So, mit deutlichem Abstand folgt jetzt auch mein Testeindruck.
Kann man das neue Lords of the Fallen empfehlen? Kurz: Ja, wer Dark Souls, Bloodborne und co mochte, sollte unbedingt reinschauen! Ich hab das Spiel auf der PS5 gespielt und hatte Stand Anfang Dezember keine (kaum) technischen Probleme, in der Hinsicht Entwarnung. Wie siehts sonst aus?
Die Pros:
Lords of the Fallen fühlt sich wie ein Dark Souls 4 an. Die Steuerung ist flüssig, präzise und direkt. Waffen, Gadgets, Menüs und Movement Set sind sofort vertraut, im positiven Sinne. Auch die in den Gebieten verteilten Gegner und Bosse könnten Problemlos aus den genannten From Software-Spielen stammen, was erst einmal positiv gemeint ist - die alte Dark Souls-Rezeptur hat nichts von ihrem Reiz eingebüßt, im Gegenteil: Sie macht einen ordentlichen optischen Sprung! Vor allem die Beleuchtung und die tollen atmosphärischen Nebel- und Raucheffekte sorgen für echtes Next-Gen feeling, was wegen der eher durchschnittlichen Texturen und der kontrastarmen Tristesse der Umgebung auf Screenshots nur unzureichend zur Geltung kommt - in Bewegung und auf großem Bildschirm weiß das Spiel aber definitiv zu beeindrucken.
So ganz bei Dark Souls in schön belassen es die Entwickler aber doch nicht, die angepackten Stellschrauben überzeugen grundsätzlich: Da wäre zunächst einmal die Parallelwelt Umbral, zu der man nahtlos springen kann und durch die sich manchmal neue Passagen in der "echten" Welt öffnen lassen. Umbral erweitert so vor allem den Erkundungs-Aspekt des Spieles, statt vertikales Mapdesign eben multidimensionales Mapdesign - auch cool. Die Erkundungs-Abschnitte, also die Wege zwischen den Lampen, wurden im Vergleich zu Dark Souls (und erst Recht Elden Ring) erhöht und wirken, gerade im Zusammenspiel mit der Umbral-Ebene, fordernder. Das Leveldesign ist oft verwirrend angelegt, auf den längeren Abschnitten kommen zudem auch mehr Gegner zusammen. Das mag nicht jedem gefallen, ich habe mir so etwas allerdings schon lange gewünscht und ich finde den Ansatz von Lords of the Fallen ziemlich perfekt getroffen! Die 18 (?) Bosse waren abwechslungsreich und mal mehr, mal weniger fordernd & kreativ. Insgesamt ist das Spiel eines der leichteren Soulslike (leichter, nicht leicht!), zudem mit ordentlichem Umfang: Ich habe etwas über 50 Stunden bis zum Abspann gebraucht.
Klingt ja großartig. Gibt es ein aber?
Ein kleines. Lords of the Fallen fühlt sich eben wie Dark Souls 4 an Von den Waffen über das Movement zum Artdesign bis hin zu Charakterwerten, Menüs und Sounddesign ("Viel Glockengebimmel, das war immer dabei! Mach viel Glockengebimmel rein, so alt und klösterlich!!") wirkt wirklich alles ein Tick
zu vertraut. Burg, dunkle Burg, Sumpf, Dorf mit Mühle, außen an der Mauer/Felswand entlang, durch die Katakomben..das inhaltsleere/mysteriöse Gebrabbel der Questgeber, aus dem eh niemand ohne Guide die eigentliche Questaufgabe herauslesen kann; aufstehende Trick-Truhen, die einen vernaschen wollen. Es ist alles da, es ist alles perfekt umgesetzt. Aber die Parallelwelt Umbral alleine mag Soulslike-Veteranen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie das alles jetzt schon oft gesehen haben. Mehr Mut und Eigenständigkeit hätte Lords of the Fallen vielleicht gut getan.
Gut getan hätten dem Spiel auch eine größere Auswahl an Gegnern. Dafür, dass die Gebiete größer wirken und man auch noch immer wieder Zeit in Umbral verbringt, setzt Lords of the Fallen auf ein Arsenal an Mobs, dass zwar grundsätzlich ordentlich ist, sich am Ende aber zu häufig wiederholt (Dass das Spiel einige der Bosse in Mini-Form als spätere Mobs bringt, verdient immerhin Anerkennung!). Wenn man die Abschnitte zwischen den Bossen 30% größer macht, braucht man nicht nur 30% mehr Mobs, man braucht auch 30% neue, andere Mobs - das mag die banale Erkenntnis des Spiels sein. Ein wirklich störender Nachteil ist es aber nicht. Dafür qualifiziert sich schon eher die Kamera, genauer gesagt, der Lock-On Mechanismus. Dieser schaltet sich nämlich gefühlt zu häufig auf die falschen Gegner auf. Könnte man jetzt einfach manuell durch die Gegner tappen, wäre das noch verschmerzbar. Zumindest auf der Playstation funktionierte aber auch das häufiger nicht. Falscher Lock-on->fehlerhafter Tap-Versuch->Lock-Off->Nochmal Lock-On->Jetzt kann der Kampf beginnen - das ist zu viel für ein Spiel, dass vom Spieler Präzision erwartet. Man lernt, sich damit zu arrangieren und eventuell wird hier noch ein Patch helfen.
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Das klingt aber alles dramatischer, als es ist - Ich wurde von dem Spiel positiv überrascht und kann es empfehlen. Ich mag die From Software Spiele, die meisten Kopien dagegen mochte ich nicht, weil sie sich irgendwie nie ganz richtig anfühlen. Hier fühlt sich dagegen alles richtig an, die perfekte Kopie, mehr vom Alten, aber in neuem Gewand. Für mich seit Elden Ring die beste Reise in ein Soulslike und auch (vielleicht sogar gerade!) Spielern, die bisher noch einen Bogen um das Genre gemacht haben und nach einem guten Einstiegstitel suchen, zu empfehlen. Ob das dann etwas für einen ist, findet man nach spätestens einer Stunde beim ersten echten Boss, Pieta, heraus