Aber dieses Zerreißen muss man schon auch so verstehen wie die Leute es meinen, nämlich relativ zu ihrer Erwartungshaltung: Wenn die Leute auf Steam scharenweise zwanzig Punkte aufzählen, in denen F4 ihrer Meinung nach schlechter ist als F3, um anschließend ein "Negativ" zu verteilen, dann ist das in erster Linie Enttäuschung. Klar hätten sie das Spiel vollkommen anders beurteilt, wenn es F1 bis F3 nicht gegeben hätte, und ich sage ja auch gar nicht, dass dies eine ideale Art und Weise ist, Spiele zu beurteilen, aber welche Mechanismen da wirken, sollte doch wohl für jeden offensichtlich sein. Dass das Spiel am Ende immer noch als gut genug befunden wird, um es trotzdem durch zu spielen, findet sich in der - auf enttäuschte Erwartungen fokussierten - Rezension dann halt einfach nicht wieder. Das mag nicht objektiv sein, ist aber zumindest authentisch.Ich meinte aber auch nicht die, die es nur Mittelmäßig finden, sondern die, die es wirklich komplett zerreisen und trotzdem 200 Std. auf dem Tacho haben.
Auf der anderen Seite würde ich derartige Meinungsäußerungen aber auch nicht gleich als vollkommen nutzlos ansehen, da hieraus zumindest für jeden klar ersichtlich wird, dass man das Spiel deutlich schlechter findet als den Vorgänger. Die Information, ob es - für sich genommen - trotzdem noch spielenswert bleibt, gut, die muss man sich dann halt woanders besorgen.
Je mehr man in eine Spielereihe oder ein Universum vernarrt ist, desto leidenschaftlicher und emotionaler sind dann eben auch Meinungen und Rezensionen. Ich glaube, bei sehr vielen spielt da einfach auch der Frust eine Rolle, dass sich auch Fallout immer weiter weg vom Rollenspiel zum x-beliebigen Shooter entwickelt. Angesichts des vereinfachten Dialog- und Skillsystems, der üblichen Standardquests und des Mangels an gewaltfreien Konfliktlösungen muss man wirklich nicht besonders bösartig sein, um da auch ein Schielen auf ein noch breiteres Publikum zu vermuten. Und für Hardcore-Fans gibt es - das ist wie in der Musik - nun einmal kaum etwas Schlimmeres als Zugeständnisse an den Mainstream.