aph am 09.05.2005 14:48 schrieb:
kiljeadeen am 09.05.2005 12:10 schrieb:
Ich selbst hab vor einigen Wochen in ein marodes Lokal 50.000€ investiert, damit es wieder hochkommt. Selbst wenn ich diese Information den Medien zukommen lassen würden - glaubst du das interessiert irgendwen? Kaum und das wissen auch die Redalteure und bringen es somit auch nicht.
Der Umstand, daß auch heute noch die mediale Grundregel "only bad news are good news" lautet, ist auch nicht hilfreich.
In diesen Fällen gibt es ja auch keinen öffentlichen Handlungsbedarf (außer dir eine Ehrenmedaille zu verleihen). Aber für die negativen Fälle gibt es diesen Bedarf, denn der Schaden, der von diesen angerichtet wird, ist immens - oft tausende zerstörter Schicksale. Kein Vergleich zu dem "schwarzen Schaf" Ladendieb, z. B..
Für Ladendiebe gibt es Strafen. Leider gibt es derzeit nichts, was die schwarzen Schafe in der Wirtschaft ahndet und behindert, daher ist der öffentliche Disput darüber überfällig.
Dem kann ich mich in keinster Weise anschließen. Mal abgesehen davon, daß ich dafür keine Medaille verdiene, schließlich will ich letztlich aus dem Betrieb irgendwann einmal auch Gewinne erzielen, so fällt mir eine vollkommen realitätsfremde Grundhaltung hier auf.
Was ist bitte der Grund, warum jemand eine Firma gründet? Da gibt es schon einige, aber das Schaffen von Arbeitsplätzen ghört nicht dazu - es ist vielmehr ein Nebenprodukt.
Irgendwer gründet aus irgendeinem Grund eine Firma. Irgendwann kann er alleine die Arbeit nicht mehr bewältigen und nimmt sich Angestellte. Sollte die Arbeit für einige der Angestellten irgendwann wieder wegfallen, dann entläßt man sie wieder, sofern man sie nicht woanders brauchen kann.
Warum auch nicht? Warum sollte der Unternehmer die Leute weiter bezahlen, wenn sie keine relevante Arbeit mehr verrichten? Mit dem so frei werdenden Geld kann man weit sinnvollere Dinge tun als herumsitzende Leute zu bezahlen.
Darüber hinaus solltest du
niemals vergessen, daß die Firma dem Unternehmer und nicht dem Staat gehört. Meine Firma, mein Geld = meine Entscheidung. Wenn ich dumm entscheide, werde ich pleite gehen, wenn ich klug entscheide, dann hoffentlich nicht.
Es ist schon klar, daß es Aufregung über Massenentlassungen gibt. Viele Unternehmer haben das in der Vergangenheit vermieden. Bei einigen ist das gut gegangen, weil sich die wirtschaftliche Situation schnell gebessert hat, während andere in Konkurs gegangen sind und so alle Mitarbeiter auf der Straße gesessen sind. Wäre das besser?
Ein klassisches Kritikbeispiel ist die Bank Austria Creditanstalt in Österreich. Schreiben fette Gewinne (700 oder 800 Millionen Euro, was für ein kleines Land wie Ö sehr viel ist) und bauen trotzdem massiv Personal ab bzw. schrauben die Gehälter nach unten. Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, versteht die österr. Öffentlichkeit die Welt nicht mehr. Es gibt fette Gewinne, die sogar massiv gesteigert werden konnten (schon vor dem Personalmaßnahmen) und trotzdem setzt man solche Maßnahmen, die offensichtlich nicht notwendig sind.
Offensichtlich? Eben nicht! Mehr als den obigen Absatz wissen die meisten auch nicht von der Sachlage und das ist das Problem - die Leute sind uninformiert und bilden sich so ein Urteil, welches nur falsch sein kann.
Tatsächlich ist es nämlich so, daß die BA-CA einen großen Batzen des Gewinnes gar nicht mit dem Österreichgeschäft erreicht hat, sondern mit dem vergleichsweise neuen Ostgeschäft, welches zu 100% für die Gewinnsteigerung verantwortlich ist. Wegen der jahrzehntelangen Abschottung durch den eisernen Vorhang, hatte keine westliche Bank ein brauchbares Filialnetz im Osten. Dann fiel der Vorhang und plötzlich war da ein Markt, aber keine
eigene Infrastruktur. Aufbauen dauert sehr lange und man beginnt bei Null oder man kauft sie einfach inklusive bestehender Kunden zu. Letzteres kostet Geld und das muß man erst einmal haben und genau das ist der Haken. Die Dominaz in diesen Ländern wird sich in den nächsten 3-4 Jahren ergeben. Wer nachher kommt, hat Pech gehabt.
Da sieht die Sache gleich anders aus, oder?
Entweder die BA-CA bringt jetzt bze. in näherer Zukunft das nötige Kapital auf oder sie wird in wenigen Jahren massiv an Marktanteilen verlieren und damit ist nicht nur der Osten gemeint, sondern vorallem das heimische Geschäft. Ein kluger Unternehmer arbeitet mit 2-3 Banken, aber sicherlich nicht mit 20 und wenn es an neuen Standorten keine der eigenen Banken gibt --> dann wechselt man die Bank.
Für das Wertpapiergeschäft ist das Wissen über die Märkte sowieso unerlässlich und wie kann man besser an Information kommen als wenn man auf diesem Sektor
vor Ort aktiv ist?
Nach 3 Fusionen bzw. Übernahmen (Z + LB = BA; BA +CA = BA - CA; BA-CA von HVB gefressen) in weniger als 15 Jahren hat dieses Institut immer noch einen massiven Personalüberhang und der wird jetzt entfernt, weil keine unternehmensrelevante Leistung mehr erbracht wird, mit den aufgewendeten Mitteln aber sehr wohl erbracht werden kann - im Osten halt.
Ich kenne einige Firmen, in denen es in der Vergangenheit Massenentlassungen gegeben hat, sehr gut und diese waren weitgehend unvermeidbar.
Zum Abschluß eine kleine Denkanregung, weil es in dieser Form nie dargestellt wird:
Bei einem Durchschnittslohn von 1.500€ brutto (also eh nicht die Welt), Lohnnebenkosten von rund 100%, 14 Gehältern kommt die beachtliche Summe von 42 Millionen Euro pro Jahr zusammen.
Und jetzt schau dir mal den durchschnittlichen Schuldenstand bei einem Konkurs an - nur Großunternehmen, die schon jahrelang in der Krise waren. Wieviel Geld hätte man mit einer 42 Millionen-Jahresrate wohl an Kreditmitteln bekommen können um das Unternehmen zu retten?
Auch wenn es brutal ist, die Firma ist wichtiger als die dort beschäftigten Menschen, denn letztere hängen weitgehend von der Firma ab. Wieviele Existenzen sind gefährdet/zerstört, wenn die ganze Firma den Bach runter geht? Vergleich das mal mit den Entlassungen.
Sorry, ist ein wenig lang geworden, aber ich schreib heute an einem Gutachten und das muß lang sein - schließlich will der Kunde für sein Geld was haben.