil stimmen Sie mir ja sogar zu - geschadet hat _das_ offenbar also nicht.

Ich möchte anregen, daß Sie als Redakteure dennoch mehr Einfluß haben, als Sie Sich selbst zutrauen: Weisen Sie Ihre Leser offen und deutlich darauf hin, wenn ein neues Spiel einem durchaus älteren Vertreter in diesem und jenen Aspekt (Tiefgang, Spieldauer, Wiederspielbarkeit, also "Kosten pro Spielstunde") unterlegen ist. Sie tun das schon hier und da - ich würde mir hier jedoch mehr Konsequenz (und demnach auch Abwertung) wünschen. Streng genommen müßte auch RUSE sich an Historyline messen lassen (ich sehe ein, daß das nicht realistisch machbar wäre).

Sie haben Einfluß auf die Käufer, ergo auf den Markt, ergo auf die Publisher. Die Presse ist doch immer auch eine treibende Kraft.

Und gerade Spieler, die wie ich nur drei, vier Titel im Jahr spielen (und einen Dauerbrenner wie z.B. Civ pflegen), würden sich sicherlich über solch klare Worte freuen. Wir wählen kritischer, wofür wir unsere Zeit opfern (und bei Berufstätigen ist es das ja nun mal).

Zum konkreten Civ-Preview: Es bleibt meine Kritik an der hier mangelnden Differenzierung. Die "Detailverbesserungen" sind eben nicht nur Details. Weisen Sie doch einfach auf z.B. "viele Neuerungen" und einen ausführlicheren Bericht in der kommenden Ausgabe hin. Das wäre in dem Fall mein konkreter Verbesserungsvorschlag, und der hätte auch in die Randnotiz gepaßt. Sogar ein Verweis auf das neue Kampsystem hätte vielleicht sein können, aber ich spekuliere, und Sie sind der Redakteur.

Ich ziehe meinen Vorwurf des mangelnden (professionellen) Interesses an diesem Spiel zurück.

Ich schlage also eine Aussöhnung vor, wenn es Ihnen genügt, daß ich mich in meiner Kritik Ihres Civ-Previews auf den Vorwurf einer "unglücklichen sprachlichen Ungenauigkeit" zurückziehe. Ich bitte demnach um etwas mehr Bedacht bei der Wortwahl, wobei ich Ihnen sehr gern zugestehe, in dem Messerummel und -trubel auch einfach mal ermattet sein zu dürfen. Messen können sehr anstrengend sein...

Ich muß sagen, daß ich es dennoch bedauere, daß Frau Fröhlich sich nicht dieses Tests annehmen kann - vor allem jedoch deswegen, weil ich Ihre Testberichte immer so gern gelesen habe. Das ist freilich Geschmackssache.

Wir halten fest, daß ich den Civ5 Artikel sehr aufmerksam lesen werde - schade nur, daß ich aufgrund der Erscheinungstermine der PC Games das Spiel wahrscheinlich dann ohnehin schon gekauft habe. Gern nehme ich ein vorab gesendetes PDF unter Einwilligung in alle Verschwiegenheitsklauseln in Empfang... ;)

Sie haben nun aber auch eines erreicht: Die nächsten Ausgaben der PC Games werde ich mit Sicherheit kaufen. Zugegeben, der Stundenlohn wäre mies, wenn Sie jeden Kunden so aufwendig gewinnen müßten, aber sehen Sie es so: In 16 Jahren PC Games Lesen war dies mein erster Brief. Da "darf" ich Sie vielleicht auch einfach mal für einige Minuten in Anspruch nehmen.

Ich lade Sie gern zu einer Runde Civ4 Pitboss ein, die wir im Freundeskreis immer mal wieder starten und bei der wir ca. 1-2 Runden täglich schaffen - das ist durchaus auch eine Form des "Tiefgangs". Die nächste Partie beginnt aber vermutlich erst nach dem Civ 5 Release und könnte daher auch schon ein Civ 5 Pitboss Spiel werden - sofern es diese Option sofort bei Erscheinen geben wird. Und da hätten wir auch gleich wieder einen Punkt für den Testbericht (Multiplayer) und damit, und das freut mich selbst sehr, ein weiteres Stück Konstruktivität meinerseits. Mir liegt es fern, einfach nur nörgeln zu wollen.

Ich verbleibe mit Respekt vor Ihrer Arbeit und weiterhin

Mit freundlichen Grüßen
Aletheia


Am Ende zwei kleine, sich ergebene Randnotizen:

Zum Spiel RUSE selbst möchte ich Sie bitten, einmal auf den Aspekt der "Hektik" einzugehen: Artet es eher in ein "wer als Erster klickt, gewinnt" aus, oder bleibt genügend Zeit für den Taktik-Aspekt? Vielleicht nutzen Sie diese Frage auch als Anregung für den Test des Spiels.

Ich freue mich neben Civ5 auf das kommende Arcania: Gothic 4. Ich habe aber bereits - kritisch, wie Sie Sich denken können - zur Kenntnis genommen, daß auch dieser Titel parallel für die Konsolen entwickelt wird (laut Amazon jedenfalls). Vielleicht könnten Sie (oder einer Ihrer Kollegen, der/die das Spiel testet) im Test ein Augenmerk darauf haben, ob und inwiefern sich dieses Parallelentwicklung bei dem Spiel bemerkbar macht.
 
hallo!
möchte mal meinen ärger los werden über die bei gelegten DVD s. es kann doch nicht sein dass bei der extended
version alle 3 dvd s so gut wie nicht laufen (auf 5 laufwerken getestet). ich kann die dvd ja evtl einschicken und austauchen lassen, aber wenn ich ein magazin kaufe, will ich die dvd s nicht eine woche später ansehen.
leider ist das nicht das erste mal!!
 
um ehrlich zu sein, erwarte ich von einem fast 30 jährigen eine etwas differenziertere art der betrachtung. dein sehr langer beitrag lässt sich reduzieren auf: "konsolen schaden dem pc und sind nur was für anspruchslose idioten" - das ist schon ein bisschen sehr simpel gedacht (und -nebenbei bemerkt -natürlich vollkommener unsinn).
 
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