Es ist erschreckend immer wieder mit ansehen zu müssen, wie leichtfertig Menschen ihre Persönlichkeitsrechte wegwerfen, für die in der Vergangenheit hart gekämpft werden musste.
STEAM ist einer der ersten unverschämten Schritte die Privatsphäre von Konsumenten - und somit zwangsläufig aller Personen - aufzuheben.
Als unabhängige Vertriebsplattform mag STEAM akzeptabel sein, für mehr aber auch nicht. STEAM nimmt sich das Recht heraus ungefragt (private) Daten abzufragen und zwingt den Nutzer, der durch STEAM genötigt wurde dritt Software zu installieren, sich womöglich überwachen zu lassen unter dem Deckmantel der Bekämpfung von Raubkopierern; was jedoch augenscheinlich versagt hat (man sehe sich nur einmal an, wie viele illegale Versionen von HL² kurz nach erscheinen schon verfügbar waren).
Wäre STEAM nur eine Vertriebsplattform die ähnlich amazon.de, OTTO Versand u.ä. bei der Datenverarbeitung strukturiert und nach erhalt des erworbenen Produktes ohne Nachteile entfernt werden könnte, gäbe es kaum zu kritisieren. Wie man aber auch hier schon lesen konnte, ist dem nicht so.
Ebenso ist erschreckend, wie kurzsichtig oder naiv viele Befürworter von STEAM und ähnlichen Mechanismen sind. Wäre STEAM eine einmalige Erscheinung, wäre STEAM kein Problem. Man akzeptiert die Bedingungen oder nutzt entsprechende Produkte einfach nicht.
STEAM ist jedoch keine einmalige Erscheinung und macht sogar Schule! Hier verweise ich nur einmal grob auf EARTH 2160, welches eine andere aber ebenso überaus bedenkliche Form bei der Vermarktung gewählt hat (u.a. erfordern Installationen auf unterschiedlichen Rechnern oder dem selben mit neuer Hardware eine erneute Registrierung, ab der dritten
muss man einen
Grund angeben, warum man das Spiel installieren möchte).
Wenn man dann auch noch so überaus dumme Kommentare wie von Herrn Thomas Weiss in allgemein, auch und besonders für Kinder, zugänglichen Medien wie der PC Games liest bzgl. Datenschutz und besonders Datenschutz in interaktiven Medien kann man eigentlich nur noch mit fassungslosem Entsetzen reagieren.
Ich Zitiere:
Thomas Weiss schrieb:
[...] Sherlock Holmes startet einen Packet Dumper, [...]. Das Programm protokolliert Daten die zwischen Rechner und Internet hin- und hergehen. Und siehe da, ein ganzer Informationsschwall wird beim Starten von SWAT 4 an einen Server der Firma Massive gesendet: Wann man spielt, wie die Gamer-ID lautet, wie lange man die Werbeplakate betrachtet, aus welcher Entfernung und aus welchem Winkel. Es ist die totale Überwachung, [...].
Sherlock Holmes macht die Ergebnisse öffentlich, [...], schnell sind die meisten News-Seiten gefüllt mit diesem Skandal. Darunter Kommentare der Leser, alles von "Mit mir nicht!!!" bis "So eine riesige Schweinerei!!!". Man regt sich eben gerne auf, wenn einem sonst jegliche Sensation fehlt.
Wenige fragen: Wem tut es weh, dass Daten gesammelt werden? Sehen Sie's doch mal positiv: Wenn die Werbung in Computerspielen zum Mainstream wird, dann sinken vielleicht die Preise. Ich persönlich halte das ganze ja so: Ihr könnt mein Bankkonto ausspionieren, meine Tagebücher lesen, es ist mir alles egal, solange Jamba-Küken Sweety in den Ladepausen keine Klingeltöne zu verkaufen versucht.
Als ich diese Aussage das erste mal gelesen hatte, war ich drauf und dran mein Abo bei der PC Games zu kündigen.
Nicht nur, dass Herr Weiss erschreckende Ansichten über den Datenschutz aufweist, hat er zusätzlich die ganze Problematik der Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch die Wirtschaft ins lächerliche gezogen, indem er die Autoren des ursprünglichen Artikels über die Daten-Spionage bei SWAT 4 mit Titeln wie "Sherlock Holmes" m.A. nach beleidigt und das Thema an sich mit respektlosen Äußerungen wie "Man regt sich eben gerne auf, wenn einem sonst jegliche Sensation fehlt" denunziert.
Von den ganzen Lemmingen die ihm wohl folgen mögen möchte ich gar nicht erst anfangen.
Es mag ja für Herrn Weiss o.k. sein, wenn alle Welt über seine Kontobewegungen informiert ist, seine religiösen und politischen Ansichten, geheimsten Wünsche, Ängste (siehe Äußerung über „Tagebücher“), uvm. kennt.
Ich für meinen Teil möchte aber nicht, dass jeder alles über mich wissen kann oder könnte.
Aber es ist doch schön zu sehen, dass Herr Weiss mögliche soziale, wirtschaftliche und andere in einer Gesellschaft möglichen Repressalien nicht fürchtet.
Das Bundesdatenschutzgesetz und unsere Verfassung (hier explizit u.a. Art. 10 und 13 GG) sind immerhin nicht ohne Grund geschaffen worden.
Wenn man jetzt anfängt solche und ähnliche Methoden zu fördern, kann man sicher sein, dass in Zukunft allen Produkten ein derartiges System zugrunde liegen wird.
Dann werden sich wenigstens Herr Weiss und die STEAM-Freunde freuen, wenn sie ihren Lebenslauf angeben und einen intimen Fragebogen ausfüllen dürfen, wenn sie im Supermarkt ein Stück Butter kaufen möchten.
Immerhin haben sie dann die Hoffnung, dass ihr erworbenes Produkt in einem kapitalistischen auf Gewinn Maximierung ausgelegten System billiger wird. *lach*
Hmm... wenn ich jetzt so auf die eigentliche News schaue, bin ich wohl einwenig off-topic.
Aber es kann doch wohl nicht angehen, dass anscheinend so viele Leute auf der Welt kein Problem hinter STEAM u.ä. sehen.
Es würde mich freuen, wenn ihr über das was ich hier angerissen habe kurz nachdenkt und nicht gleich los flamed. Immerhin ist dies ein überaus ernstes Thema was das Leben von uns allen beeinflussen kann. Und das nicht unbedingt zum positiven... .
Gruß
R4CC00n