AW: News - Half-Life 2: Vertonung & Zensur
Hmm, also wenn man diese inzwischen zum Gähnen animierende Diskussion (Computerspiele und Gewalt) in den Medien verfolgt und sein von Computerspielen anscheinend gegrilltes Gehirn mit den noch wenig verbliebenden Synapsen mal tüchtig anstrengt (sprich: man schaut in seinen von der Natur abgelassenen Quellcode), dann kommt einem irgendwann der Gedanke hoch, dass es weder um Gewaltverherrlichung, noch um das Blut an sich, noch um perfide Gemeinheit geht, noch um Agressionsabbau, um Tötungsabsichten, noch um sonstwas.
Es geht bei mir beispielsweise schlicht darum, dass ich für ein paar Stunden aus dem Alltag abtauchen will, in die Tiefen einer anderen Welt, in die Geschehnisse einer fiktiven Realität, in der ich einfach mal was anderes sein kann, als der pixelschubsende Agenturpubser.
Jugendschutz hin oder her, die Jugend wird nunmal am besten dadurch geschützt, dass sich die Eltern für sie Zeit nehmen und keine Kinder in die Welt setzen, wenn der nötige Background fehlt. Doch selbst dann ist es - wie ein paar Beispiele aus meiner eigenen Bekanntschaft zeigen - nicht unbedingt eine Sache von Geld oder Sozialstatus. Es ist schlicht das Bemühen der Eltern von Erziehung und gutem Beispiel und natürlich: viel Liebe.
Wenn jemand 21 ist (18 halte ich für zu jung, subjektive Meinung), soll er selber entscheiden, ob er damit klar kommt, oder nicht und hier ist Zensur völlig fehl am Platz. Im Internet kann sich jeder 12-Jährige Dinge ansehen, dass es einem Ottonormalbürger die Galle hochtreiben würde - hier kann eh keiner Zensur üben. Viel wichtiger ist ein kontextsensitiver Umgang mit Gewalt, sprich: Spiele, die mit Gewalt eher schlecht als recht zu gewinnen sind und die konsequente Ablehnung von Gewalt in jeder Hinsicht für Jugendliche, die eben noch nicht soviel nachgedacht haben.
Davon abgesehen, und das führt wieder zurück zum Thema, will ich in eine Welt eintauchen. Und das kann ich nicht, wenn da nicht alles so passiert, wie es mein armes Hirn nunmal als real einstuft. Sprich: wenn ich auf jemanden schiesse, dann gibts ein Einschussloch, ein Austrittsloch, Geschrei und Blut. Nicht weil ich gewaltgeil bin, sondern weil ich will, dass die Atmosphäre im Spiel realistisch ist. Wenn ich keine Gewalt will, spiele ich Formel 1 oder ein lustiges Brettspiel, oder sonstwas.
Wissenschaftler und Soziologen, die von einem Computerspiel, in dem Gewalt realistisch dargestellt wird, auf eine erzieherische und damit animierende Gewaltbereitschaft für den jeweiligen Spieler schliessen, sollten den Taxiführerschein machen. Mir fällt da nur der gute Slogan "Amokläufer konsumieren vor ihrem Amoklauf Brot - verbietet Brot" ein, der treffend ausdrückt, wie schwachsinnig solche fadenscheinigen Diskussionen sind, die nur davon ablenken, wo die wirklichen Probleme sitzen.
Siehe dazu bitte einfach das Niveau im Fernsehen oder diverse Unterrichtsmethoden in ganz Deutschland. Ich muss immer lachen, wenn die Politiker aufzeigen, dass "PISA ja ganz deutlich zeigt, wie dumm unsere Jugend ist". Tja, danke liebe Politiker, dass ihr euch "so anstrengt", was dagegen zu unternehmen. Aber mit dem Verbot oder der Zensur von Computerspielen ist "sicherlich" ein "Riesenschritt" getan, hin zur besseren, christlicheren Welt.
Bis zu einem gewissen Alter sollte man Gewaltspiele (ob nun verherrlichend oder nicht) wirklich nicht gerade in Supermärkten verkaufen und ich finde es auch gut, wenn die Gesellschaft etwas dagegen unternimmt, dass soetwas möglich ist (kein 12-Jähriger sollte den ganzen Tag Doom spielen, da gibt es wahrlich bessere Beschäftigungen in dem Alter).
Die Frage ist und bleibt aber, ob man einem mündigen Bürger verwehren sollte, dass er eine Atmosphäre erlebt. Privat Ryan ist auch nicht gerade ein Zuckerschlecken, aber es zeigt sehr wohl, dass Krieg eben nicht nett ist und dass es auch nicht fein ist, wenn man jemandem Kugeln in den Bauch schiesst, weil der dann nach seiner Mamma schreit obwohl er erwachsen ist und einfach vor seinen Freunden seine Lungen aushustet und verblutet, bzw. von seinen Freunden getötet werden muss, damit er nicht leidet wie ein abgestochenes Schwein. Gewaltverherrlichung? Oder doch eher eine Situation zum Nachdenken (die ich meinen Kinder sicherlich nicht aufbürden würde, bis sie erwachsen sind)?
Es ist und bleibt eben fadenscheiniges Herumgerede um den heissen Brei. Ich weiss nicht, was ich machen muss, damit sowas wie in Erfurt nicht passiert, also schiebe ich mal irgendwas vor, damit die Bürger die Klappe halten und mich in Ruhe lassen. Brot und Spiele, nur im eher konträren Sinne.
Also, dann bis zum Erscheinungstermin von Half-Life 2, wo wir alle zwei Wochen später dann mit dem Maschinengewehr durch Deutschland rennen und uns an einem hemmungslosen Blutbad erfreuen.