Hier mal ne kleine geschichte in sachen betriebsratsgründung!
ist vielleicht mal ne anregung.
märz 1998 bis okt. 2000 arbeitete ich bei dem tiefbauunternehmen "Heitkamp Wesseling".
winter 1999/2000 bekamen wir unseren lohn immer mit einem monat verspätung. und wenn mans aussprach wurde wir nur belogen und hingehalten. dem unternehmen ging es schlecht. sommer 1999 hatte bereits ein mitarbeiter nach einer betriebsratsgründung angefragt. er wurde nur wegen seiner anfrage vom chef in seiner position zurückgestuft. frühjahr 2000 ging ich zur gewerkschaft um mich über meine kündigungsmöglichkeiten zu informieren. die gewerkschaft überredete bzw. überzeugte mich eine betriebsratswahl anzuleiern. naja, gesagt getan, leierte ich kräftig. prombt bekam ich eine fristlose kündigung, wegen nichterscheinen bei samstagsarbeit, welches ich allerdings einem monat vor meine urlaubsreise nach dänemark(gebucht) bereits ankündigte.
jedenfalls stellte man sich auf einmal quer, und man bestand auf die samstagsarbeit. ich erschien jedenfalls nicht, und hatte prombt die kündigung im briefkasten. naja, ich fuhr erst mal nach dänemark und danach zur gewerkschaft. dort bekam ich rechtsbeihilfe und zwei monate später einen termin vor dem arbeitsgericht. als folge musste ich wiedereingestellt werden und mir musste der volle lohn für die zuhause gesessenen zwei monate gezahlt werden. zwischenzeitlich hatte ich mich übrigens schon mal sicherheitshalber bei anderen firmen beworben.
im august dann schritten wir dann zur tat. es kam zur wahl. mittlerweile war ich mir sogar sicher, das ich schon keine chance mehr hatte, gewählt zu werden. einige vorarbeiter und lehrlinge bekamen jetzt nämlich anrufe, von unserem chef. es stellten sich auf einmal sogar leute zur wahl, die vorher nur aussagen trafen wie : "das hat doch alles keinen sinn" , "was willst du denn damit erreichen" oder " du treibst die firma noch in den ruin"
naja, jedenfalls erfuhr ich, das diese kanditaten etwas mehr geld im lohnbeutel hatten und die leute von ihnen stark beeinflusst zur wahl gingen.
ich wollte diese wahl aber trotzdem durchziehen, und hatte dann auch eine stimme zuwenig in der wahlurne. egal, die leute wollten es so. es kamen also zwei , ich drück es mal freundlich aus
" chefnahe leute in den betriebsrat und eine "arbeitnehmer naher" . der betriebsratsvorsitzende wurde dann ebenfall "chefnah" . es tat sich also nichts. die leute haben sich halt nicht getraut, so zu wählen, wie sie denken. sie hatten angst um ihren job.(ist jetzt meine empfindung, da ich eigentlich ganz beliebt war).
naja, der chef hat halt so reagiert, wie er es am besten tun konnte. er musste die wahl durchgehen lassen und stellte halt seine leute dafür auf.
naja, der "arbeitnehmernahe" mitarbeiter hatte eigentlich keine lust mehr die rechte der arbeitnehmer durchzusetzen. sie warens zum grössten teil ja auch nicht wert. ich bekam dann glücklicherweise im september 2000 einen anruf von einer anderen straasenbaufirma, ob ich bei ihnen nicht sofort anfangen möchte. ich ging also zum alten chef und erzählte ihm von dem angebot.
ich bot ihm an, das ich weiter bei "Heitkamp" bleibe, ab er dafür etwas mehr lohn haben möchte. darauf entgegnete er mir, das ich doch die firma verlassen möchte ich hätte ehe nur unfrieden reingebracht.(dazu muss ich sagen, das ich meiner zeit bei heitkamp 2 lohnerhöhungen rausgehandelt habe) mit beiderseitigen einverständniss brauchte ich die einmonatige kündigungsfrist nicht einhalten und nahm noch meinen restlichen jahresurlaub.
naja, etwas langer text. aber damit wollte ich eigentlich nur mal aufzeigen, das eben doch viele chefs sehr wohl angst vor einer betriebsratswahl haben. und das bestimmt nicht, weil ein betriebsrat eh keine rechte hat, wie einige hier schreiben.
ich wollte dem betrieb auch keineswegs schaden. wer gräbt sich schon das wasser ab.
übrigens, wenn ich hier so gelesen hab, welche möglichkeiten ein chef hat um den betriebsrat eh kalt zustellen, kann ich nur aus meiner erfahrung sagen, das dies nicht stimmt. die einzige möglichkeit, einen betriebsrat kaltzustellen ist, seine leute wählen zu lassen.
was dann die 100% aussagen mit dem arbeitsgericht betrifft, kann ich nur sagen, das ich keins kenne, das einen unbegründeten rauswurf nicht rückgängig gemacht hat. übrigens habe ich meinem damaligen chef auch keine möglichkeit geboten, einen erneuten rauswurf zu rechtfertigen.
genau das ist aber das vorurteil, welches viele arbeitnehmer vertreten. -> "der wirft dich eh wieder raus. der findet schon einen grund"
ich hoffe ich konnte dem " das hat eh keinen sinn"-Gedanken etwas entgegenwirken.
P.S. Heitkamp hat vor 3Jahren insolvenz angemeldet. das unternehmen wurde das sogar noch bis heute vorgeführt mit unserem alten chef als berater. allerdings steht es jetzt vor dem endgültigen aus. Der betriebsrat hat sich übrigens nach ca. einem 3/4Jahr wieder aufgelöst.