aph am 18.05.2009 15:03 schrieb:
Irgendwie scheint mir das nicht recht zusammen zu passen. Vielleicht kannst du es ja mal anhand einiger Beispiele erläutern - der Obdachlose, der junge Manager und der Familienvater.
Ich bin natürlich kein Experte, aber ich stell mir das so vor:
Der Staat legt eine Grundsicherung fest, die jede private Krankenkasse jedem Menschen anbieten muss. Meinetwegen Kostenübernahme bei ambulanter Behandlung mit 100 Euro Selbstbeteiligung im Quartal, Mehrbettzimmer, usw.
Nennen wir Grundtarif für 200€ im Monat (oder bis 10% des Lohnes) , was darüber hinausgeht zahlt der Staat.
Wer mehr will, Chefarztbehandlung, keine Selbstbeteiligung, Einzelbetten, Keramikinlays, der macht das mit seiner Krankenkasse separat aus und zahlt einen anderen Tarif, meinetwegen "Premium plus" für 400 € im Monat. Dazu kommt dann noch Gesundheitssteuer 40€. Oder 100, je nachdem was man braucht um die Kostenübernahme des Staates für die Grundversorgung zu finanzieren.
Der Manager würde dann einen höheren Grundbetrag haben (wenn das prozentual bemessen wird) und für seinen Schickimicki-Kram nochmal Steuern zahlen.
Der Familienvater würde den Grundbetrag zahlen plus frei wählbare Zusätze.
Die Kinder müssten kostenlos grundversichert sein, plus wählbare Zusätze, die man von den Boni bezahlen kann, die der Staat für Kinder gewährt (Kindergeld oder Grundeinkommen oder Steuerfreibetrag, je nachdem)
Wie das beim Obdachlosen ist weiß ich nicht, mir ist der Unterschied zwischen Obdachlosen und Hartz4.Empfängern nicht geläufig. In Deutschland sollte niemand Obdachlos sein, von der sozialen Grundsicherung muss man sich eine Wohnung und was zu essen leisten können. Als Sozialleistungsempfänger wäre die Grundsicherung mit drin. Allerdings müsste derjenige schon eine Versicherungskarte haben, aber das ist ja heut nicht anders.
Die ganze Sache beruht auf der Ansicht, dass alle an dem System beteiligt sein müssen, darauf, dass private Kassen effizienter sind in der Bewertung von Risiken und Chancen von Behandlungsmethoden, und dass für private Kassen ein gesundes Mitglied mehr wert ist als ein Krankes.
Und nicht zuletzt der Ansicht, dass jeder ein Gefühl dafür bekommen sollte, was eine Behandlung kostet, was Medikamente kosten und sich eine Meinung bilden kann ob ein Arztbesuch angemessen ist.
Wer jetzt zum Beispiel aufgrund von BILD-Informationen jeden Morgen mit Tamiflu beginnen möchte, der soll die Pharmaindustrie nicht mit meinem Geld füttern.
Zusammen mit der von mir favourisierten negativen Einkommenssteuer, die einem bedingungslosen Grundeinkommen gleichkommt, können sich auch Hausfrauen (der verdienende Ehemann wird steuerlich als Einzelperson betrachtet), Arbeitslose und Minderjährige selbst versichern.
Der Wille gesund zu leben muss gestärkt werden, private Krankenkassen würden wahrscheinlich ehrlich sagen, dass die Beiträge um 20€ im Monat sinken würden, wenn sich das Rauchverbot durchsetzen würde.