AW: News - Activision:
Wir sollte man sich den Text zwei- oder dreimal durchlesen, er ist vllt. etwas kompliziert verfasst und die richtige Aussage mag sich einem nicht sofort erschließen: aber der Mann hat Recht. So leid es mir tut.
Finde ich nicht - jedenfalls nicht in dieser allumfassenden Aussagekraft.
Schauen wir doch einmal genauer hin:
Activisions Finanzchef Thomas Tippl [...] wirft Entwicklern, die von einer „erschöpften Marke“ sprechen, fehlende Kreativität vor. Einem Hersteller drohe der Wegfall der Fanbasis, wenn gute Franchises nicht kreativ und innovativ weiterentwickelt werden.
Es gibt immer einen Grund, warum Fans
gerade dieses Spiel spielen und nicht eins der Konkurrenzprodukte.
Etwas, was dieses Spiel einzigartig oder besser macht.
Je nach Spielkonzept kann es auch sein, daß es gerade das Reduzieren des Spielprinzips auf das Nötigste ist, was den Reiz ausmacht.
Und so ist es
sehr wahrscheinlich, daß bei 10jährigem "Innovation ins Spiel pumpen" das Gameplay des neuesten Teiles
nichts mehr mit dem ursprünglichen Spielgefühl zu tun hat.
Es ist also durchaus möglich (und wahrscheinlich), daß man den Punkt erreicht, an dem man keine weitere Innovtion ins Spiel bringen kann, ohne das besondere des Spiels zu zerstören und damit einen Teil oder schlimmstenfalls die gesamte Fanbase zu verlieren - sprich: daß die "Marke erschöpft" ist.
Und ebenso möglich ist es (und im Rahmen eines 10Jahres Franchise auch sehr wahrscheinlich), daß ein Franchise abstirbt, weil
zuviele Innovationen ins Spiel gebracht wurden.
„Wenn die Menschen mich fragen, wie wir nur ein weiteres Call of Duty machen können, erzähle ich von meinem alten Arbeitgeber: Seit 35 Jahren wirbt Procter & Gamble für das Waschmittel Tide, welches ein weißes T-Shirt immer weißer machen kann“,...
Blödsinniger Vergleich.
Was hat sich denn in den vergangenen 35 Jahren am Bedürfnis des Konsumenten beim Waschen geändert?
Richtig:
Nix, die Wäsche soll immer noch strahlend sauber werden, alles ist
genau so wie vor 35 Jahren auch.
Was hat sich denn in den letzten 10 Jahren im Spielebereich geändert?
- heutige Rechner können ~20 mal so viele Daten/s verarbeiten(CPU Taktung)
- Auf modernen Datenträgern ist wesentlich mehr Platz für Tutorials, Sprachausgabe, Zwischensequenzen, ...
- Online spielen und DSL Flatrates sind wesentlich weiter verbreitet
- die Internetverbindungen können zusätzlich zu den Spieldaten direkte Kommunikation per TeamSpeak ermöglichen
- Achievements
- man kann von außerhalb des Spieles ins Spiel eingreifen (Aktionshaus Gebote in WoW per Handy erstellen)
- Es können RSS Feeds über Spieler und den Fortschritt abgerufen werden
- ... <zig Sachen, die man hier ebenfalls auflisten könnte>
Natürlich kann man heute genauso wie 1990 "
Verblüffende, hochauflösende 3D Landschaften" versprechen - für den jeweiligen Grafikblender #1 trifft das ja auch zu.
Und natürlich sitzt (
oder steht ) man auch immer noch vor dem Bildschirm wie anno dunnemals, dennoch befinden sich die Erwartungen an das Gameplay in stetigem Wandel.
Ein Spiel von vor 10 Jahren kann man heutzutage fast nur noch mit Nostalgiebrille spielen - und das meine ich jetzt ausdrücklich
nicht auf die Grafik bezogen, sondern auf das Gameplay.
Natürlich wurde das Gameplay durch Innovationen derart geändert - aber diese Innovationen kommen nicht alle aus
ein und dem selben Franchise.
Man stelle sich eine Spieleserie vor, in der man im ersten Teil einen Schleichshooter spielt, und in den folgenden Teilen plötzlich Bullet Time zur Verfügung hat; größtenteils Autorennen durch die Stadt fährt; nur im Onlinemodus als Gruppe in klassischer Tank/Schaden/Heilung Aufteilung spielt und im neuesten Teil einen kompletten Wirtschaftskreislauf aufbauen soll.
Hat's bestimmt noch nie gegeben: einen Schleichschooter mit Wirtschaftssimulation: 10/10 Innovationspunkten; aber das ursprüngliche Spielprinzip dürfte dann tot sein (und damit auch keine konsequente Fanbase mehr da sein).
„Ihr erzählt mir, dass wir – mit all unseren Möglichkeiten, der Technik, dem Content, den unterschiedlichen Stories und Charakteren, die wir entwickeln können – keinen Franchise für 10 Jahre mit Innovationen ausstatten können?“ Sollte dies so sein, sagt Tippl, mache Activision seinen Job falsch.
Doch sicher kann man Innovation um Innovation in eine Spielemarke reinpumpen - bloß:
a) zerstört man bei zuviel Innovation die Kernidee der Spielereihe
b) kann man die Ideen doch genausogut für ein neues Spiel verwenden und dort diese Idee optimieren, statt sie um jeden Preis an ein vorgegebenes Spiel zu koppeln
- siehe zB Portal: als einzelstehendes Spiel enorm erfolgreich; hätte man die Portaltechnik nur als zusätzliche Innovation für die Half-Life 2 Episode(n) verwendet, wäre die Grundidee verwässert worden.
"Weil wir es können" war übrigens noch nie ein besonders guter Grund ...