"Es stellt sich aber die begründete Frage, wie die Situation denn aussieht, wenn nicht Rezo mit seiner Meinung 12 Millionen Menschen erreicht, sondern beispielsweise ein rechtsradikaler Demagoge."
Nö.
Ich sehe überhaupt keinen Raum für eine solche Diskussion.
Auch den rechtsradikalen Demagogen müssen wir tolerieren. Eine Demokratie muss das aushalten!
Nein, ein Wunder ist es ganz sicher nicht. Denn nichts lässt sich in der Politik besser instrumentalisieren als Angst.
Die AfD schürt die Angst vor allem Andersartigen, die etablierten Parteien schüren die Angst vor der AfD, und der gemeine Bürger denkt mittlerweile sowieso, dass alles den Bach runter geht.
Die AfD hat in Deutschland nicht den Weg für irgendwas geebnet, sie ist vielmehr ein Resultat eines internationalen Linksrucks in Presse, Politik und Kultur. Dieser Linksruck wird aber so nicht von der ganzen Bevölkerung mitgetragen, also ist die AfD ein überaus logisches Resultat.
Wovor die Leute wirklich Angst haben sollten, ist eine Beschneidung der freien Meinungsäußerung. Zum einen, weil wir dann weniger offene und ehrliche Debatten führen werden, und zum anderen , weil genau solche Verbote einer Partei wie der AfD Auftrieb geben werden. Die AfD lebt quasi von der Opferrolle, denn daraus kann sie hervorragend ihren Opfermythos stricken, wodurch die Anhänger sich immer mehr mit der Partei solidarisieren.
Ein internationaler Linksruck in Presse, Politik und Kultur?
Gegen jede linke Strömung wurde und wird mit allen Mitteln vorgegangen. Ganz trauriges Beispiel ist der Umgang mit Syriza in Griechenland. Eine demokratisch gewählte Partei von internationaler Politik und Presse weggebissen. Die Politik hat ihr alle Handlungsrechte abgesprochen und dem Land faktisch die Souveränität entzogen. Insbesondere die deutsche Presse hat Syriza und die griechische Bevölkerung in Grund und Boden geschrieben. Der Gipfel war Varoufakis Stinkefinger-Fall bei Günter Jauch, wo versucht wurde, Rufmord zu betreiben. Nicht ein einziges Leitmedium hat Varoufakis verteidigt, obwohl die Manipulation der Redaktion peinlich und billig war.
Dann der Umgang mit Podemos. Hat die deutsche Presse ebenfalls verteufelt. Der Umgang mit der 5 Sterne Bewegung. Verteufelt. Hast du in den letzten Monaten mal Berichte über Portugal gehört? Also das eine Land, in dem linke Politik betrieben wird und dem von Rechter Politik verordneten Sparkurs eine Abfur erteilt wurde? Welches auf mysteriöser Weise die Finanzkrise mit am besten überstanden hat?
Nein. Einen Linksruck in Presse und Politik erkenne ich nirgends. Bei der Kultur ließe sich streiten aber die ist ein viel zu umfassender Begriff.
Die AFD ähnelt den Linken Parteien in einem wichtigen Punkt: Der Analyse unserer Probleme. Nicht das die Analyse stets richtig wäre. Doch weigern sich die etablierten Parteien eine Analyse zu betreiben.
Viele Punkte in Rezos Video greift eben auch die AFD auf. Nur (er)findet sie andere Ursachen als Rezo und die linken Parteien.
Da linke Strömungen fleißig verteufelt werden (und sich die Linke intern selbst zerlegt), muss man sich nicht wundern, wenn die Leute bei der AFD Gehör für ihre Probleme finden. Mit der Instrumentalisierung von Angst punktete die AFD, keine Frage. Doch ich sehe ihre erschreckende Stärke viel eher in ihrer Fähigkeit, sich als vermeintliche Alternative zu präsentieren UND als Ventil, um gegen die etablierten Parteien zu protestieren.
Solange die etablierten Parteien alleine nur die Analyse scheuen, wird die AFD so schnell nicht weichen.