• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

    Forenregeln


    Vielen Dank

FDP-Wahlprog. Was bedeutet das?

Nope81 am 18.05.2009 20:26 schrieb:
nein! Es geht doch nicht darum, das der Patient nach einer bestimmten Zeit rausgeschmissen wird. Es geht darum, das die Krankenkassen die Kosten für die Kalkulation der Beiträge berechnen können. Die sind über Tausende Fälle hinweg einheitlich.

Nur der Arzt ist für die Behandlung im Einzelfall zuständig, möglicherweise noch der Patient, denn man hat ja Einfluss.

Die Krankenkassen sind nur fürs Große Ganze zuständig, die können sagen, es brechen sich Hunderttausend Menschen im Jahr ein Bein, die Behandlung kostet 5000€, wir haben so und soviel Kosten für Beinbrüche.

Und bei bestimmten Behandlungsmethoden wird die Krankenkasse irgendwann feststellen, das die keinen Effekt haben. Stents in den Herzgefäßen - Folgekosten wegen Dauermedikation aber kein besseres Ergebnis --> die Krankenkassen erhöhen die Beiträge für die Leute, die darauf Wert legen.
Homoöpathie ---> kein feststellbarer Effekt --> Man bekommt die nicht mehr bezahlt, oder man bekommt die Beiträge erhöht, wenn man sie bezahlt haben will.

In Bereichen wie Medikamenten und Behandlungsmethoden wo so viel Geld und Eitelkeiten drinstecken gibt es keine objektiven Ansichten außer langfristiger finanzieller Statistik.
Experten welcher Art auch immer, die Sätze festlegen können nur schlechter sein.


ahso.
versteh zwar nicht, wie das im einzelfall zu einer sinnvolleren behandlung als jetzt führen soll, aber es tut sich ein weiteres problem auf:
nach wie vielen jahren glaubst du beurteilen zu können, ob sich z.b. herzoperationstechniken auszahlen?
10?
20?
bis du dich in mehreren anpassungen der beitragssätze an das optimale verhältniss zwischen leute wollens/leute bezahlens/leute profitieren rangetastet hast 50-60? (schließlich kannst du die beiträge nur für neue verträge ändern, d.h. nur über lange zeiträume)
aber wie lange wird die methode wohl unverändert im einsatz sein?
5 jahre?
6 jahre?

bis sich z.b. krebsverursachende aspekte in der kosten-nutzen-rechnung einer krankenkasse überhaupt niederschlagen, vergehen jahrzehnte. dann ist es ein kleines bißchen zu spät, um mit beitragssätzen einzugreifen, da hat man erstmal 1000-10000 fälle, bei denen man nichts mehr verhindern kann.
krankenversorgung ist nicht ohne grund eine primär staatliche sache. private unternehmen haben überhaupt nicht größe, um über retrospektiv greifende marktmechanismen eine optimale lösung zu finden. wenn die nicht über experten im vorraus ermitteln, was sinnvoll ist, dann sind die pleite, ehe sie ihre statistik fertig haben.2
 
Nope81 am 18.05.2009 17:22 schrieb:
Die ganze Sache beruht auf der Ansicht, dass alle an dem System beteiligt sein müssen, darauf, dass private Kassen effizienter sind in der Bewertung von Risiken und Chancen von Behandlungsmethoden, und dass für private Kassen ein gesundes Mitglied mehr wert ist als ein Krankes.

Also, die Aufspaltung in verpflichtende, am Einkommen bemessener Grundversicherung plus freiwilliger Zusatzversicherung, da hatte ich dich wohl falsch verstanden - denn die will ich auch. Was das erste aber mit privaten Versicherungen zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Die Grundsicherung kannst du nicht mit PKs erledigen - wie soll das gehen? Entweder braucht man die Versorgung, weil sie ne Grundversorgung ist, oder nicht. Was hilft dem Patienten dann, dass er ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn die Behandlung teuer ist?

Im Übrigen ist es ein Trugschluss, dass die Privaten besser wirtschaften. Die haben deutlich höhere Verwaltungskosten. Die sind nur deshalb profitabel, weil ihnen "in gesundes Mitglied" mehr wert ist. Müssten die alle Patienten aufnehmen, und nicht nur die, die sie wollen, würden die nie und nimmer so gut wirtschaften können.

Es stimmt übrigens auch nicht, dass unser Gesundheitssystem nur noch teuer und nicht mehr gut ist. Hier ist der neueste OECD-Bericht dazu: Quelle-PDF.

Ausschnitte:
In Deutschland beliefen sich die Gesamtausgaben für Gesundheit im Jahr 2006 auf 10,6% des BIP und lagen damit um mehr als 1,5 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der OECD-Länder von 8,9%. Nur in den Vereinigten Staaten (15,3%), der Schweiz (11,3%) und Frankreich (11,1%) lag im gleichen Jahr der Anteil der Gesundheitsausgaben an der Wirtschaftsleistung höher als in Deutschland.
Gleichzeitig rangiert Deutschland 2006 bei den Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben mit 3 371 US-$ (in Kaufkraftparitäten) nur an zehnter Stelle unter den OECD-Ländern. Im Durchschnitt wendeten die OECDLänder im Jahr 2006 pro Kopf 2 824 US-$ für Gesundheit auf. Die höchsten Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben waren in den Vereinigten Staaten zu verzeichnen (6 714 US-$ pro Kopf im Jahr 2006), gefolgt von Norwegen, der Schweiz und Luxemburg (über 4 000 US-$ pro Kopf).
Die Gesundheitsausgaben sind in Deutschland zwischen 2000 und 2006 real um durchschnittlich 1,4% pro Jahr gestiegen. Das war verglichen mit allen anderen OECD-Ländern der geringste Anstieg in diesem Zeitraum.
...
Die Ausgaben für Arzneimittel machten 2006 in Deutschland 14,8% der gesamten Gesundheitsausgaben aus, ein unter dem OECD-Durchschnitt von 17,6% liegender Wert.
...
In allen OECD-Ländern werden die Gesundheitsausgaben überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten und Mexikos, wo der Anteil des öffentlichen Sektors mit 46% bzw. 44% im Jahr 2006 am geringsten war. In Deutschland lag der öffentliche Anteil 2006 bei 77%, und mithin über dem OECD-Durchschnitt von 73%. Am höchsten war der öffentliche Anteil 2006 mit 91% in Luxemburg und relativ hoch (mit über 80%) noch in mehreren nordischen Ländern (Dänemark, Norwegen, Island und Schweden), der Tschechischen Republik, dem Vereinigten Königreich und Japan.
...
Im Jahr 2006 kamen in Deutschland auf 1 000 Einwohner 3,5 niedergelassene Ärzte, verglichen mit 3,1 Ärzten je 1 000 Einwohner im OECD-Durchschnitt.
...
2006 lag die Lebenserwartung bei Geburt für die gesamte Bevölkerung in Deutschland bei 79,8 Jahren und damit um nahezu ein Jahr über dem OECD-Durchschnitt von 78,9
Jahren. Die Säuglingssterblichkeit ist in Deutschland wie in anderen OECD-Ländern in den vergangenen zehn Jahren erheblich gesunken. Sie lag 2006 bei 3,8 Todesfällen je 1 000 Lebendgeburten, verglichen mit einem OECD-Durchschnitt von 5,2.

Man sieht, wir sind nicht die teuersten, aber natürlich im oberen Bereich (was sich meiner Meinung nach für ein hochentwickeltes Land auch so gehört). Und in der Qualität sind wir auch weit oben. Gibt es hier jemanden, der auch mit einer geringeren Durchschnittslebenserwartung in Deutschland leben könnte?
 
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