aph am 02.12.2005 11:37 schrieb:
archwizard80 am 02.12.2005 11:01 schrieb:
Also ich arbeite im Bereich Hedgefonds etc. Mit 700 Mio. Investitionen sind sie auf dem deutschen Markt nicht gerade eine Riese, eher ein Investor unter vielen. 700 Mio. sind in dem Bereich, ich würde nicht sagen Peanuts, aber es ist jedenfalls nichts worüber ich mir große Sorgen machen würde. Die Manager der Fondsgesellschaften (ich kenne die Verträge) werden fast ausschließlich an der Wertentwicklung des Fonds gemessen, die Gewinnbeteiligung ist ihre Hauptverdienstquelle. Wenn der Fonds in Deutschland nun lukrative Beteiligungen laufen hat, die Gewinn bringen, werden sich die Fondsmanager hüten, diese abzustoßen. Im Übrigen gehört das Geld ja nicht den Managern, sondern den Anlegern, gegenüber denen sich die Manager bei schlechter Wertentwicklung rechtfertigen müssen. Wir haben sicherlich in Deutschland einige Probleme mit der Unternehmenskultur, siehe Squeeze-out Telekom-->T-online. Da besteht Veränderungsbedarf. Andererseits würde ich mir von so ein paar Fondsmanagern keine Angst machen lassen. Wenn sie wirklich vor hätten in Deutschland in großem Stil zu deinvestieren, würde das in aller Stille ablaufen. Alles andere drückt den Preis.
Dass das in aller Stille ablaufen würde ist mir auch klar. Schließlich gibts genügend anlagewilliges Kapital, das sie ersetzen würde. Da stimmst du mir als Experte sicher zu.
Was mich aber an deinen Ausführungen interessieren würde: Hedgefonds sind doch nicht auf langfristige Beteiligungen aus? Das höre ich zum ersten Mal. Den Anlegern dürfte es egal sein, ob der Fondverwalter oft rein und raus aus den Kartoffeln springt, solange die Gesamtrendite des Fonds stimmt.
Abgesehen davon glaube ich, dass Browne hier ein Exemple statuieren möchte, ähnlich den Vorgängen neulich an der Deutschen Börse. Und gerade deshalb sollte man standhaft bleiben, auch wenn einem Piech nicht passt.
Also bei Hedgefonds gibts die unterschiedlichsten Strategien. Da gibt es kaum was, was es nicht gibt. In der Regel sind das kurzfristige Anlagen in Derivaten (Warentermingeschäfte, Währungsspekulation etc. ) , da hast Du recht. Da sich Browne aber für Volkswagen zu interessieren scheint, steckt da denke ich eher eine langfristige Strategie dahinter. Das wäre zum Beispiel einfach einen Index abzubilden. Sprich die kaufen alle DAX-Aktien und wenn der DAX insgesamt steigt, machen sie Gewinn. Das ist vor allem attraktiv, wenn man darauf spekuliert, dass der DAX langfristig steigt, wie etwa in diesem Jahr. Worauf Browne genau aus ist, kann ich auch nicht sagen. Vielleicht wollen sie durch Druck von außen eine Konsolidierung einleiten und den Aktienpreis dadurch langfristig in die Höhe treiben, der ja momentan eher im Keller ist. Ein Hedgefonds wird häufig kurzfristige Strategien verfolgen, muss er aber nicht. Im Übrigen wird Browne wahrscheinlich nicht nur Hedgefonds, sondern auch normale aufgelegt haben.
Ein Hedgefonds unterscheidet sich gegenüber "normalen" Fonds nur durch 2 Strategien, die er zusätzlich anwenden darf, die aber einen enormen anstieg des Gewinn- und Risikopotentials bewirken.
a) "Leverage" = Steigerung des Investitionsgrades durch Kreditaufnahme
Bsp.: Ich denke, Bayer-Aktien werden heute ein Plus von 5% machen. Also nehme ich kurzfristig Kredite auf, kaufe wie verrückt Bayer-Aktien und hoffe das der Kurs steigt. Solange mein Kursgewinn über den Finanzierungskosten liegt, kann ich schön absahnen. Wenn Bayer-Aktien einbrechen, dann siehts finster aus (vereinfachte Darstellung)
b) "short selling" = Verkauf von Wertpapiere, die der Fonds nicht besitzt
Bsp.: Bayer Aktien kosten heute 100. Ich verkaufe heute meine mir (noch) nicht gehörenden Bayer Aktien für 100 an jemand anders, muss aber erst in 1 Woche liefern. Ich meine zu wissen, dass in einer Woche die Bayer Aktien nur noch 90 kosten. Wenn das alles so kommt habe ich fein Gewinn gemacht. Wenn die Bayer Aktien in einer Woche 110 kosten, wirds teuer.
Die Details habe ich jetzt mal weggelassen, steht auch bei Wikipedia.